Beliebteste Vornamen:Kurt und Erwin kommen zurück

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Namensforscher Knud Bielefeld erstellt seit Jahren Listen mit den beliebtesten Vornamen. (Foto: Markus Scholz/dpa)

Jedes Jahr wertet der Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld Daten aus Standesämtern und Geburtskliniken aus. Jetzt hat er seine Liste veröffentlicht - mit kleinen Verschiebungen in der Spitzengruppe und kuriosen regionalen Besonderheiten.

Alle Eltern, die in diesem Jahr ein Kind bekommen haben, mal kurz aufpassen! Emilia, Mia, Sophia, Emma, Lina, Mila, Ella, Leni, Clara. Noah, Matteo, Elias, Finn, Leon, Theo, Paul, Emil, Henry, Ben.

Ist Ihr Kind dabei? Wenn ja, zählen Sie, so würde man im Musikbusiness vielleicht sagen, zum Mainstream. Denn diese 20 Namen, 10 für Mädchen und 10 für Jungen, sind in diesem Jahr die beliebtesten Vornamen in Deutschland.

Erstellt wird die Liste jedes Jahr von dem Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld - und Namenswitze oder Witze über eine Stadt, die es gar nicht gibt, sind an dieser Stelle ausdrücklich verboten. Bielefelds Ranking basiert auf 250 000 im Jahr 2022 von Eltern vergebenen Namen, damit hat Bielefeld etwa ein Drittel aller in Deutschland geborenen Kinder erfasst. Zwei Quellen fließen in die Auswertung ein: zu etwa zwei Dritteln Angaben von Standesämtern und zu etwa einem Drittel Angaben von Geburtskliniken.

Die beiden Top-Ten-Listen - bleiben wir beim Vergleich mit dem Musikcharts - sind bei den Mädchen- und Jungennamen meist über einige Jahre konstant. Bewegung gibt es nur langsam. So steht Emilia bei den Mädchen auf Platz eins, wie schon 2021. Bei den Jungennamen ist Noah - knapp vor Matteo - erneut an die Spitze gelangt, da war er 2020 schon einmal.

Bei den Jungennamen gibt es in der Top Ten mehr Veränderungen als bei den Mädchennamen. Ein neuer Name drängt mit Macht nach oben in den Charts. "Aufsteiger unter den Top-Namen ist der Jungenname Theo. Der ist in den letzten Jahren stetig an die Spitze gestiegen und jetzt schon auf Platz sechs", sagt Bielefeld. Dafür ist der jahrelang enorm beliebte Name Ben im Ranking erneut abgesackt. Neun Jahre lang stand der Jungen-Vorname auf Platz eins, bis er 2020 von dort verdrängt wurde. Mittlerweile ist er nur noch auf Platz 10 der bundesweiten Auswertung zu finden. "Der scheint jetzt so langsam aus der Mode zu kommen und auch langjährige Top-Namen wie Lukas oder Luka verschwinden langsam aus den Vornamen-Listen", so der Namensforscher.

Regionale Unterschiede

Interessant sind einige regionale Unterschiede: "Nach wie vor werden die Namensmoden im Süden langsamer angenommen", sagt Bielefeld. Im Norden seien die Eltern etwas innovativer. So zeigen die Auswertungen für Hamburg, dass dort - im Vergleich zu anderen Regionen - häufig die Namen Bruno, Fiete, Lino, Cleo, Isabella und Lotte vergeben werden. In Schleswig-Holstein sind auch Enno, Jonte, Lasse, Enna, Jonna und Liv sehr beliebt. Eltern in Mecklenburg-Vorpommern entschieden sich oft für Hugo, Pepe, Frieda, Merle und Thea. Typische Vornamen für Niedersachsen sind Hanno, Keno, Tammo, Hedi, Jette und Jonna.

In Bayern stehen Sophia und Elias an der Spitze des Bielefeldschen Namens-Rankings. In den Top Ten befinden sich auch Namen wie Lukas, Felix, Maximilian, Anna, Leonie und Lina. Es gibt in Bayern also durchaus Unterschiede zu den bundesweiten Favoriten. So finden sich mit Mila, Ella, Leni und Clara vier in Deutschland äußerst beliebte Mädchen-Vornamen überhaupt nicht unter den Top Ten. Bei den Jungen landete der bundesweite Spitzenreiter Noah im Freistaat gerade einmal auf Platz acht, der Zweitplatzierte Matteo schaffte es ebenso wenig unter die beliebtesten zehn wie Finn, Theo, Emil, Henry und Ben. Und natürlich gibt es darüber hinaus noch bayerische Vorlieben: Zu ihnen gehören Benedikt, Ludwig, Sebastian, Franziska, Magdalena und Valentina.

In Sachsen gibt es eine auffällige Häufung von Kurt. Ob das darin liegt, dass das Bundesland lange einen Ministerpräsidenten hatte, der auf diesen Vornamen hörte, lässt sich aus Bielefelds Daten nicht herausdestillieren. "Der kommt in Sachsen sehr, sehr, sehr oft vor und im Rest von Deutschland nicht so häufig", sagt der Namensforscher. Zudem gebe es einen weiteren neuen Retro-Namen: Erwin. "Jahrelang wurden überhaupt keine Kinder Erwin genannt. Aber der taucht jetzt wieder auf - und den werde ich beobachten", sagt Bielefeld.

In Baden-Württemberg sind Sophia und Noah die beliebtesten Babynamen. Bei den Mädchen folgen auf Sophia die Namen Mia, Emma und Lina sowie Emilia. Bei den Jungen gehören neben Noah die Namen Elias, Leon, Luca und Matteo zu den Top Five.

In Nordrhein-Westfalen stehen - genau wie in der bundesweiten Auswertung - Emilia und Noah an der Spitze. Daneben sind die Namen Ali, Phil, Thilo, Elif, Aleyna und Meryem im Vergleich zum restlichen Deutschland recht häufig vertreten.

In Berlin und Brandenburg sind Charlotte und Oskar die beiden beliebtesten Vornamen. Bei den Jungen ist Liam auf Platz zwei. Mathilda schafft es bei den Mädchen auf Platz vier. Relativ häufig waren auch Erwin, Kurt, Otto, Erna, Holly und Lieselotte.

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