Zum Trainieren rund um die Welt:Fliegerin auf den Wellen

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Die 18-jährige Alina Kornelli zählt zu den besten Nachwuchssportlerinnen im Kite-Surfen. Bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires wurde sie im Vorjahr Vierte

Von Benjamin Engel, Reichersbeuern

Der Rhythmus der Wellen und des Windes bestimmt das Leben von Alina Kornelli. Die braungebrannte 18-jährige Reichersbeurerin reist mehrmals im Jahr ans Meer. Am Strand richtet sie die Ausrüstung für ihren Sport her. Denn die junge Frau ist seit zwei Jahren als Profi-Kite-Surferin unterwegs. In dem akrobatischen Wassersport hat sie es bis an die Weltspitze geschafft. Das ist spätestens bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires im Vorjahr deutlich geworden. Tagelang lag Kornelli überlegen an der Spitze, sie habe vor dem Finallauf auch selbst gedacht, "dass ich Gold gewinne". Doch dann kam es anders als von vielen erwartet. Im Entscheidungsrennen der besten Vier krachte ihr eine Kontrahentin von hinten ins Board. Somit reichte es nur zum vierten Platz.

So frustriert Kornelli nach dieser Erfahrung anfangs war - sie machte genauso ausdauernd weiter wie zuvor. Womöglich half ihr auch ihr fröhliches Naturell. Die junge Frau mit den sonnengebleichten blonden Haaren lächelt viel und gerne.

Vor wenigen Wochen schaffte sie es bei den Kitesurf Masters auf Sylt im Slalom auf den ersten Platz. Im Freestyle wurde sie Dritte. Im Foilracing kam sie auf den vierten Platz. In dieser Variante hebt eine besonders lange Spezialfinne das Bord beim Kiten aus dem Wasser. Das erlaubt selbst bei relativ wenig Wind hohe Geschwindigkeiten. Zu Hause im Oberland am Fuß der Alpenvorberge findet Kornelli Ruhe im Kreis der Familie. Mit ihr teilt sie die Sportbegeisterung. Vater Dietmar war erfolgreicher Surfer, der ältere Bruder Julian spielt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei den Schwenninger Wild Wings. Erst neun Jahre alt war Kornelli, als der Vater ihr das Windsurfen am Walchensee beibrachte, der für seine dem Gardasee vergleichbare Thermik bekannt ist. Bald faszinierte sie der Wassersport so sehr, dass sie auch mit dem Kiten beginnen wollte.

Zum Trainieren muss Alina Kornelli ans Meer reisen. Denn um Tricks, Starts und Wenden perfekt einstudieren zu können, reichen die Bedingungen an den heimischen Seen nicht. Daher hat die Familie ihre Urlaube extra darauf eingerichtet. Gemeinsam sind sie häufig auf Sizilien. Am wohlsten fühlt sich Kornelli ohnehin auf den Wellen. "Wenn ich am Wasser bin, denke ich an nichts", sagt sie. Genauso gefällt es ihr aber auch, am Strand zu sein und sich mit anderen Sportlern auszutauschen. Daran hat sie ihren Spaß, wie sie selbst sagt.

Vor zwei Jahren hatte Kornelli in ihrem Sport einen Wendepunkt. Sie begann, zielstrebig zu trainieren. Überraschend belegte sie bei den Europameisterschaften der Kite-Surfer im italienischen Gizzeria den zweiten Platz. Im Vorjahr reiste sie sogar zu den Junioren-Weltmeisterschaften der Kiter ins chinesische Hainan. Einen Tag vor der Abiturklausur im Fach Deutsch kam sie nach Reichersbeuern zurück und schrieb die Prüfung trotzdem mit.

Kiten ist ein herausfordernder Sport. Bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von 40 Stundenkilometern muss der Lenkdrachen mit Hilfe der 20 bis 25 Meter langen Steuerungsleinen unter Kontrolle gehalten werden. Damit sind die Sportler über den am Trapez eingehängten Lenkgriff verbunden. Beim Kiten ist es möglich, sich meterhoch in die Luft zu katapultieren und Tricks wie einen Rückwärtssalto, das zügige Drehen um die eigene Achse und vieles mehr auszuführen.

Kandidaten für den Jugend-Sportpreis der SZ

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(Foto: Logo Talentiade)

Zum zehnten Mal hat die Süddeutsche Zeitung in den vergangenen Wochen Leser, Aktive und Vereine aufgefordert, herausragende Sport-Talente aus München und der Region vorzuschlagen. Exakt 123 Athleten und Mannschaften hat die SZ seit der Premiere des "Talentiade"-Wettbewerbs im Jahr 2001 ausgezeichnet. In diesem Jahr gehen zahlreiche weitere Kandidaten ins Rennen um einen der mit jeweils 1500 Euro dotierten neun Förderpreise und den Schulsport-Preis "Klasse!" sowie den mit 5000 Euro dotierten Handball-Sonderpreis der Münchner Dr.-Ludwig-Koch-Stiftung - zu viele, um sie alle in Wort und Bild würdigen zu können. Die Landkreis- und Stadtviertel-Ausgaben der SZ präsentieren in dieser Ausgabe hoffnungsvolle Talente aus ihrem Verbreitungsgebiet. Bereits vorgestellte Talente bleiben selbstverständlich im Wettbewerb. Eine unabhängige Jury wählt am Dienstag, 25. Juni, die Gewinner aus.

Zum Ausgleich für das enorme Pensum auf dem Wasser spielt Kornelli Volleyball, geht Laufen und macht Yoga. Im Winter war die Reichersbeuerin einige Wochen beim Kitesurfen im südafrikanischen Kapstadt. Doch in der kalten Jahreszeit steht sie auch gerne auf dem Snowboard. Im Cross hatte sie es bis in bayerische Jugendkadermannschaften geschafft.

In den kommenden Jahren hofft Kornelli, vom Kiten leben zu können und dann Sportwissenschaften zu studieren. Im Mai hat sie einen großen deutschen Autohersteller als Sponsor gewonnen. Ihr Fernziel ist es, an den Olympischen Spielen 2024 teilzunehmen.

© SZ vom 22.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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