Zwei in einem:Wechselvolle Geschichte

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Markus Kreul, Irena Garcia Posadas, Lisa Riepl, Ralitsa Bogdanova und Susanne Müller (von links) unterhielten die Zuhörer im Maierhof. (Foto: Manfred Neubauer)

300 Jahre Maierhof: Jubiläumskonzert mit Bildervortrag im Allianzsaal des Klosters

Von Sabine Näher, Benediktbeuern

"Die Musik, die hier früher erklang, war das Muhen der Kühe und das Quietschen der Ochsenkarren", sagt Pater Heiner Heim bei der Begrüßung zum Jubiläumskonzert "300 Jahre Maierhof" im Allianzsaal. "Aber Wandlungen gehören zum Leben. Und man muss den Mut haben, etwas daraus zu machen." Dass dies im Fall des Maierhofs im Kloster Benediktbeuern bestens gelungen ist, belegt der Vortrag, den Pater Franz Schmid hält, um in die Geschichte des Gebäudes einzuführen.

Ein Stich aus dem frühen 16. Jahrhundert zeigt die Klosteranlage, die noch nicht als Benediktbeuern zu identifizieren ist. Gut 100 Jahre später sind schon landwirtschaftliche Gebäude vorhanden, wo von 1708 bis 1718 der Maierhof errichtet wird. Dieser sei "einer der größten und schönsten barocken Ökonomiehöfe nördlich der Alpen", zitiert Schmid seinen Kollegen Pater Leo Weber - "unseren Historiker". Abbildungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigen den Maierhof in voller Blüte. Der landwirtschaftliche Betrieb umfasst Viehhaltung, Forstwirtschaft, Brauerei, Obstbau, Fischzucht, Holzhandel, Getreideanbau. Zudem unterhalten die Benediktiner ein Krankenhaus nebst Apotheke, Schulen und eine Hochschule. Dass ein solches Kloster die Region wirtschaftlich wie kulturell prägte, leuchtet angesichts dieser Aufzählung ein. Für das Jahr 1803 ist folgender Viehbestand aufgelistet: 79 Pferde, 17 Ochsen, zwei Zuchtbullen, 56 Kühe, 133 Stück Jungvieh, 35 Schafe und 66 Schweine. Diese sind in den vier Gebäuden, die noch bestehen, untergebracht. Ein Bach durchfließt den Hof; er wird nicht nur als Wasserlieferant benötigt, sondern auch zur Abfallentsorgung.

Mit der Säkularisation verlassen die Benediktiner 1803 das Kloster. Es kommt zunächst in Privatbesitz und wird 1820 vom Staat gekauft, der eine Kaserne nebst Fohlenhof für das Militär einrichtet. 1869 wird es Invalidenheim, später Genesungsanstalt und Gefängnis. Die Gefangenen müssen das Moor entwässern. Das nächste Kapitel in der wechselvollen Geschichte des Klosters wird aufgeschlagen, als es die Salesianer 1930 vom Staat erwerben. Diese suchen ein Objekt für ihre Nachwuchsausbildung, das sich selbst tragen können soll. Benediktbeuern mit seiner Landwirtschaft nebst Bäckerei, Gärtnerei, Schmiede, Schlosserei, Wagnerei und Mühle ist ideal. 1979 wird dann die Landwirtschaft eingestellt; die Gebäude müssen von Grund auf saniert werden, was zahlreiche Fotos beweisen. 1989 wird hier das Zentrum für Umwelt und Kultur gegründet und erfüllt den Maierhof mit neuem Leben, um die "ökologische Wende" mit Umweltbildung, Naturschutz, Bewirtschaftung der Klostergüter, Denkmalschutz und Kulturpflege anzustoßen.

Neben dieser historischen Rückschau steht ein Jubiläumskonzert auf dem Programm. Beides eine gute Idee. Nicht stringent scheint es, den Vortrag und die musikalische Darbietung zu verschachteln. So fällt es schwer, zwischen den künstlerischen Leistungen, die Markus Kreul, Musikdozent aus Augsburg, mit einigen seiner Meisterschüler bietet, zurückzukommen auf die sachliche Informationsebene - umgekehrt gilt das in noch stärkerem Maße. Das ist ein wenig schade für die jungen Künstler, die das Publikum immer wieder aufs Neue beflügeln müssen. Was Ralitsa Bogdanova (Geige), Lisa Riepl (Klarinette), Susanne Müller (Sopran) und Irene Garcia Posadas (Klavier), die Werke von Bach, Schubert, Debussy, Whitacre und als Kehraus den feurigen Csardas von Monti musizieren, indes bewundernswert gelingt.

Eine Trennung der beiden Veranstaltungsebenen wäre vorteilhaft gewesen. "Heute steht nun der Storch auf dem Dach und fragt sich: Was machen die da unten?" - so beendete Schmid mit einem Storchenfoto zum Vergnügen des Publikums seinen Vortrag.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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