Angler holt Rekord-Fisch aus dem Neckar:"Ich bin beim Kampf mit einem Wels ins Wasser gefallen"

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Fische können für Peter Merkel nicht zu groß oder zu glitschig sein. Deutschlands oberster "Welsjäger" holte jüngst einen 216 Zentimeter Waller aus dem Neckar. Eine halbe Stunde kämpfte er mit dem Tier. Ein Anruf bei einem, der auszog die Ungeheuer in deutschen Flüssen zu jagen.

Jana Stegemann

Ein Tiefsee-Monster aus der Urzeit? Oder sind gar Haie im Süßwasser heimisch geworden? Mit Fischen, wie wir sie in unseren Breiten kennen, hat der jetzt im Neckar erlegte Wels, dessen Foto jüngst durch die Medien geisterte, jedenfalls nicht viel gemein. Mehr als zwei Meter lang und etwa 70 Kilo schwer ist der Fang von Peter Merkel. Der 44-Jährige aus Eberbach hat mal Maler und Lackierer gelernt, arbeitet aber mittlerweile für einen Angelgerätehersteller. Er testet Netze, Angeln und Zubehör. Und fängt Welse, seit 20 Jahren nun schon. "Die wachsen bis an ihr Lebensende und können 100 Jahre alt werden", erklärt der Experte. Nicht der einzige Grund, weshalb er von den furchterregenden Fischen fasziniert ist.

In der Anglerwelt ein Star: Peter Merkel holte diesen 216 Zentimeter langen Wels aus dem Neckar bei Rockenau. Der 44-Jährige ist Deutschlands "Welsjäger Nummer eins". (Foto: dpa)

Süddeutsche.de: Wie ködert man einen Wels? Ein einfacher Regenwurm tut es ja wohl nicht, oder?

Peter Merkel: Welse mögen am liebsten kanadische Riesen-Tauwürmer. Davon braucht man dann 30 Stück auf einmal. Es gehen aber auch tote Fische oder eingefrorene Calamari als Köder.

Süddeutsche.de: Wie lief das bei ihrem jüngsten Fang?

Merkel: Ich saß jede freie Minute am Wasser, jedes Wochenende. Das ist mein erster großer Fang dieses Jahr. Am Wels fasziniert mich die Größe, die Kampfstärke, das Geheimnisvolle. Man sieht ihn ja nicht. Man kann Stunden und Tage ins Wasser gucken. Er bleibt in der Tiefe verborgen.

Süddeutsche.de: Wo findet man denn solche großen Welse?

Merkel: Vor allem an Außenkurven des Flusses, im tieferen Bereich.

Süddeutsche.de: Einmal am Haken fangen die Schwierigkeiten ja erst an: Wie bekommt man so ein Ungeheuer aus dem Wasser?

Merkel: Mit einer Spezialangel, die verstärkt ist. Der Wels, den ich jetzt aus dem Neckar gezogen habe, wiegt fast 70 Kilogramm. Der Kampf zwischen Mann und Fisch kann sich über eine halbe Stunde hinziehen. Ich bin auch schon ins Wasser gefallen, so ein Wels hat mehr Kraft als ein Mensch. Ich hole die Welse aber meist alleine raus.

Süddeutsche.de: Und dann?

Merkel: Das Gesetz schreibt vor, dass man ihn töten muss, damit der Fisch die Qualen des erneuten Gefangenwerdens nicht noch einmal erlebt. Um ihn zu betäuben, haut man dem Fisch etwas Schweres auf den Kopf. Dann muss man ihn mit einem Herzstich töten. Ich verwende dazu ein Messer. Weiter schreibt das Gesetz vor, den Fisch sinnvoll zu verwerten.

Süddeutsche.de: Bei Ihnen kommt also täglich Fisch auf den Tisch?

Merkel: Nicht jeden Tag, aber oft. Wels schmeckt gut. Von einem 70 Kilo schweren Tier bleiben allerdings nur 25 Kilo Filet. Ein Drittel ist Kopf, ein großer Teil Schwanz und an der unteren Seite ist nur Fett.

Süddeutsche.de: 2001 soll in Mönchengladbach ein Wels einen Dackel samt Halsband verschlungen haben.

Merkel: Das halte ich für übertrieben. Wenn der Dackel schon tot im Wasser trieb, wäre es realistisch. Enten holt sich der Wels allerdings schon.

Süddeutsche.de: Sind Welse auch für Menschen gefährlich?

Merkel: Es schwimmen viele große Welse in den Baggerseen. Aber das sind nachtaktive, lichtscheue Fische. Bisher ist noch nie etwas passiert.

Süddeutsche.de: Aber beißen könnten die Welse schon?

Merkel: Die haben Zähne wie Reibeisen - nicht spitz wie die vom Hecht. Aber Schürfwunden dürften die stumpfen Zähne schon verursachen. Allerdings ist noch kein Fall bekannt.

Süddeutsche.de: Das vermeintliche Krokodil im Klausensee soll jetzt doch ein Biber gewesen sein. Käme auch ein Wels infrage?

Merkel: Ja, das könnte gut sein. Wenn Welse wegschwimmen, bewegen sie sich wie Krokodile. Ein Biber sieht ja nicht aus wie ein Krokodil. Ein Wels hat von oben betrachtet aber schon eine gewisse Ähnlichkeit.

Süddeutsche.de: Was sagen Tierschützer zu Ihren Angel-Rekorden?

Merkel: Tierschützer verstehen mein Hobby falsch. Ich darf den Wels ja nicht zurückschmeißen, sonst bekomme ich eine Anzeige. Ich würde es aber gerne. Im europäischen Ausland ist das Zurücksetzen erlaubt. In Italien und Frankreich, wo ich auch oft angele, lasse ich die Welse leben. Es geht beim Angeln nicht ums Essen, sondern um den Fang. Und ums Foto.

Süddeutsche.de: Eine Kamera haben Sie also immer dabei?

Merkel: Klar, ich habe Hunderte Fotos. Bei mir zu Hause hängen sicher 200 an der Wand. 221 Zentimeter ist Rekord in Deutschland, im Ausland habe ich schon mal einen 258-Zentimeter-Wels gefangen.

Süddeutsche.de: Wie kommt Ihr Hobby bei Frauen an?

Merkel: Fürs Angeln haben Frauen kein Verständnis. Wenn man eine kennenlernt, sagt man besser: 'Ich bin Surfer.'

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