Anonyme Alkoholiker:Nur wenige Alkoholabhängige beginnen Therapie

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1,3 Millionen Alkoholiker gibt es in Deutschland - nur zehn Prozent von ihnen sind in Behandlung. (Foto: dpa)

In den USA sind sie eine Institution, in Deutschland führen sie eher ein Schattendasein: Der deutsche Ableger der Anonymen Alkoholiker wurde vor 60 Jahren gegründet. Nur ein Bruchteil der Abhängigen in der Bundesrepublik findet jedoch den Weg zu den Treffen.

Etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland gelten nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung als alkoholabhängig - aber nur zehn Prozent davon machen eine Therapie. 60 Jahre nach ihrer Gründung beklagen die Anonymen Alkoholiker (AA) geringe Mitgliederzahlen: Nur 25.000 Mitglieder zählen sie deutschlandweit.

Viele Alkoholkranke suchten keine Hilfe, sondern säßen "in der Kneipe" und "söffen sich zu Tode", sagte ein AA-Mitglied bei einer Pressekonferenz der Organisation in München. Jedes Jahr sterben in Deutschland nach Angaben der Bundesregierung 74.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen ihres Alkoholmissbrauchs.

Die erste AA-Gruppe wurde 1935 in New York von einem Chirurgen und einem Börsenmakler gegründet, der Name kam erst später und geht auf einen Buchtitel aus dem Jahr 1939 zurück. Die erste deutsche Gruppe entstand vor sechs Jahrzehnten, im Jahr 1953. Damals riefen amerikanische Besatzungssoldaten in einer Zeitungsannonce zur ersten Versammlung am 1. November im Hotel Leopold in der Münchner Innenstadt auf.

Heute gibt es nach AA-Angaben etwa 2400 Gruppen in ganz Deutschland, den größten Anteil (etwa 32 Prozent) machen im deutschsprachigen Raum Mitglieder zwischen 51 und 60 Jahren aus, etwa ein Drittel sind Frauen. Mehr als 35 Prozent der Mitglieder sind Rentner, gefolgt von Angestellten und Beamten (24 Prozent) sowie Freiberuflern (11 Prozent). Heute sehen die Mitglieder der Selbsthilfeorganisation weniger Ressentiments gegen Abhängige. "Früher fand Alkoholmissbrauch noch sehr viel mehr im Verborgenen statt", hieß es.

Besonders erschreckend: 26.349 Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 19 Jahren wurden wegen "Komasaufens" 2011 stationär in einem Krankenhaus behandelt, 354 mehr als 2010, aber 79 weniger als 2009.

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