Zukunft von Bad Tölz:Patt im Bäderviertel

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Das 2,3 Hektar große Gebiet im Kurviertel mit dem leer stehenden Alpamare. Die Rutschen sind inzwischen abgebaut. (Foto: Manfred Neubauer)

Nach der letzten Auslegung des Bebauungsplans für das ehemalige Alpamare-Areal sind die Fronten verhärtet: Die Eigentümer setzen auf Wohnbebauung, weil sie Bad Tölz für touristisch tot erklären. Die Stadt fordert stattdessen weiterhin dezidiert ein Hotel

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Jodquellen AG will mehrere Wohnblocks bauen, die Stadt schreibt ein neues Hotel vor: An diesen konträren Positionen zur Zukunft des Alpamare-Areals und des ehemaligen Hotels Jodquellenhof hat sich auch mit der zweiten und letzten Auslegung des Bebauungsplans "Sondergebiet Bäderviertel (Badeteil Mitte)" nichts geändert. Die Jod AG lehnt den Bau eines Hotels weiterhin ab, weil sie "den Tourismus in Tölz für tot hält", wie Christian Fürstberger am Mittwoch im Bauausschuss des Stadtrats mitteilte. Auf die Frage von Michael Lindmair (FWG), ob es zwischenzeitlich irgendeinen Kontakt zwischen der Stadt und der Jodquellen AG gegeben habe, antwortete der Leiter des Bauamts knapp und klar: "Nein."

39 Seiten umfasst die abermalige Stellungnahme der drei unter einer Holding zusammengefassten Eigentümer des 2,3 Hektar großes Gebiets im Kurviertel - Jodquellenhof, Alpabob und Freizeitcenter Breitscheid, hinter denen aber niemand anderes als die Jodquellen AG mit der Familie Hoefter steht. In dem Schreiben wird erneut auf die sinkenden Übernachtungszahlen in der Kurstadt verwiesen. Außerdem heißt es darin laut Fürstberger, dass das Areal für ein Hotel ohnedies zu groß sei. Demgegenüber erklärte der Bauamtsleiter, dass die Stadt mit dem "Sondergebiet Bäderviertel" ja eine Angebotsplanung vorlege. Soll heißen: "Der Bebauungsplan trifft keine Aussage zur Größe eines Hotels." Klar sei, dass nicht der gesamte Bauraum mit einem solchen Gebäude vollgestopft werden könne. Das dampfe sich schon auf eine Größe ein, die zu betreiben sei, sagte Fürstberger. Ein Hotel mit 300 Zimmern, vulgo 600 Betten wäre in Tölz sicher nicht wirtschaftlich zu führen. "Man muss schauen, auf welchen Flächen sich was entwickelt, und wenn sich in 20 Jahren noch immer nichts tut, kann man sagen, da entwickelt sich halt nichts."

Halb verärgert, halb amüsiert reagierte der Bauamtschef auf den Hinweis in der Stellungnahme, dass es mit Jodquellenhof, Alpabob und Breitscheid unterschiedliche Eigentümer gebe. Entscheidend sei, dass es sich bei der Holding am Ende um die Jodquellen AG handle, meinte Fürstberger und merkte süffisant an: "Es muss möglich sein, dass ein Geschäftsführer mit sich selbst einig ist." Auch über den Einwand, mit dem neuen Bebauungsplan verstoße die Stadt gegen ihr eigenes städtebauliches Rahmenkonzept fürs Bäderviertel, schüttelte der Bauamtsleiter den Kopf. Das sei "wirklich interessant", meinte er: Was sonst sei das Ziel dieses Konzepts, "als dass es Hotels geben soll". Eine Belastung durch Lärm und Verkehr sieht Fürstberger bei einem neuen Übernachtungshaus nicht als großes Problem. "Wir kommen aus der Geschichte Alpamare", sagte er. Das Spaßbad sei sicher lauter gewesen und habe mehr Verkehr angezogen, als dies künftig bei einem Hotel der Fall wäre.

Mit ähnlichen Argumenten ging er auch auf Einwände vom Verein "Freundeskreis Badeteil" ein, der unter anderem eine Umweltverträglichkeitsprüfung fordert. Wenn ein Hotel mit mehr als 200 Zimmern komme, werde diese Prüfung in einem ergänzenden Bebauungsplanverfahren geschehen, versicherte Fürstberger. Im Moment bestehe dazu jedoch kein Anlass. Über die Größe des Baukörpers könne er ebenfalls noch nichts sagen. Wie dicht die Bebauung ausfallen solle, wollte Andreas Grundhuber (Grüne) wissen. Deutlich weniger als bei den neuen Wohnblocks an der benachbarten Wilhelmstraße, meinte der Bauamtschef. Ein neues Hotel könne auf etwa 800 bis 900 Quadratmetern Fläche entstehen. Man dürfe allerdings nicht vergessen, dass ein Hotelinvestor immer auch Freiflächen und Ruhezonen benötige. Den Tod des Tourismus sieht der Bauamtschef in Bad Tölz nicht. Qualitativ hochwertige Häuser seien ausgebucht, sagte er. Die Stadt müsse aber etwas unternehmen, und dies sei nicht, den Wohnbau zu forcieren. Der neue Bebauungsplan schließe deshalb ein solches Vorhaben ebenso aus wie etwa den Bau einer Klinik, so Fürstberger. Gefordert sei dezidiert ein Hotel. "Oder eine touristische Nutzung", warf Bürgermeister Josef Janker (CSU) ein. Nein, entgegnete der Amtsleiter entschieden: "Ein Hotel."

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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