Wolfratshausen:Selbstvertrauen steigern

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Beim Projekt "Stärken stärken" kommt es auf das an, was die Schüler können und was ihnen Spaß macht. Beim Klettern, Reiten, Tanzen, Boxen und Kochen lernen die Buben und Mädchen sich selbst neu kennen

Von Louisa Austermann, Wolfratshausen

Im Jugendhaus La Vida herrscht Hochbetrieb. Kinder in Sportkleidung rennen durcheinander, andere in weißen Hemden mit Fliege bieten Eltern und Lehrern einen Giersch-Drink an. Der Zuschauerraum füllt sich, es herrscht gespannte Erwartung. Die Sechstklässler der Mittelschule Wolfratshausen präsentieren die Ergebnisse des Projekts "Stärken stärken." Dabei geht es darum, den Schülern ihre Stärken bewusst zu machen und diese zu fördern.

"Wir wollen nicht darauf schauen, was jemand nicht kann und tun muss, sondern darauf, was er kann und worauf er auch Lust hat", erklärt Fritz Meixner, der Vorsitzende des Jugendfördervereins. Gerade für die Schüler der Mittelschule, die größtenteils den Übertritt nicht geschafft haben, sei dieser Blickwinkel wichtig. "Außerdem ist das Projekt ein Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung." Schule und Jugendförderverein haben es vor einigen Jahren entwickelt, der Rotary Club Wolfratshausen unterstützt es finanziell, sodass den Schülereltern keine Kosten entstehen.

Das Projekt läuft über das gesamte Schuljahr. In einer ersten Phase, "Stärken finden", sollten die Schüler malen, was ihnen Spaß macht. Nach Gesprächen, auch mit der Schulsozialarbeiterin Claudia Eff, erhielt jeder sein persönliches Stärkenprofil. Daraus ergaben sich fünf Gruppen: Kochen, Boxen, Hip Hop tanzen, Reiten und Klettern. In zehn praktischen Einheiten durften die Schüler in Phase zwei, "Stärken stärken", unter Anleitung externer Fachkräfte ihre Fähigkeiten ausprobieren und vertiefen. Phase drei heißt "Stärken zeigen": die Abschlusspräsentation.

"Ich habe viel gelernt, auch fürs Leben, weil ich mir jetzt etwas kochen kann", sagt ein Junge aus der Kochgruppe. Die Kinder stehen auf der Bühne. "Vor vielen Leuten ins Mikrofon zu sprechen, erfordert Mut", weiß Meixner. Das zu schaffen, mache die Kinder selbstbewusster. Der Reihe nach präsentieren alle Gruppen, was und wie sie gelernt haben. Die Mädchen der Reitgruppe haben den Ponyhof Lauterbach besucht. "Es ging nicht primär darum, reiten zu lernen, sondern um den Umgang mit den Tieren", erklärt ihre Leiterin Barbara Vorsteher, während sie durch eine Bildershow klickt. Die Gruppe hat überlegt, was einen Tierexperten ausmacht, das eigene Verhalten beobachtet und verbessert.

In der Klettergruppe spielt besonders das Vertrauen eine große Rolle. "Ich habe gelernt, Leuten zu vertrauen, die ich vorher nicht mal mochte", erzählt ein Teilnehmer. Für die Präsentation hat sich die Gruppe etwas Spannendes ausgedacht: Von ihrem Leiter Frank Webinger gesichert demonstriert einer der "Freunde der Vertikalen" seine Kletterkünste im Jugendhaus. Ihr theoretisches Wissen zeigen sie mit einem kniffligen Quiz zum Thema Berge.

"Bei der Boxgruppe war ich erst skeptisch. Aber es ist erstaunlich, mit welcher Würde die Schüler gegeneinander gekämpft und ihren Sport ausgeübt haben", sagt Konrektorin und Klassleiterin Nicole Strufe. "Wir schlagen uns nicht ins Gesicht, keine Sorge", versichert einer der Boxer. Trotzdem geht es nach dem Aufwärmen mit Hampelmann und Seilspringen zur Sache. Die vier Jungs boxen sich erst leicht auf die Schulter, dann zeigen sie einen Schaukampf.

"Unter Hip Hop tanzen konnten wir uns erst nicht viel vorstellen", gesteht ein Mädchen in weiter Hose und Turnschuhen. Nach einer Vorführung in der Schule waren viele begeistert. Auf dem Sportplatz präsentiert die Gruppe neben ihrer Choreografie auch Akrobatik. Nachdem sich die Schüler bei Gruppenleitern und Lehrern bedankt haben, zeigt die Kochgruppe mit Pizza, Wildkräuterquark und anderen Leckereien ihre Stärke. Die Schüler sind von dem Projekt begeistert. "Schade, dass es vorbei ist", sagt eine der Tänzerinnen.

© SZ vom 19.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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