Berlin:Polizei fasst Mann, der mehr als 30 Autos angezündet haben soll

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Die Berliner Feuerwehr löscht im März 2016 ein brennendes Auto im Stadtteil Friedrichshain. (Foto: Christian Mang/Imago Images)
  • Drei Taten, bei denen Autos in Brand gesetzt wurden, hat Marcel G. schon gestanden, allerdings ordnet die Berliner Polizei ihm insgesamt 31 Taten zu.
  • Der 30-Jährige war bereits 2016 verhaftet und 2017 in Berlin zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
  • Ob ein politisches Motiv vorliegt, ist unklar. Marcel G. gilt als psychisch labil.

Von Camilla Kohrs, Berlin

Ende Juli, gegen halb drei Uhr in der Früh. Am Tiergarten brennen ein VW und ein Renault, die Flammen beschädigen auch eine angrenzende Wohnung. Ein paar Tage vorher in Schöneberg, um ein Uhr nachts bemerken Zeugen Flammen auf einem Parkplatz. Ein Toyota brennt, die Feuerwehr muss den Brand löschen. Auch ein BMW und ein Renault werden beschädigt.

Insgesamt 31 Taten rechnet die Berliner Polizei dem Mann zu, in mehreren Fällen soll er gleich mehrere Autos auf einmal angezündet haben. Es ist eine der größten Brandserien der vergangenen Jahre in der Hauptstadt, zuletzt kümmerte sich sogar eine eigens eingesetzte Ermittlungsgruppe um den Fall. Am Mittwoch wurde der Haftbefehl dem mutmaßlichen Täter zugestellt. Er ist, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte, der Polizei bereits bekannt: Marcel G. wurde schon im Juli 2016 beim Auto anzünden erwischt.

Die Festnahme von Marcel G. fiel damals mitten in die Hochphase einer Auseinandersetzung zwischen den Bewohnern der Rigaer 94, einem linksautonomen Wohnprojekt in Berlin-Friedrichshain, und dem damaligen Berliner Innensenator Frank Henkel. Der CDU-Politiker stand unter Druck, hatte er doch stets erklärt, diese "Hochburg linksextremistischer Gewalt" nicht zu dulden. Er ließ im Juni das Gebäude teilräumen, eine Aktion, die im Nachhinein als rechtswidrig bewertet wurde. Kurz nach der Räumung brannten in der Umgebung nachts Autos. Dementsprechend groß war die mediale Aufmerksamkeit, als der Zündler gefasst wurde. Aber der Schlag gegen die linksradikale Szene blieb aus.

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Marcel G. hat inzwischen drei der 31 Fälle gestanden

Denn Marcel G. tat damals nur so, als gehöre er zu den Linken der Rigaer Straße. "Ich wollte der linken Szene eine reindrücken", gab er in der Gerichtsverhandlung zu, über die die taz damals berichtete. Eine Zeit lang soll sich G. zum linksradikalen Milieu gezählt haben, bis er 2012 in Hamburg wegen Brandstiftung festgenommen wurde. Damals habe G., der als psychisch labil beschrieben wird, wohl den Ermittlern angeboten, Interna auszupacken und wurde danach von der linken Szene verstoßen. Daraufhin knüpfte er Kontakte ins rechtsextreme Spektrum, war bei Bärgida, dem Berliner Ableger von Pegida, zu sehen.

Trotz der Vorgeschichte geht die Polizei nicht von politisch motivierten Taten aus. Der 30-Jährige sei eher jemand, der begutachtet werden müsste, sagt der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Tatsächlich handelt es sich laut Berliner Polizei nur in wenigen Fällen um politisch motivierte Taten, wenn Autos brennen, meistens seien die Motive eher Vandalismus, pyromanische Tendenzen, Racheaktionen im privaten Umfeld oder Versicherungsbetrug. Von Januar bis Anfang August zählte sie 190 angezündete Autos, weitere 130 wurden durch Flammen beschädigt.

Marcel G. hat inzwischen drei der 31 Fälle, die im Juli und Juni stattfanden, gestanden. Die Polizei prüft derzeit, ob für weitere angezündete Autos als Täter in Betracht kommt. Die Brandserie sei aufgeklärt, schreibt die Polizei in ihrer Mitteilung. Aber wieso hat es so lange gedauert, einen so bekannten Täter dingfest zu machen? Laut Polizei hatte die "Ermittlungsgruppe Nachtwache", die im Juli gegründet wurde, Marcel G. schon länger im Visier, er setzte sich aber nach Hamburg ab. Dort wurde er im August festgenommen - aber nicht wegen der Taten in Berlin. Er versuchte dort wieder ein Auto anzuzünden. Praktisch für die Berliner Polizei: Die konnte ihren Haftbefehl jetzt direkt nach Hamburg schicken.

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