Zweifelhaftes Werben:Hauptsache grünes Image

"Slogans dürfen Kunden nicht in die Irre führen": Viele Unternehmen werben im Namen des Klimaschutzes für ihre Produkte. Verbraucherschützer sind skeptisch.

Sebastian Schwarz

Grün, umweltfreundlich, klimaneutral, biologisch. Diese Wörter erzeugen bei den meisten Menschen instinktiv eine optimistische Stimmung. Warum? Vielleicht, weil diese verheißungsvollen Begriffe ihnen das Gefühl geben, den drohenden Klimawandel doch noch in den Griff zu bekommen.

Diesen Zusammenhang haben nicht nur immer mehr Verbraucher, sondern insbesondere die Marketing- und PR-Abteilungen von Unternehmen erkannt. Denn in ihren Werbe- und Kommunikationsbotschaften tauchen zunehmend Klima-Argumente auf: An Plakatwänden, in Broschüren, im Internet oder in Fernsehspots - überall wird mit der Umwelt geworben.

Was wirklich hinter einem "klimaneutralen" Würstchen, einem "umweltfreundlichen" Geländewagen oder einer "CO2-neutralen Großveranstaltung" steckt - darum drehte sich am Mittwochanbend ein Vortrag bei der Verbraucherzentrale Bayern, der im Rahmen des Münchner Klimaherbstes stattfand.

Die Juristin Katja Mrowka vom Bundesverband der Verbraucherzentralen sprach über das sogenannte Greenwashing: der PR-technischen Kombination aus "grün" und sich "rein waschen".

Der Hintergrund von solchen Werbesprüchen sei selbst dem verantwortungsvollen Verbraucher oft nicht klar, sagte Mrowka. Zumal sämtliche dieser inzwischen häufig verwendeten Klimaschutz-Begriffe nicht rechtlich geschützt oder per Gesetz ausreichend definiert seien. "Verbraucher in die Irre führen dürfen Umwelt-Slogans allerdings nicht - das verbietet das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb", sagt Mrowka.

"Viele Unternehmen wollen sich und ihren Produkten im Hinblick auf die Klimakonferenz in Kopenhagen durch eine umwelt- und klimaschonende Werbestrategie ein grünes Image verleihen", sagte Mrowka. Vor allem einige Umwelt-Werbungen der großen Energieunternehmen wie RWE, Eon, aber auch von Post und Telekom oder VW und BMW sind nach Ansicht der Verbraucherzentrale in ihrer Aussage bedenklich.

Gleiches gelte für die aktuelle Werbekampagne der Stadtwerke München (SWM), die mit dem Spruch "SWM-Kunden sind Klimaschützer" offensiv wirbt. Dabei seien gegenwärtig nur 3,8 Prozent des SWM-Strommix aus erneuerbaren Energien, sagt die Verbraucherzentrale.

Diese Zahl kann auch Andreas Brunner, der zuständige Marketing- und Kommunikationsleiter, nicht ganz widerlegen. "Wenn man unsere industriellen Kunden hinzurechnet, könnte die Zahl stimmen". Dennoch ärgert er sich über die Kritik der Verbraucherzentrale. Es gehe schließlich um die langfristige Zusammenarbeit mit den Kunden. Für sie möchten die SWM bis 2025 den Verbrauch zu 100 Prozent mit "grünem Strom" decken. Die Anzeige orientiere sich an den zukünftigen Zielen und erkläre dies.

Als "umweltschonend" bezeichnen die SWM in ihrer Anzeige die Kraft-Wärme-Kopplung. Auch deswegen, weil mit der erzeugten Brennenergie geheizt werden kann. CO2 wird durch sie dennoch in die Atmosphäre freigesetzt, sie ist also nicht klimaneutral.

Dass Verbraucher im Wirrwarr der Umweltbezeichnungen den Durchblick verlieren könnten, glaubt er nicht. Man habe sich größte Mühe gegeben, alles zu erklären.Werbung sei nunmal leider verkürzend.

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