Bankbetrug mit Jack-Nicholson-Passbild:Einer flog aus der Schalterhalle

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Hohe Stirn, tiefe Falten, dreieckige Brauen: Der Mann auf dem Passbild ist unverwechselbar Jack Nicholson. Der Mann, dem der Ausweis gehört, aber nicht. Deswegen sitzt der Brasilianer Ricardo Sergio Freire de Barros jetzt in Untersuchungshaft.

Lena Jakat

Mit diesem Pass versuchte ein Brasilianer ein Bankkonto zu eröffnen - doch der offensichtliche Schwindel flog auf. (Foto: AFP/POLICIA CIVIL/SZ.de)

Unfreiweilliger Patient einer Psychiatrie in Einer flog übers Kuckucksnest, verlorener Rentner in About Schmidt, neurotischer Schriftsteller in Besser geht's nicht: Jack Nicholson hat in seinen Glanzrollen durchaus Wandlungsfähigkeit unter Beweis gestellt.

Überzeugend das Äußere eines 41-jährigen Brasilianers anzunehmen, dürfte allerdings selbst dem dreifach Oscar-prämierten Schauspieler schwerfallen. (Auch wenn der 74-Jährige im vergangenen Jahr in einem Interview zu Protokoll gab: "Ich sehe nicht besonders gut. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich mich deswegen darin manchmal so, wie ich als junger Mann ausgesehen habe.") Umgekehrt gelang es auch Ricardo Sergio Freire de Barros nicht, über die optischen Differenzen zwischen sich und dem Hollywood-Veteranen hinwegzutäuschen. Weshalb Freire de Barros jetzt im Gefängnis sitzt.

In der brasilianischen Metropole Recife hatte der Mann versucht, ein Bankkonto zu eröffnen - mit einem gefälschten Ausweis, auf dem ein Foto Nicholsons klebte. Den Namen des Schauspielers benutzte Freire de Barros allerdings nicht, sondern gab sich als Pedro dos Santos aus.

Wie CNN berichtet, war die Polizei dem Mann seit drei Monaten auf der Spur. Er soll gefälschte Ausweisdokumente benutzt haben, um Kreditkartenkonten zu eröffnen. Diese habe er dann heillos überzogen und die Banken auf den Schulden sitzen lassen. Als er verhaftet wurde, hatte er nach Angaben der örtlichen Polizei sechs verschiedene Ausweise sowie etliche Scheckbücher und Kreditkarten bei sich. Ob auch welche dabei waren, die auf Brad Pitt oder George Clooney liefen, ist nicht bekannt.

Warum der Betrüger sich ausgerechnet Jack Nicholson auf den Ausweis klebte, bleibt rätselhaft. Warum dieses markante Gesicht mit den charakteristischen Falten und Augenbrauen, mit diesem durchdringenden Blick? Die ganze Welt ist doch voll von austauschbaren Gesichtern. Da hätte der Schwindler sich gleich einen gezeichneten Panzerknackerkopf für sein Alter Ego wählen können.

Vielleicht hat der Mann aber auch einfach gehofft, dass durch den Ausweis ein wenig von Nicholsons legendärer Verführungskunst auf ihn abfällt. Falls das seine Absicht war, wurde Freire de Barros wohl auch in diesem Punkt bitter enttäuscht. Denn viel ist da offenbar nicht mehr, was abfärben könnte . "Ich kann in der Öffenlichkeit keine Frauen mehr ansprechen", gestand der Hollywoodstar in einem ausführlichen Interview mit der Daily Mail. "Ich habe das nicht so entschieden; in meinem Alter fühlt sich das einfach nicht richtig an." Dennoch genieße er sein Leben, sagte der Sohn eines Showgirls, erst kürzlich habe er realisiert, dass er im Paradies lebe.

Auf seinen unbekannten Doppelgänger aus Brasilien trifft diese Feststellung nicht zu. Er sitzt in Haft und wartet auf seinen Prozess.

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