Birmingham:Spezialeinheiten beenden Revolte in britischem Gefängnis

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Gefängniswärter in Schutzmontur kommen am Winson Green Gefängnis an, das von der Sicherheitsfirma G4S betrieben wird. (Foto: REUTERS)
  • Britische Spezialeinheiten haben eine Gefangenenrevolte in Birmingham beendet.
  • Hunderte Gefangene hatten vier Trakte der Haftanstalt mehrere Stunden lang übernommen.
  • Die Revolte könnte mit Personalmangel in Verbindung stehen. Auch gilt die Haftanstalt, wie viele in Großbritannien, als sehr veraltet.

Mithilfe von Spezialeinheiten ist eine schwere Gefängnisrevolte im britischen Birmingham beendet worden. Sogenannte "Tornado"-Truppen, speziell ausgebildete Gefängniswärter, wurden aus anderen Teilen des Landes herbeigebracht. Zusammen mit Bereitschaftspolizisten konnten sie die vier betroffenen Trakte der Haftanstalt am späten Freitagabend wieder unter Kontrolle bringen. Das teilte die private Betreiberfirma des Gefängnisses G4S in der Nacht zu Samstag mit.

Bei den Aufständen, die bereits am Freitagmorgen begonnen hatten, wurde mehreren Medienberichten zufolge ein Gefangener verletzt. Er habe einen Bruch des Kiefers und der Augenhöhle erlitten. Der Schaden im Gefängnis und die Ursachen des Aufstands würden nun untersucht, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Dem britischen Guardian zufolge waren an den Aufständen 260 Insassen beteiligt, die BBC spricht sogar von bis zu 600 Beteiligten. Sie sollen ihre Akten angezündet haben.

G4S teilte mit, dass die Insassen im Laufe des Freitags erst zwei, später vier Trakte der zentral gelegenen Einrichtung übernommen hätten. Polizeiangaben zufolge war es einem Häftling gelungen, einem Mitarbeiter die Schlüssel zu einem Zellentrakt zu entreißen. Das Gefängnispersonal habe die betroffenen Gebäudeteile daraufhin abgeriegelt und sich in Sicherheit begeben. Eine Gefahr für die Öffentlichkeit bestand nach Angaben des Justizministeriums nicht.

Es ist bereits der dritte Vorfall innerhalb weniger Monate

Birmingham ist mit etwas mehr als einer Million Einwohner die zweitgrößte Stadt in Großbritannien nach der Hauptstadt London. Die Haftanstalt im Stadtzentrum ist mit 1450 Insassen eine der größten im Land. Sie stammt noch aus viktorianischer Zeit und gilt, wie viele Gefängnisse im Land, als veraltet. Der Vorfall ist bereits der dritte innerhalb weniger Monate.

POA-Chef Mike Rolfe deutete einen Zusammenhang der Revolte mit akutem Personalmangel an. Mehr als 30 Mitarbeiter hätten das Gefängnis in den vergangenen Wochen verlassen, sagte er der BBC. Der Sender wurde nach eigenen Angaben während der Revolte von mehreren mutmaßlichen Insassen angerufen, die sich über schlechtes Essen, Hygienemängel und fehlendes Personal beschwerten.

Rolfe bezeichnete den Vorfall in Birmingham als vielleicht schwersten dieser Art seit dem sogenannten Strangeways-Aufstand von 1990. Damals hatten anfänglich rund 1000 Häftlinge des gleichnamigen Gefängnisses in Manchester revoltiert und die Haftanstalt schwer beschädigt. Die Unruhen wurden von den Behörden in umstrittener wochenlanger Zermürbungstaktik bekämpft und lösten seinerzeit eine Reihe von ähnlichen Revolten in anderen britischen Gefängnissen

© SZ.de/dpa/jly - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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