Zu wenig neue Beamte für München:Polizei arbeitet "am Limit"

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Die Polizeigewerkschaft beklagt, dass das Innenministerium kaum Verstärkung in die Landeshauptstadt entsendet. Und das, obwohl in München Fußballspiele und Großveranstaltungen wie das Oktoberfest viele Polizeibeamte erfordern.

Florian Fuchs

Bei der Münchner Polizei arbeiten mehr als 7000 Beschäftigte, davon 5800 Beamte. Und eigentlich hätten im August zahlreiche neue Kollegen hinzukommen sollen, das zumindest war die Hoffnung des Polizeipräsidiums und der Deutschen Polizeigewerkschaft DpolG.

Polizeikräfte auf dem Münchner Oktoberfest. (Foto: Claus Schunk +49 1716039668)

Im August teilt das Innenministerium den zehn Landespolizeipräsidien in Bayern 769 Polizisten zu, die gerade frisch ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Das Problem aus Münchner Sicht ist bloß: Das hiesige Polizeipräsidium erhält nach Plänen des Innenministeriums lediglich drei neue Beamte und zusätzlich 56 Kräfte aus der sogenannten mobilen Reserve, die schwangere Polizistinnen ersetzen. "So eine Zuteilung", klagt der Bezirksvorsitzender der DpolG Jürgen Ascherl angesichts dieser Zahlen, "habe ich noch nie erlebt. Ich bin richtig sauer."

Polizeisprecher Wolfgang Wenger formuliert es diplomatischer, aber auch die Vertreter des Polizeipräsidiums sind seiner Aussage nach "nicht glücklich" über die Entscheidung des Innenministeriums, nur 59 Beamte in die Landeshauptstadt zu schicken. Er hätte sich gewünscht, sagt Wenger, dass die "Besonderheiten des Ballungsraums" mehr Berücksichtigung gefunden hätten. "Wir haben hier Fußballspiele und Großveranstaltungen wie das Oktoberfest, unsere Belastung ist mit Städten wie Hamburg oder Berlin, aber nicht mit Flächenpräsidien in Bayern zu vergleichen."

Das Innenministerium will keine Stellung nehmen zu den Zahlen. Eine Sprecherin verweist darauf, dass der Verteilungsplan erst Anfang Mai endgültig feststehen werde. "Dann hätten wir ja noch Hoffnung, dass sich etwas ändert", sagt Gewerkschafter Ascherl. Allein, er glaubt nicht daran: "Die Zahlen sind bereits an alle Landespräsidien herausgegangen", berichtet er. München, rechnet Ascherl vor, habe - alle Polizisten in Bayern zusammengenommen - einen proportionalen Personalanteil von 20 Prozent, erhalte aber nun mit 59 Beamten nicht einmal zehn Prozent der Gesamtanzahl an neu ausgebildeten Beamten. "Eigentlich hätten wir um die 100 neue Kräfte bekommen müssen, so wie das Präsidium in Mittelfranken zum Beispiel. Und so viele bräuchten wir auch."

Der DpolG-Bezirkschef verweist darauf, dass München gerade beim Zuzug und bei den Einsatzzahlen bayernweit Spitzenreiter sei. "Bevölkerungszuwächse in der Größe von Ingolstadt haben wir in den vergangenen Jahren schon personalneutral bewältigt", klagt Ascherl, "unsere Polizeiinspektionen und unsere Kriminalkommissariate arbeiten am Limit."

Eine Zuteilung von regulär nur 59 neuen Beamten sei deshalb mit messbaren Belastungskriterien nicht zu erklären. "Wir hoffen", sagt auch Polizeisprecher Wenger, "dass wir bei der nächsten Verteilung wieder stärker berücksichtigt werden."

© SZ vom 7.4.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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