Zwischen Rindermarkt und Marienplatz:Platzverweis für Autos

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Mit dem Durcheinander in der Altstadt soll bald Schluss sein: Die Verbindung vom Rindermarkt zum Marienplatz sollen nur noch Fußgänger, Radler und Busse nutzen dürfen.

Katja Riedel und Martin Jäschke

Das tägliche Verkehrschaos in der Münchner Altstadt zwischen Rindermarkt und Marienplatz soll bald der Vergangenheit angehören. Das Planungsreferat hat ein Konzept erarbeitet, das nur noch Fußgänger, Radfahrer und Busse sowie Lieferanten in die Straßen rund um den Marienplatz einfahren lässt. Andere Autos, auch Taxis, werden ausgesperrt.

Fußgänger, Radler, Taxis, Busse, Autos: Mit dem Durcheinander auf der Nord-Süd-Verbindung durch die Altstadt soll bald Schluss sein. (Foto: Robert Haas)

Am 23. Mai soll der Planungsausschuss des Stadtrats diese Vorlage behandeln, gegen die weder die Regierung von Oberbayern noch andere städtische Referate Bedenken hegen. Diener- und Schrammerstraße sollen demnach künftig komplett autofrei werden. Das würde auch für Taxis gelten, die dann nicht mehr direkt an den U-Bahn-Aufgängen am Marienplatz warten könnten.

Die acht Plätze vor Dallmayr sowie weitere sechs vor dem Kaufhaus Beck sollen wegfallen. Sie würden aber auf die Stände am Rindermarkt, im Tal und am Viktualienmarkt verteilt werden. Die direkte Nord-Süd-Verbindung durch die Altstadt soll den Planungen zufolge Fußgängern und Radlern vorbehalten sein, wobei Fußgänger den Vorrang hätten. Um schneller voranzukommen, sollen Radler künftig bevorzugt auf einer Expressroute unterwegs sein, die durch die Sparkassenstraße Richtung Hofgarten führt - und einen Umweg für alle bedeuten würde, die gen Leopoldstraße radeln. Das gesamte Konzept soll probeweise zunächst ein Jahr lang gelten.

Bei den Grünen stößt die Vorlage des Planungsreferats weitgehend auf Zustimmung. Zuletzt hatte die Fraktion mit mehreren Anträgen gefordert, den Verkehr in der Innenstadt neu zu regeln. Dass zwischen Max-Joseph-Platz und Odeonsplatz Radler das Nachsehen gegenüber Fußgängern haben sollen, will der Verkehrsexperte der Fraktion, Paul Bickelbacher, jedoch noch diskutieren. Dort eine Fahrradstraße einzurichten, wie er selbst vorgeschlagen hatte, schätzt das Kreisverwaltungsreferat derzeit als kaum realisierbar ein.

Sollte das Konzept den Stadträten im Planungsausschuss zusagen, müssten nicht nur die Bezirksausschüsse gehört werden, sondern auch die Verbände und Institutionen, die von den Änderungen betroffen wären. Stadtrat Bickelbacher schlägt darum eine große, ganztägige Informationsveranstaltung vor, bei der alle gemeinsam den Vorschlag des Planungsreferates optimieren könnten. Bis das Probejahr dann starten kann, dürften aber noch so einige Monate ins Land gehen - und einige Gefechte.

Vor allem die Taxifahrer wollen den Verlust ihrer Standplätze nicht einfach kommentarlos hinnehmen. Schließlich handelt es sich bei den betroffenen Plätzen um besonders einträgliche. Bis zum Rinder- oder Viktualienmarkt zu laufen, "das ist für viele Leute einfach zu weit", sagt Christian Hess, Geschäftsführer von Isarfunk. Gerade Ältere, Kranke und Behinderte seien auf die Taxistände am Rathaus angewiesen. "Mobilität in der Innenstadt kann nicht nur von Radlern und öffentlichen Verkehrsmitteln erfüllt werden", sagt Hess.

Wenig begeistert von den neuen Plänen ist auch Wolfgang Fischer, Geschäftsführer des Vereins Citypartner, dem viele Einzelhändler angehören. Vor allem den Wegfall der Taxistände am Marienplatz sieht Fischer kritisch. Wenn die Stellplätze dort fehlten, müssten zumindest die in der Diener- oder Schrammerstraße erhalten bleiben, meint er. Und die Sparkassenstraße sei auch ohne Radl-Expressstrecke bereits ausgelastet. Das Problem sei erkannt, "aber der große Wurf ist dieser Vorschlag nicht", sagt Fischer.

© SZ vom 15.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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