Wolfratshausen: Wahlversprechen:"Wir haben einen großen Teil abgearbeitet"

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Mit seinem Programm war er bei der Kommunalwahl erfolgreich. Wolfratshausens Bürgermeister Helmut Forster über die Wahlversprechen von einst - und was daraus geworden ist.

Wolfgang Schäl

Die Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) war bei der Kommunalwahl 2008 mit ihrem kompakten Sieben-Punkte-Programm überaus erfolgreich: Sie stellt den Bürgermeister und acht Stadträte. Gut ein Drittel der Amtsperiode ist seither verstrichen, gelegentlich wird gefragt, was von den ehrgeizigen Zielen bis jetzt umgesetzt wurde. Wolfgang Schäl sprach darüber mit Bürgermeister Helmut Forster.

Wolfratshausens Erster Bürgermeister Helmut Forster ist seit 2008 im Amt.. (Foto: WOR)

SZ: Herr Forster, haben Sie schon kritische Stimmen vernommen, die behaupten, es gehe auch nach der Ära Berchtold nicht so recht weiter in Wolfratshausen?

Helmut Forster: Nein, im Gegenteil, ich bekomme großen Zuspruch. Allerdings erzählen wir natürlich nicht alles, was im täglichen Geschäft abläuft. Einen großen Teil unserer Versprechen haben wir schon abgearbeitet. Die Hauptaussage in unserem Wahlkampf war ja, dass sich das Klima im Stadtrat schnell verändern muss. Und das haben wir sehr kurzfristig auch geschafft. Wir diskutieren jetzt mit Respekt voreinander, fair und offen, weil ich die Fraktionen einbinde und sie informiere. Es geht nicht mehr um Parteipolitik, wir ziehen alle an einem Strang.

SZ: Fangen wir an bei Punkt eins ihres Wahlprogramms: die Arbeit für Familie, Jugend, Senioren und sozial Schwache. Was ist davon bis jetzt abgehakt?

Helmut Forster: Die Städtische Wohnbau- und Verwaltungsgesellschaft (Staewo), eine Tochter der Stadt, trägt dem Bedarf an preisgünstigen Wohnungen Rechnung, sie unterhält Wohnungen für sozial Schwächere. Wir betreiben die Renovierung und Sanierung der 286 Wohnungen systematisch. So haben wir die Häuser an der Margeritenstraße 5 bis 15 saniert und modernisiert, die Dachgeschosse ausgebaut und einen Anbau geschaffen. Im Hochhaus an der Margeritenstraße 25 sind wir dabei, die Loggien zu erneuern und das Haus energetisch zu sanieren. Das kostet uns sechsstellige Beträge. Die neue Obdachlosenunterkunft an der Münchner Straße soll im Frühjahr 2011 fertig werden.

SZ: Gibt es neben dem Wohnungsbau neue Impulse im sozialen Bereich?

Helmut Forster: Wir haben jetzt mit Veronika Daffner eine Familienbeauftragte, an die man sich wenden kann. Und die BVW führt einen Seniorenstammtisch ein. Wir tragen damit der Tatsache Rechnung, dass jeder vierte Wolfratshauser älter als 60 Jahre ist. Die Stammtische sollen am Freitagnachmittag in der Flößerei stattfinden, der erste am 8. Oktober. Unser BVW-Vorsitzender Thomas Eichberger ist dabei, Frau Daffner und ich auch.

SZ: Thema Jugendbetreuung?

Helmut Forster: Wir haben viel Geld ausgegeben für Kindergärten und Krippenplätze und für Schulen. Wir haben 2,5 Millionen Euro investiert für die Kindergärten an der Wettersteinstraße und Auf der Haid, zehn Millionen Euro für die Schule in Waldram, 1,4 Millionen Euro für die energetische Sanierung der Schule am Hammerschmiedweg und 200.000 Euro für den Schulsportplatz. Alles in allem sind das an die 14 Millionen Euro.

