Afghanistan:Todesstrafe für Lynchmord an Studentin in Kabul

Vier Männer wurden zum Tode verurteilt. Sie hatten eine junge Frau in Kabul gelyncht. (Foto: REUTERS)
  • Vor sechs Wochen haben Hunderte Menschen eine Frau in Kabul angegriffen. 49 Personen sind wegen des Lynchmords angeklagt worden.
  • Ein Gericht in Kabul hat nun gegen vier Angeklagte die Todesstrafe verhängt, gegen acht weitere Freiheitsstrafen. Gegen 19 Polizisten, die nicht eingegriffen haben, soll das Urteil am Samstag fallen.

18 Verdächtige wurden freigesprochen

Nach dem Lynchmord an einer 27-Jährigen wegen angeblicher Blasphemie in Kabul hat ein Gericht in der afghanischen Hauptstadt vier beschuldigte Männer zum Tode verurteilt. Richter Saifullah Mudschadidi befand sie in der im Fernsehen übertragenen Verhandlung in erster Instanz für schuldig, "Farkhunda getötet und ihre Leiche verbrannt zu haben". Der Lynchmord fand am Tag vor den Augen der Polizei statt.

Gegen acht weitere Männer verhängte Mudschadidi am Mittwoch jeweils 16 Jahre Haft, 18 Verdächtige sprach er frei. Gegen 19 Polizisten, denen unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen wird, will das Gericht am Sonntag ein Urteil fällen. Die Verurteilten können Berufung einlegen. Es sind die ersten Urteile in dem Fall, der in Afghanistan und international für Entsetzen sorgte.

Tagelange Proteste nach Lynchmord an der jungen Frau

Afghanistan
:Mob lyncht Frau in Kabul

Erst schlugen sie zu Hunderten mit Stöcken auf die Frau ein und traktierten sie mit Schlägen, dann zündeten sie ihre Leiche an: In Kabul hat ein wütender Mob eine 27-Jährige gelyncht. Gerüchten zufolge soll die psychisch kranke Frau zuvor einen Koran verbrannt haben.

Vor sechs Wochen hatte eine Menschenmenge nach Angaben der Polizei in der afghanischen Hauptstadt Kabul eine 27-jährige Frau totgeprügelt und dann verbrannt. "Hunderte attackierten sie auf der Straße mit Steinen und Stöcken", sagte der Leiter der Kriminalpolizei in einem Bericht der BBC. Zuvor hatte ihr ein Mullah zu Unrecht vorgeworfen, einen Koran verbrannt zu haben.

Die Familie der 27-Jährigen, einer Absolventin der Islamwissenschaften, widersprach der Darstellung. Vor der Moschee hatte sich die junge Frau mit dem Mullah über dessen Verkauf von Glücksamuletten gestritten.

Der Fall hatte in Afghanistan tagelange Proteste ausgelöst und ein Schlaglicht auf die Lage der Frauen in dem Land gelenkt. Hunderte Menschen nahmen an der Beisetzung des Opfers teil.

© Sz.de/afp/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: