Berlin:Zwei Patienten getötet? Anklage gegen Kardiologen

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Auf dem Campus Virchow in Berlin-Wedding arbeitete bis Sommer 2022 der Kardiologe, gegen den nun Anklage erhoben wurde. (Foto: Jürgen Ritter/Imago)

In dem Fall geht es um einen Herzmediziner der Berliner Charité, eine Überdosis Sedierungsmittel und einen zweifachen Mordverdacht. Auch eine Krankenschwester wurde mitangeklagt.

Rund vier Monate nach seiner Verhaftung wegen zweifachen Mordverdachts ist gegen einen Herzmediziner der Berliner Charité Anklage erhoben worden. Mitangeklagt sei eine Krankenschwester wegen des Verdachts der Beihilfe zum Totschlag bei einer der Taten, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit. Zunächst hatte der Tagesspiegel berichtet.

Konkret wird dem 56 Jahre alten Facharzt für Kardiologie zweifacher Mord aus niedrigen Beweggründen vorgeworfen. Der Mediziner soll in den Jahren 2021 und 2022 einen Patienten und eine Patientin, beide 73, mit überdosierten Medikamenten getötet haben. Derzeit werden weitere Patientenakten ausgewertet. Dabei gehe es um die Frage, ob der Mediziner möglicherweise noch weitere Todesfälle zu verantworten haben könnte.

Im ersten Fall soll der 56-Jährige vier Krankenpflegerinnen angewiesen haben, eine eigentlich erfolgreiche Reanimation einzustellen. Außerdem soll er die 39 Jahre alte Mitangeklagte angewiesen haben, dem Patienten eine tödliche Menge eines Sedierungsmittels zu geben. Daran sei dieser jedoch wider Erwarten nicht gestorben. Der Kardiologe soll dem Kranken dann selbst eine tödliche Dosis verabreicht haben, hieß es in einer Mitteilung.

Im zweiten Fall soll der Mediziner der Patientin ohne medizinischen Grund mehrere Dosen eines Sedierungsmittels gegeben haben. "Er soll dabei nicht nur die Arg- und Wehrlosigkeit seiner Opfer ausgenutzt, sondern sich aus eigensüchtigen Motiven auch angemaßt haben, über den Zeitpunkt des Todes seiner Patienten frei entscheiden zu können und zu dürfen", erklärte die Staatsanwaltschaft.

Der Mediziner ist seit 8. Mai in Untersuchungshaft. Die Charité hatte nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Sommer über ein Whistleblower-System einen anonymen Hinweis bekommen. Es war als Konsequenz aus einer früheren Mordserie durch eine Krankenschwester eingerichtet worden. So kamen die Ermittlungen ins Rollen.

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