Australien:Von Möwen und Pferden

(Foto: Scott Barbour/Getty Images)

Den wilden Australiern genügt ein Pferderennen, um den Feiertag "Melbourne Cup Day" auszurufen. Obligatorisch ist das Festmahl - erst für die Menschen, dann für die Vögel.

Von Roman Deininger

Die Australier sind weltweit für ihr grundsätzlich sonniges Verhältnis zum Leben und ihren feinen Sinn für den Müßiggang bekannt. Bemerkenswert dabei ist, dass die Welt darin ausdrücklich einen positiven Wesenszug sieht, ja vielleicht sogar ein bisschen neidisch ist. Die schwermütigen Deutschen zum Beispiel brauchen ja schon die ganz gewichtigen Anlässe, um mal einen gesetzlichen Feiertag zu erklären, das Reformationsfest oder Allerheiligen. Die Australier sind da pragmatischer: Ihnen genügt ein Pferderennen. Der "Melbourne Cup Day", immer der erste Dienstag im November, ist zumindest im Bundesstaat Victoria ein offizieller Feiertag - und im Rest des Landes auf jeden Fall ein gefühlter. "Das Rennen, das eine Nation anhält": Spätestens, wenn die Vollblüter im Flemington Racecourse in Melbourne auf die Strecke gehen, stellen die Australier die Arbeit ein. Sie treffen sich zu landestypisch wilden Partys, verkleiden sich aufwendig (große Hüte immer gern genommen, siehe Australier-Spalte) und platzieren unverantwortlich hohe Wetten auf Pferde, deren lustige Namen sie noch nie zuvor gehört haben. Wer ganz großes Glück hat, ist selbst mit dabei auf den Rängen im Oval von Melbourne und feiert mit den Möwen das Glück, Australier zu sein.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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