Wolfratshausen:Frau an der Spitze der CSU

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Als Einheit aufzutreten, sei total wichtig, sagt die neue CSU-Ortsvorsitzende Susanne Thomas. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser CSU wird künftig von einer Frau geführt: Der Ortsverband wählt die 45-Jährige Susanne Thomas zur Nachfolgerin von Manfred Fleischer. Einstimmig.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Eine halbe Stunde nach der Wahl macht die Vorsitzende zum ersten Mal leise von ihrer neuen Autorität Gebrauch. Susanne Thomas winkt ihre drei Stellvertreter mit sanftem Zeigefingereinsatz zum Gruppenfoto. Claudia Drexl, Stefan Riedl und Robert Namyslo sind in der Wolfratshauser CSU keine Unbekannten, sie haben sich vor der Wahl in der Ortshauptversammlung am Mittwochabend trotzdem kurz vorgestellt. Die neue Vorsitzende spricht erst das Schlusswort, zwei Stunden, nachdem der bisherige Ortsvorsitzende Manfred Fleischer zu Beginn der Versammlung seine Freude darüber bekundet hat, dass sich Susanne Thomas als seine Nachfolgerin zur Verfügung stelle.

Gelächelt hatte Thomas auch da schon, jetzt ist es an ihr, sich "total zu bedanken" für das einstimmige Wahlergebnis, das die versammelten 24 von insgesamt 115 Wolfratshauser CSU-Mitgliedern ihr und ihren Vorstandskollegen beschert haben. Sie dankt wiederum Fleischer - nicht ausdrücklich für seine vier Jahre als Ortsvorsitzender, sondern dafür, dass er nun den Generationswechsel ermöglicht habe. Sie wolle die Partei für die Wähler attraktiv gestalten, und das gehe nur durch Veranstaltungen, sagt Thomas, die schon auf der Liste für die Kommunalwahl 2014 ihren Beruf mit "Veranstaltungssekretärin" angegeben hatte. Die 45-Jährige übt diesen Beruf für die CSU aus, als Organisatorin für die Frauenunion in der Parteizentrale.

An lokalen Parteiveranstaltungen hat es der Wolfratshauser CSU zur Gänze gemangelt seit der nach eigener Ansicht verlorenen Kommunalwahl und den folgenden Schuldzuweisungen und Zerwürfnissen im Vorstand. Als Einheit und als Team aufzutreten, das sei nun total wichtig, sagt Susanne Thomas. Die Christsozialen seien in Wolfratshausen schon mal mehr gewesen, "und das wollen wir auch wieder werden". Auch den monatlichen Stammtisch werde sie gern wieder einführen - nur bitte unter der Woche und am Abend, sagt die dreifache Mutter Thomas. Dass man von der CSU schon lang nichts mehr gehört habe, das werden sich jetzt jedenfalls ändern.

Einige, die zuletzt gerne von Fleischer eine Wahl-Analyse gehört hätten, fordern sie nun auch nicht mehr ein, und so wird der Verlust eines Ratssitzes und die ausgefallene Eroberung des Bürgermeisteramts zwar mehrmals bedauert, aber nicht erklärt. "Du hast alles gegeben, wir haben gekämpft, aber wir haben nicht alles erreicht", sagt Fleischer zum Bürgermeister-Kandidaten Peter Plößl, den er 2013 per Telefon-Umfrage hatte verhindern wollen. Wie viel diese Umfrage gekostet hat, behielt er damals für sich. Für den folgenden Wahlkampf hat die CSU 2014 laut Kassenbericht immerhin 34 000 Euro ausgegeben. Was ihre Inhalte betrifft, so sieht sich die CSU erfolgreich - so sehr, dass andere Gruppen ihre Ideen aufgriffen und als eigene ausgäben, wie Fleischer für den Wahlkampf und Fraktionssprecher Günther Eibl aus der Stadtratsarbeit berichten.

Eibl wiederholt das Wahlkampf-Motto "Gemeinsam handeln für Wolfratshausen" und bedankt sich "insbesondere bei den Grünen und der SPD". Gegen Bürgermeister Klaus Heilinglechner und dessen BVW verschärft er vor seinen Parteifreunden den im Rat bisher konzilianten Tonfall. Heilinglechners Ratsklausuren nähmen überhand und nervten durch schlechte Vorbereitung. Er, Eibl, bevorzuge Sondersitzungen des Rats, in denen gut vorbereitet entschieden werde, statt sinnlos Lebenszeit verschwenden wie in der angekündigten Klausur zur Umgehungsstraße. Konstruktive Vorschläge kämen von den Räten, nicht aus dem Rathaus - so wie von der Stadtbus-Arbeitsgruppe. "100 000 Euro für die Senioren" müsse man sich nötigenfalls leisten, die Vorschläge der Gruppe gingen nun in die Umfrage und dürften nicht - "typisch Wolfratshausen!" - schon im Vorfeld schlechtgeredet werden.

Fleischer rügt die neue Umgehungs-Diskussion als "Nebelwerferei" und "Geisterdebatte". Es werde keine Trasse im Naturschutzgebiet entlang der Isar geben, versichert er und gibt den vielen jüngeren Mitgliedern im Saal eine Art Vermächtnis mit: Die CSU wolle die S 7-Verlängerung, aber nur in verträglicher Form. Die Frage werde "für unser kleines Wolfratshausen, diese 1000-jährige Stadt, die Schicksalsfrage" sein, weshalb nicht nur der Freistaat, der Landkreis und Geretsried, sondern auch Wolfratshausen selbst dafür Geld in die Hand nehmen müsse.

© SZ vom 27.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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