Barcelona:Amoklauf an Schule

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Polizisten schirmten am Montag die Schule nach der Bluttat ab. (Foto: Gustau Nacarino/Reuters)

Ein 13-Jähriger in Barcelona tötet einen Lehrer mit Dolch und Armbrust. Die Tat galt offenbar jemand anderem.

Von Thomas Urban, Madrid

Die katalanische Hauptstadt Barcelona steht unter Schock, nachdem ein 13-jähriger Schüler einen Lehrer mit einer Armbrust niedergestreckt und dann mit Messerstichen getötet hat. Nach Aussagen von Mitschülern galt die tödliche Attacke gar nicht dem Opfer, sondern vielmehr der Klassenlehrerin des Täters. Die Lehrerin hatte in der vergangenen Woche einen Freund des Täters wegen wiederholter Verspätungen gerügt. Der Getadelte griff sie daraufhin an und fügte ihr leichte Verletzungen zu. Die Schulleitung schloss ihn deshalb vom Unterricht aus. Bei der Attacke am Montag handelte es sich nun also um einen Racheakt für einen angeblich ungerecht behandelten Freund.

Der Angreifer verwundete vier weitere Personen, drei konnten nach ambulanter Behandlung das Krankenhaus verlassen. Der Täter ist noch nicht strafmündig, er wurde nach einer Untersuchung im Krankenhaus zur Staatsanwaltschaft gebracht, die für Täter im Kindesalter zuständig ist, und dort von Psychologen befragt. Die Presse zitierte Lehrer mit den Worten, der Schüler stamme aus einer "normalen, gutbürgerlichen Familie ohne Probleme", das Ganze sei unbegreiflich.

Schauplatz des Verbrechens war die nach einem katalanischen Maler benannte Joan-Fuster-Schule im Norden Barcelonas. Der Täter kam spät zum Unterricht, neben der Armbrust und einem Dolch trug er eine geladene Schrotpistole bei sich. Doch fand er in seiner Klasse nicht die Lehrerin vor, die er offenbar suchte. Also stürzte er sich auf deren Tochter, die Schülerin in der Klasse ist, und stach ihr ins Bein. Auf Hilfeschreie hin eilte ein Aushilfslehrer für das Fach Sozialkunde, der erst seit zwei Wochen an der Schule unterrichtete, in den Raum - und wurde von einem Holzpfeil in den Bauch getroffen. Danach stürzte sich der Täter mit dem Dolch auf ihn.

Anschließend fand der 13-Jährige auch die Lehrerin und versuchte, ihr ins Gesicht zu stechen. Da sie rechtzeitig den Kopf abwendete, kam sie mit einer leichten Schnittwunde davon, wie auch eine hinzueilende Kollegin. Ein 14-jähriger Klassenkamerad, der sich dazwischenwerfen wollte, bekam jedoch einen Stich in die Brust; er musste im Krankenhaus bleiben, ist aber nicht in Lebensgefahr. Spezialkräfte der Polizei waren schnell am Ort und konnten den Täter problemlos überwältigen. In seinem Ranzen wurden Materialien gefunden, aus denen er nach Angaben der Polizei vermutlich einen Molotowcocktail bauen wollte.

In Spanien gelten für Armbrüste dieselben gesetzlichen Regelungen wie für Schusswaffen, die Besitzer müssen also volljährig sein und benötigen eine Lizenz. Über die Herkunft der Armbrust machte die Polizei zunächst keine Angaben. Ein Schüler berichtete den Medien, dass es sich um einen Eigenbau handle: der Bogen sei aus Holz gefertigt, auch Federn aus Kugelschreibern seien verwendet worden.

Die Schulleitung teilte mit, dass für Dienstag anstatt des Unterrichts Gesprächskreise und Einzelgespräche mit Psychologen vorgesehen seien. Auch die Eltern seien dazu eingeladen. Doch am Mittwoch werde wieder planmäßig Unterricht stattfinden. Dem Täter dürfte die Einweisung in ein geschlossenes Erziehungsheim bevorstehen.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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