Zur Landtgswahl:Auf Wohlfühltour

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Bundesvorsitzende der Linken, Katja Kipping, stoppt in Tölz

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Am Marienbrunnen in Bad Tölz steht ein roter Opel Blitz 1,9 T. Das Feuerwehrauto von anno dazumal ist mit Wahlplakaten behängt. "Mehr Pflege hat schon viel geheilt - Profitgier noch keinen", steht auf einem der Poster. Im Zelt daneben steht Bundesvorsitzende Katja Kipping und erklärt mehr als eine halbe Stunde lang die Politik der Partei "Die Linke", gelegentlich brandet Beifall der etwa 20 Passanten auf, die in der Fußgängerzone stehen geblieben sind. Am Schluss ihrer Rede ruft Kipping ihnen zu: "Sorgen Sie dafür, dass das Wunder passiert und die Linke in den Bayerischen Landtag einzieht."

Katja Kipping erklärte in der Kurstadt die Politik der Linken. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Der CSU wird in Umfragen ein historisch schlechtes Ergebnis vorhergesagt, ob die Linke davon profitieren wird, ist noch unklar. Sie kommt den Prognosen zufolge auf knapp fünf Prozent. Kipping verspürt dennoch Rückenwind für ihre Partei, für die Elmar Gehnen als Direktkandidat ins Rennen um einen Sitz im Landtag geht. Die Linke entwickle sich, sagt sie: "Die Landesverbände sind im Wachsen, es entstehen neue Kreisverbände." Sollte die CSU am Wahlabend in der Tat ein so schlechtes Resultat wie prophezeit einfahren, hätte sie dies verdient, wie Kipping sagt. Sie wirft den Christsozialen "Arroganz" vor. Sie folgten ihrer "alten Strategie" und übernähmen das Feindbild der Rechtsextremen, indem sie Nicht-Deutsche und Muslime zu Sündenböcken erklärten, anstatt sie wirklich zu integrieren. Sie selbst vertrete das grundlegende Menschenrecht auf Asyl auch dort, wo man dafür angebrüllt werde, sagt die gebürtige Dresdnerin.

SZ-Grafik (Foto: N/A)

Am Stand in Tölz geht es jedoch um andere Themen als Migration. Weil nur noch über Flüchtlinge gesprochen werde, fielen die Alltagsprobleme der Leute hinten runter, sagt Kipping. Ein Vertreterin der Initiative "Mother Hood" sprach sie und den Bundestagsabgeordneten Andreas Wagner auf die Probleme der Geburtshilfe im Landkreis an. Um eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen, brauche man "mehr Hebammen vor Ort", so Wagner. Die Linke trete deshalb für einen Haftungsfonds für Hebammen ein. Was die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum angeht, sollen hohe Investitionen in den sozialen Wohnungsbau fließen. Außerdem soll ein wirksamer Mietdeckel eingeführt werden. "Die Mietpreisbremse ist ziemlich zahnlos", sagt Kipping. Es sei wichtig, dass öffentliches Eigentum wie etwa Grundstücke nicht verkauft werde, sagt Wagner.

In der Gesundheitspolitik fordern die Linke eine solidarische Versicherung, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen finanzieren. Was die Pflege betrifft, seien die Kosten mit einer normalen Rente nicht mehr zu bestreiten, so Kipping. Die Pflege sei zum Renditeobjekt geworden. "Jeder Euro, der in einen Fonds geht, ist ein Euro, der für Beschäftigte fehlt." Dann geht es noch um den Ausbau des Personennahverkehrs und den Kampf gegen befristete Arbeitsverträge, aber die Zeit drängt. Kipping muss weiter. Weilheim, Rosenheim, Altötting. Eine Reise durch Bayern, wo es - politisch - tiefschwarz ist. "Ich bin auf Wohlfühltour", sagt sie.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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