Wolfratshausen:Zweifel am Zählsystem

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Ein Hatzplatz-Anwohner beanstandet die elektronische Parkflächen-Anzeige. Bürgermeister Helmut Forster hält die Kritik für "Blödsinn".

Von Wolfgang Schäl

Wie aussagekräftig ist das Parkleitsystem, das die Stadt soeben erst am Hatzplatz und vor der Loisachhalle installiert hat? Der Wolfratshauser Wolfgang Buck hat da seine Zweifel, ob die angezeigten Zahlen am Hatzplatz realistisch sind, denn sie stimmten nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen überein. Buck, selbst Anlieger, unterzog sich der Mühe, die Pkws zu zählen und mit der elektronischen Anzeige zu vergleichen. Und ist dabei zu dem per Videoaufzeichnung dokumentierten Schluss gelangt, dass neun Stellflächen "unterschlagen wurden".

"Einmal abgesehen von der grundsätzlichen Fehlerhaftigkeit" des Systems fragt sich Buck, wieso die Stadt "die offizielle Losung ausgibt", ab einer Auslastung von 75 Prozent zwei Plätze pro Reihe wegzurechnen. Das ist für Buck eindeutig zu viel. Wenn man überhaupt Stellflächen abziehen wolle, dann seien zwei für den gesamten Hatzplatz völlig ausreichend. "Es sei denn natürlich, man möchte ein bestimmtes Ergebnis erzielen", mutmaßt Buck, sprich: die Auslastung so weit hochzurechnen, dass sich der umstrittene Bau des Parkdecks rechtfertigen lässt.

In diesem Sinne habe CSU-Bürgermeisterkandidat Peter Plößl vor drei Wochen schon verkündet, dass die Stellflächen am Hatzplatz nicht ausreichen. Demgegenüber stellt Buck fest, dass der Hatzplatz allenfalls zu besonderen Anlässen wie am Marktsonntag wirklich ausgelastet sei. Dann herrsche aber auch starke Fluktuation. Grundsätzlich aber sei es unsinnig, solche Bedarfsspitzen als Berechnungsgrundlage für den Alltag zu nehmen. Auch hätte man vor Installation des Systems die Möglichkeiten des Platzes optimieren können, findet Buck, in dem man die Barbezieuxstraße gesperrt und eine einengende Begrenzungsmauer entfernt hätte.

Einen ähnlichen, sogar noch weitergehenden detaillierten Plan hat auch der SPD-Stadtratskandidat Hans Gärtner ausgearbeitet. Der aber sei allein schon wegen seiner viel zu schmalen Flächen völlig unrealistisch, sagt CSU-Fraktionssprecher Manfred Fleischer. "Die Autos werden immer breiter, und viele Fahrer auch", so Fleischer, der an der Notwendigkeit eines Parkdecks oder -hauses keinen Zweifel hegt. Dass die angezeigten Zahlen vom Bestand abweichen, hat Rathaus-Geschäftsführer Franz Gehring selbst schon in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im Februar eingeräumt. Er begründete die Differenz damit, dass die Parkflächen sehr eng bemessen seien, sodass mitunter weniger Autos Platz haben, als es markierte Stellplätze gibt.

Aus diesem Grund hält auch Bürgermeister Helmut Forster (BVW) Bucks Andeutung für "Blödsinn". Auch Forster hebt darauf ab, "dass manche Autofahrer zum Parken leider anderthalb Plätze brauchen", und dem habe man Rechnung getragen. Auf diese Weise funktioniere das System gut, denn wenn freie Plätze angezeigt werden, dann seien auch wirklich welche verfügbar. Wenn, woran auch Forster nicht zweifelt, ein Parkdeck oder Parkhaus kommt, dann werde man auf jeden Fall auch breitere Stellflächen ins Auge fassen. Statt der heute üblichen zwei Meter werde man mit mindestens 2,50 Meter planen.

© SZ vom 19.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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