Wolfratshausen:Unentschieden im Markt-Streit

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Nach den Kritikern der Verlegung in die Marktstraße legen nun die Befürworter eine Unterschriftenliste vor. Stefan Fischer fordert allerdings von der Stadt bessere Rahmenbedingungen

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Der im Mai vom Loisachhallen-Vorplatz in die Marktstraße verlegte Grüne Markt entzweit die Wolfratshauser Altstadt-Kaufleute. Während die einen wegen der nötigen Sperrung der Marktstraße an den Freitagvormittagen Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent und allerlei sonstige Probleme beklagen, loben die anderen den Grünen Markt als Bereicherung, die dem nach der Schließung des Isar-Kaufhauses und der Tengelmann-Filiale darniederliegenden Stadtzentrum wenigstens freitags wieder Leben einhauche. Diese Ansicht bekräftigen insgesamt 17 Ladeninhaber mit ihren Stempeln und Unterschriften, die Stefan Fischer vom Trachtenmoden-Geschäft Fischer-Pflügl gesammelt hat.

Damit stand es vor dem Treffen der Markt-Kritiker am Mittwochabend zumindest nach Unterschriften ungefähr unentschieden, denn der Rentner Heinz Wensauer hatte schon in der vergangenen Woche 15 Unterschriften plus der seinen gegen den Grünen Markt im Markt gesammelt. Während auf seiner Liste beispielsweise Ehepaare doppelt unterschrieben haben, kann wiederum Wensauer gegen Fischers Liste einwenden, dass darauf auch mehrere Kaufleute aus dem unteren Untermarkt aufscheinen, die von der freitäglichen Marktsperrung zwischen Reiser- und Schwankleck nicht unmittelbar betroffen sind, weil ihre Läden nach wie vor mit dem Auto erreichbar sind. Die Markt-Gegner beklagen, dass die Stadtverwaltung und Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) vor und nach der Umzugs-Entscheidung nicht oder jedenfalls nicht genügend mit ihnen geredet hätten. Die Markt-Befürworter kritisieren in ihrer von Fischer verfassten Mitteilung nun, dass sich Wensauer selbst zum Sprecher der Geschäftsleute im Markt ernannt habe, ohne dass er sie zuvor angesprochen oder in irgendeiner Weise einbezogen habe.

Auf der Liste befinden sich unter einigen anderen auch die Stempel von Spielwaren und von Leder Tausend, von Ines Boodevaar, von Bad-Ausstatter Andreas Demmel, von Juwelierin Conny Broenner sowie von Uhrmacher Fritz Koch, Eiscafé-Betreiber Maurizio Faganello und Feinkost-Händler Peter Ley, von denen mindestens die letzten drei Heilinglechners Bürgervereinigung und Ley sogar dem amtierenden Stadtrat angehören. Ferner hat der Trödler und Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) unterzeichnet.

Straße gesperrt, Markt geöffnet: An der Verlegung des Grünen Markts in die Marktstraße scheiden sich die Geister der Einzelhändler im Umgriff. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die "täglichen Bemühungen aller noch verbliebenen Unternehmer" um die Innenstadt würden durch eine öffentlich ausgetragene und emotionale Diskussion, wie sie Wensauer zuletzt ventiliert hat, weder gefördert noch erleichtert. Vielmehr schade diese nur dem Image der Stadt und ihrer Geschäfte, heißt es vonseiten dieser Markt-Befürworter. "Wünschenswert wären stattdessen ein besseres, kommunikatives Miteinander". Der Grüne Markt im Zentrum sei für viele Bürger selbst ein "Anreiz, an einem lebendigen, kommunikativen Stadtleben teilzunehmen", einzukaufen und auch auf das Angebot der stationären Geschäfte im Markt aufmerksam zu werden. Dennoch haben auch die Befürworter Wünsche an die Stadt, vor allem nach einem "schnellen, entschlossenen Handeln der städtischen Verantwortlichen zur Schaffung der Rahmenbedingungen", wozu die Unterzeichner die beiden Stichworte "Parkplatzdiskussion" und "Citymanager" nennen. Außerdem hoffen sie für ihre eigenen Bemühungen und die der Stadt auf "eine Honorierung durch die Wolfratshauser Bürger", denn wegen zu hoher Umsätze sei bisher noch kein Geschäft geschlossen worden.

Heilinglechner selbst hatte die nun umstrittene Verlegung des Grünen Markts im Wahlkampf verfochten, in die Wege geleitet hatte sie aber schon sein Parteifreund und Vorgänger Helmut Forster. Zuletzt hatte Heilinglechner angekündigt, am späten Mittwochabend zu einer Versammlung der Markt-Kritiker zu stoßen.

© SZ vom 24.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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