Abzocke mit falscher Magie:Fauler Zauber

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Sie hatte verzweifelten Menschen das Blaue vom Himmel versprochen. Doch die Wahrsagerin war nur auf Geld aus. Nun steht die Frau vor Gericht - bis zu 630.000 Euro hat sie ergaunert.

Wer hört nicht gern, dass die persönliche Zukunft jede Menge Liebes- und Karriereglück bereithält? Sogar ein Lottogewinn wartet schon. Eine Wahrsagerin aus Karlsruhe, die ihren Kunden diese und ähnliche Annehmlichkeiten versprach, steht nun wegen Betrugs vor dem Baden-Badener Landgericht.

Der Blick in die Glaskugel soll einer Wahrsagerin aus Karlsruhe insgesamt 630.000 Euro beschert haben. (Foto: Symbolfoto: iStock)

Zwischen 2003 und 2007 hatte sie, so der Vorwurf, gutgläubigen Kunden in 228 Fällen Hilfe bei Krankheiten und in schwierigen Lebenslagen zugesagt. Mit dem Weissagungen soll sie 630.000 Euro ergaunert haben.

"Ich wollte ihnen wirklich helfen", beteuerte die Frau beim Prozessauftakt. Eines ihrer Opfer hatte der vermeintlichen Hellseherin allein 80.000 Euro gezahlt.

Auch den Staat soll sie um eine hübsche Summe erleichtert haben. So wirft die Staatsanwaltschaft ihr vor, unberechtigt Arbeitslosengeld in Höhe von mehr als 30.000 Euro eingesackt zu haben.

Ihr "magisches Handwerk" habe sie bei ihrer Oma gelernt, berichtete die Angeklagte dem Gericht. Die Schule habe sie nur wenige Tage besucht, eine Ausbildung absolvierte die Frau nie, auch schreiben und rechnen könne sie nicht. Geldscheine aber könne sie erkennen, sagte sie den Richtern.

Heißer Draht zur Geisterwelt

Die Idee, mit den übersinnlichen Fähigkeiten Geld zu machen, kam der Frau erst nach einiger Zeit. So habe sie nur Bekannten und Freunden mit ihren Ritualen aus Afrika oder Brasilien helfen wollen.

Da ihre Tochter aber seit der Geburt behindert sei und teuere Medikamente benötigte, habe sie Zeitungsinserate aufgegeben und nach liquiden Kunden gesucht, sagte die ganz in Schwarz gekleidete Frau. Auch Kontakt zu Geistern habe sie aufgenommen. "Ich glaube an meine Arbeit und weiß, was ich tue", betonte sie.

Wie im Einzelfall diese Arbeit aussah, dazu wollte sich die Frau weder vor Gericht noch bei dem psychiatrischen Gutachter äußern. "Über die Rituale darf ich mit Uneingeweihten nicht reden, sonst werden die Geister böse", zitierte sie der Gutachter.

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