Wolfratshausen:Wohnlage soll top bleiben

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Der Wolfratshauser Stadtrat erlässt eine Veränderungssperre für das Gebiet an der Loisach und der Straße Am Poign. Schöne Bäume werden eigens geschützt

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Im regelmäßigen Immobilienbericht eines großen Wolfratshauser Maklers ist die Gegend auf dem Stadtplan stets dunkelrot hervorgehoben. "Top-Wohnlage: bevorzugte ruhige Wohngegend, schöne Ortsrandlage", heißt Dunkelrot laut Legende. Die Preise dazu sind entsprechend, denn auch in bloß "guter Lage" kann ein Einfamilienhaus auf einem mittelgroßen Grundstück in Wolfratshausen inzwischen schon fast auf eine Million Euro kommen. Um die "Top-Lage" zwischen der Loisach und den Straßen Am Poign und Loisachbogen hat jetzt auch die Stadtverwaltung ein Linie gezogen, und der Stadtrat hat dazu eine Veränderungssperre erlassen. Auch "wertsteigernde Maßnahmen" sind dort bis auf Weiteres untersagt.

Eine der schönsten Lagen in Wolfratshausen: Über den Walsersteg kommt man ins Wohngebiet am Loisachbogen und am Piogn. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Als eine solche "wertsteigernde Maßnahme" speziell für potenzielle Baugrundstücke gilt zum Beispiel das Fällen von Bäumen. In den großen Gärten am Ufer gibt es einige größere Bäume, aber zuletzt sind es doch merklich weniger geworden. Denn die Stadt trägt sich schon seit Jahren mit einem neuen Bebauungsplan für das Gebiet, um die auch hier zu erwartende Verdichtung wenigstens einigermaßen steuern zu können. In den Entwürfen für den neuen Bebauungsplan sind auch viele alte Bäume eingezeichnet, die mit dem Inkrafttreten des Plans nicht mehr einfach so gefällt werden dürften. Einige dieser Bäume könnten dann aber auch gar nicht mehr gefällt werden, weil sie inzwischen schon längst gefallen sind.

Bauamtsleiter Dieter Lejko sagt, der neue Bebauungsplan sei kurz vor Fertigstellung. (Foto: Pöstges)

Wie weit der Bebauungsplan denn gediehen sei, wollte Josef Praller (BVW) in der Ratssitzung wissen. Laut Bauamtsleiter Dieter Lejko befindet sich das 2013 per Ratsbeschluss begonnene Werk "kurz vor der Billigung" - also vor einem Zwischenbeschluss im Bauausschuss, woraufhin dann der Plan mit all den zu schützenden und auch tatsächlich noch vorhandenen Bäumen wieder einige Wochen öffentlich ausgelegt und schließlich vom Stadtrat beschlossen und in Kraft gesetzt werden kann. Die nun ebenso eilends wie einstimmig nachgeschobene Veränderungssperre soll die städtischen Planungen und speziell die vorhandenen Bäume schützen, heißt es aus dem Bauamt. Dort war man auf das Problem aufmerksam geworden, weil sich im Rathaus die Anrufe von Maklern, Eigentümern und möglichen Käufern mit allerlei interessierten Anfragen zu den dortigen Grundstücken gehäuft hätten. Was den ursprünglichen Auslöser für den Wunsch nach einem Bebauungsplan betrifft, so hat die Stadt ohnehin längst kapitulieren müssen. Ein Bauprojekt für mehrere Wohnungen anstelle eines Einfamilienhauses auf großem Grund am Ende der Badstraße ließ sich dadurch nicht mehr verhindern. Zähneknirschend hatten die meisten Räte dafür ihre Zustimmung erteilt, was ansonsten das Landrastamt an ihrer Stelle getan hätte. Denn die dortige Bauabteilung erteilt letztlich die Genehmigung, sie hielt das Projekt für rechtens.

Der verzögerte Bebauungsplan wird auf dieses Vorhaben keinen Einfluss mehr haben, auf die übrigen Grundstücke aber schon. Ziel ist es, dass die Gegend auch vom Charakter und der Dichte der Bebauung her eine Top-Lage bleibt. Grün und für die Makler gerne auch dunkelrot.

© SZ vom 16.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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