Berlin:Von Freizeit und Freiheit

Lesezeit: 1 min

Der Vergnügungspark im Plänterwald rottet seit 13 Jahren vor sich hin. (Foto: Reuters)

Die Achterbahngeschichte des Parks im Berliner Plänterwald nimmt eine neue Kurve: Der in Peru inhaftierte Sohn des damaligen Betreibers will zurück nach Deutschland.

Von Verena Mayer, Berlin

Die Geschichte des Berliner Vergnügungsparks im Plänterwald hat so viele spektakuläre Wendungen wie eine Fahrt mit der Achterbahn, die es hier früher gab. Um nur einige zu nennen: Der Schausteller, der den beliebten Freizeitpark betrieb, ging pleite und setzte sich samt Fahrgeschäften nach Peru ab, wo er mit seinem Sohn versuchte, 167 Kilogramm Kokain nach Deutschland zu schmuggeln, und zwar in einem Karussell mit dem Namen "Fliegender Teppich". Das ging schief, der Betreiber kam 2004 in Berlin in Haft, sein Sohn in Peru. Eine Brandstiftung gab es in dem inzwischen stillgelegten Park auch noch, und der Schweizer Astro-Autor Erich von Däniken würde das Areal gern für einen Ufo-Landeplatz nützen.

Die neueste Wendung hat mit dem Sohn des Betreibers zu tun. Der 34-Jährige soll in Peru eigentlich 20 Jahre wegen Drogenschmuggels absitzen. Das tut er seit 2003 im berüchtigten Gefängnis von Lima, nun will er zurück nach Deutschland. Er hat daher an die Bundeskanzlerin und den Außenminister appelliert, eine Lösung für seine Rückkehr zu finden. Sein Vater hatte die Schuld an der Tat seinerzeit auf sich genommen. Der Deutschen Presse-Agentur in Lima sagte der Mann dieser Tage, dass die Tat in Deutschland nur mit 15 Jahren bestraft worden wäre, man also mit der peruanischen Regierung über eine Reststrafe verhandeln müsste. Am Auswärtigen Amt heißt es, man kenne den Fall, er werde konsularisch betreut.

Und der Vergnügungspark im Plänterwald? Seit 13 Jahren rottet das Areal vor sich hin, es wurde wegen seines morbiden Charmes zu einem beliebten Ausflugsziel für Berliner und Touristen. Pläne, was man aus dem Gelände machen kann, gab es viele, die finanziellen Mittel dazu jedoch nicht. Nun hat der Berliner Senat bekannt gegeben, dass der Park ab 2016 wieder in Betrieb gehen könnte. Allerdings nicht "als Disneyland", sondern eher "in einer minimalistischen Variante", wie es Berlins Finanzsenator ausdrückte. Mit ein bisschen Gastronomie und sehr viel Natur. Von aufregenden Achterbahnfahrten hat man hier fürs Erste genug.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: