Amanda Knox: Die Reaktionen im Gerichtssaal:Jubel und Bestürzung in Perugia

Kurz vor 22 Uhr fällt am Montag in Perugia das Urteil in einem der spektakulärsten Mordprozesse, die Italien je erlebt hat. Amanda Knox wird vom Vorwurf des Mordes an einer Studentin freigesprochen - ihre Familie reagiert mit Jubel, die Ankläger sind geschockt. Eindrücke vom Moment der Urteilsfindung.

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Kurz vor 22 Uhr wird am Montag in Perugia das Urteil in einem der spektakulärsten Mordprozesse gesprochen, die Italien je erlebt hat. Amanda Knox wird vom Vorwurf des Mordes an einer Studentin freigesprochen - ihre Familie reagiert mit Jubel, die Ankläger sind geschockt. Eindrücke vom Moment der Urteilsfindung. Der Moment, der ihr Leben verändert und noch einmal beginnen lässt: Amanda Knox bricht in Tränen aus, als sie im Berufungsprozess um den gewaltsamen Tod von Meredith Kercher im Jahr 2007 freigesprochen wird. "Weil sie die Tat nicht begangen haben" - einen vollkommeneren Freispruch gebe es nicht, kommentierten italienische Medien. In erster Instanz wurde sie 2009 zu 26 Jahren Haft verurteilt. Knox ist heute 24 Jahre alt. Auch ihr als Mittäter verurteilter Ex-Freund Raffele Sollecito wird nun freigesprochen."Ich bin unschuldig, Raffaele ist unschuldig, ich bestehe auf unserer Unschuld", sagte sie in ihrer letzten Erklärung noch am Morgen.

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Auch Edda Mellas, Mutter der Angeklagten reagiert mit Tränen der Erleichterung. "Amanda hat vier Jahre gelitten für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hat", erklärt Knox' Familie.

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Verteidiger und Familien liegen sich in den Armen. Auch vor dem Gerichtssaal entläd sich die Spannung: Jubelnde Fans haben Fotos und eine Statue von Amanda Knox mitgebracht.

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Die Freisprüche von Amanda Knox und Raffaele Sollecito sind auch ein persönlicher Erfolg für sie: Giulia Biongiorno, die Verteidigerin von Raffale Sollecito, der sie hier umarmt. Die Anwältin und italienische Parlamentarierin hat in ihrem Leben einige Prozesse ausgefochten, die unter extremer medialer Beobachtung standen - und auch die Verteidigung von Giulio Andreotti übernommen, als dieser Anfang der Neunziger Jahre unter Mafia-Verdacht stand. Vor Gericht beschrieb sie das mediale Bild von Knox als radikal verzerrt - diese sei wie Jessica Rabbit, eine laszive, männermordende Cartoonfigur, beschrieben worden. Zugleich hat auch die Knox-Familie die Berichterstattung befeuert: Die Angehörigen der Angeklagten sollen einen  Millionenbetrag für PR aufgewendet haben. Tatsächlich war der mediale Druck enorm: 400 Journalisten waren vor Ort, als das Urteil nun fiel. 

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Ebenfalls in Tränen brach Stephanie Kercher aus - die Schwester des Opfers. "Wir verstehen nicht, wie es möglich ist, das erste Urteil so komplett umzudrehen", erklärten die Angehörigen des Opfers. Sie hatten noch kurz vor der Urteilsverkündung ihr Vertrauen in die italienische Justiz unterstrichen.

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Arline Kercher, Mutter des Opfers, zeigte sich erschüttert. Das Gericht mag den Freispruch mit großer Entschiedenheit vorgetragen haben, doch die Familie fühlt sich betrogen. Ein Gutachten zweier Wissenschaftler der römischen Universität Sapienza hatte von den Hauptbeweisstücken der Anklage nichts übrig gelassen. Die Familie hofft nun in höchster Instanz auf Genugtuung für den Tod von Meredith Kercher und rückt den Fall  in die Nähe des Justizthrillers um OJ Simpson. Vater John Kercher sagte, das Urteil sei nicht zu verstehen: "Meredith' Körper wies 47 Wunden auf. Zwei Messer wurden benutzt. Eine einzige Person konnte das nicht anrichten. Wie konnten sie das ignorieren?"

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Die Staatsanwälte Giuliano Mignini (Mitte) und Manuela Comodi kündigten an, Berufung einlegen zu wollen. Es bleibt ihnen das Kassationsgericht in Rom als dritte und letzte Instanz.

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Auch vor dem Gerichtssaal entlud sich die Spannung nach dem Urteil: Jubel der Anhänger mischte sich mit Buh-Rufen und Beschimpfungen: "Vergogna" (Schande), dieses Wort war im Gerichtssaal und davor zu hören, als Amanda Knox ins Auto stieg. "Amanda darf wieder leben", strahlte eine Freundin der Freigesprochenen, um dann vor laufender Kamera in Tränen auszubrechen. Knox kann sich nun frei bewegen - und will noch am Dienstag Italien verlassen.

© sueddeutsche.de/dpa/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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