SZ: Nirgends im Nord-Landkreis gibt es ein Freibad. Die BVW wollte erreichen, dass der Badweiher zum Schwimmbad wird - ein wichtiges Versprechen.

Helmut Forster: Dieses Projekt ist nicht vergessen. Die Wasserqualität eignet sich zum Baden, aber für ein offizielles Freibad gibt es gesetzliche Vorgaben, die wir derzeit noch nicht erfüllen können. Dazu müsste das Oberflächenwasser von der Beuerberger Straße verrohrt werden - eine Investition von rund 400000 Euro. Das Geld haben wir derzeit nicht.

SZ: Die BVW hat die Lösung der Parkplatzprobleme propagiert, unter anderem mit einem zusätzlichen Parkdeck am Hatzplatz und vor der Loisachhalle.

Helmut Forster: Vor der Loisachhalle haben wird jetzt zehn Stellflächen mehr als bisher, die Auslastung lag vorher bei 35 Prozent und erhöht sich zunehmend, durch die Schrankenlösung mit den sehr günstigen Gebühren und der Möglichkeit des unbeschränkten Aufenthalts. Das Parkhaus am Hatzplatz ist eine Option, an der wir weiterarbeiten, das frühere Konzept ist am Investor gescheitert. Wir haben ja eigentlich genügend Parkplätze, aber die Leute haben ihre Gewohnheiten, sie wollen direkt bei den Geschäften parken, zum Beispiel am Loisachufer.

SZ: Das Loisachufer ist ein Dauerthema. Gibt es ein Konzept, die wertvolle Fläche durchgängig zu gestalten?

Helmut Forster: Wir arbeiten daran, wir führen Gespräche mit den betroffenen Eigentümern. Das muss aber sehr behutsam geschehen, und es muss ein Vorteil für alle Beteiligten dabei herauskommen, auch für die Grundeigentümer.

SZ: Die Grünen monieren, dass es mit dem Radwegekonzept nicht weitergeht. Der Ortsverband hat jetzt eigene Vorschläge entwickelt.

Helmut Forster: Der Arbeitskreis ist sogar sehr aktiv und hat sich schon in anderen Städten informiert. Bei allen Konzepten muss die Sicherheit im Vordergrund stehen, eigene Fahrradstreifen auf der Sauerlacher- und Königsdorfer Straße sind nicht möglich, weil die Straßen damit zu eng werden. Und die Radler auf der Marktstraße gegen die Einbahnrichtung fahren zu lassen, ist nicht möglich. Wenn da ein größeres Fahrzeug entgegenkommt, gibt's den Radler nicht mehr. Die Radfahrer können doch am Loisachufer sicher in die Innenstadt fahren.

SZ: Bleibt die Einbahnstraßenregelung in der Marktstraße eine Dauereinrichtung, oder gibt es Perspektiven, sie einmal ganz zur Fußgängerzone zu machen?

Helmut Forster: Es ist ein dauerhaftes Provisorium. Eine Umwandlung der B11 im Bereich des Marktes wäre sicher machbar, der Bund möchte seine Straßen ja gern loswerden, ist aber nicht an solchen kleinteiligen Umwandlungen interessiert. Wir müssten deshalb auch die Trägerschaft für den Wolfratshauser Berg übernehmen, und das ist nicht finanzierbar. Die Kosten lägen im siebenstelligen Bereich.

SZ: Thema S-Bahnverlängerung: Sehen Sie aktuell Handlungsbedarf?

Helmut Forster: Ich habe Wirtschaftsminister Zeil um ein Gespräch über das weitere Vorgehen gebeten, habe von ihm aber noch keinen Termin bekommen. Wenn die Regierung sagt, das ist ein Jahrhundertprojekt, dann muss es dafür auch eigene Zuschusstöpfe geben, die es ermöglichen, die Gleise im Bereich des S-Bahnhofs tiefer zu legen. So ein Großprojekt wie beispielsweise der Wanktunnel in Garmisch ist ja jetzt auch wieder im Gespräch, obwohl der Nutzen-Kosten-Faktor dort schlecht ist.

© SZ vom 04.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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