Wünsche und Klagen:Wo Bänke und Busse fehlen

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Der Tölzer Christkindlmarkt soll die Gäste mit 40 Buden und mit Konzerten anlocken. Ob die Corona-Regelungen das ermöglichen, ist unklar. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt und der Arbeitskreis Senioren diskutieren mit älteren Tölzern über die Ergebnisse der Senioren-Studie

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Christkindlmarkt in Bad Tölz ist eine Gelegenheit für Senioren, einmal aus den eigenen vier Wänden zu kommen und ein wenig Abwechslung zu erleben. Ein Problem ist allerdings, dass sie sich zwischen all den Buden nirgendwo hinsetzen können, auch nicht vor den gastronomischen Ständen, die lediglich Stehtische anbieten. "Wenn man in der Marktstraße nur eine Bank oben und eine Bank unten stehen lassen würde - auch im Winter", klagte eine ältere Zuhörerin am Montag im Kleinen Kursaal, als es um die Situation der Senioren in der Kurstadt ging.

Mehr Sitzgelegenheiten im Stadtzentrum ist ein vorrangiger Wunsch der Generation 75 plus. Ebenso wie bessere Busverbindungen. Dies wurde bei der Veranstaltung deutlich, zu der die kommunale Sozialplanung und der Arbeitskreis Senioren der Stadt eingeladen hatten. Zum einen deshalb, um die Ergebnisse der Senioren-Studie noch einmal vorzustellen, vor allem aber auch, um weitere Anregungen von Tölzern im vorgerückten Alter zu bekommen. "Der Stadt Bad Tölz ist sehr wichtig, was man für sie tun kann", sagte der kommunale Sozialplaner Franz Späth. Deshalb wolle man mit den Senioren nun erst mal direkt ins Gespräch kommen.

Den etwa 50 Teilnehmern präsentierte Andrea Kenkmann vom "Kompetenzzentrum Alter" der Katholischen Stiftungsfachhochschule Benediktbeuern nochmals die Ergebnisse der Studie, die auf einer repräsentativen Umfrage unter Tölzern im Alter ab 75 Jahre basiert. Einige Kernpunkte: Die Senioren, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, hätten gerne kleinere Busse, dafür aber häufigere Fahrten. Da die meisten der über 75-Jährigen in ihrer Mobilität zunehmend eingeschränkt sind, benötigen sie vor allem Fahrdienste zu den Hausärzten. Auf der Wunschliste stehen auch kleine Hilfen beim Einkauf, im Haushalt, im Garten. Beklagt wurden überdies fehlende Bänke und Toiletten in der Innenstadt. Und 20,5 Prozent der Befragten gaben an, dass sie gerne mehr soziale Kontakte hätten. "Sie müssen sich politisch organisieren, um auf lokaler Ebene mehr Druck auszuüben", riet Kenkmann den Senioren.

In den roten Stadtbussen, die mit ihrer Größe "kaum ums Eck kommen", säßen oft nur drei, vier Fahrgäste, meinte ein Teilnehmer. Da wäre es doch besser, kleinere Fahrzeuge einzusetzen, die in einem engeren Takt verkehren - "mit den gleichen Kosten". Dem widersprach die stellvertretende Stadtkämmerin Silke Furmanek. Die Stadtbusse seien morgens und mittags vor allem für die Schüler da, sagte sie. Kleinere Busse müsste deshalb zusätzlich angeschafft werden. Was die Ausgaben betrifft, so seien nicht neue Fahrzeuge, sondern die Personalkosten der große Brocken. Späth zufolge habe der RVO bereits erklärt, zwei zusätzliche Linien einrichten zu wollen.

Eine Seniorin beklagte, dass die Sitzbank an der Haltestelle in der Lettenholzsiedlung weggenommen worden sei. Und jene Zuhörerin, die schon die fehlenden Bänke beim Christkindlmarkt bemängelt hatte, erzählte auch, wie sie mit ihrem auf eine Gehhilfe angewiesenen Mann am Busbahnhof am Isarkai eine Stunde lang warten musste. Dort gebe es weder ein geschlossenes Dach noch einen Windfang - "alle stehen in Regen und Kälte". Ein Möblierungskonzept der Stadt sei in Arbeit, sagte Späth. Allerdings wies er auch darauf hin, dass Stadt und Stadtrat nicht für alles zuständig seien. Dem pflichtete Kenkmann bei. Wenn es um Bänke oder Toiletten gehe, dann "schreiben Sie an den Supermarkt, schreiben Sie an die Sparkasse",

Ein Manko ist auch, dass viele Tölzer im fortgeschrittenen Alter über spezifische Angebote nicht informiert sind. Der Seniorenbeirat des Landkreises bringt zwar regelmäßig die Broschüre "Senioren-Info" heraus, die aber nur 15 Prozent der Senioren in der Kurstadt laut Studie kennen. Zur besseren Verbreitung und Information will Späth deshalb möglichst viele Multiplikatoren gewinnen, "wo man als Senior sowieso hingeht."

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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