Wolfratshausen:Schreckgespenst Privatisierung

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Die Probleme in der Geburtshilfe-Abteilung an der Kreisklinik haben die Politiker im Landkreis aufgeschreckt. Landrat Josef Niedermaier soll einen Sachverständigen einschalten. Die Geretsrieder SPD sieht Defizite beim Image und warnt vor einer Privatisierung des Hauses.

Bernhard Lohr

Angesichts der in Schwierigkeiten geratenen Geburtshilfe-Abteilung in der Wolfratshauser Kreisklinik wächst die Sorge um die Zukunft des Hauses. Der frühere Chefarzt an der Klinik und Kreisrat Matthias Richter-Turtur sieht Landrat Josef Niedemaier (Freie Wähler) in der Pflicht.

Er fordert, einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen einzusetzen, der das Krankenhaus mit Blick auf seine Wirtschaftlichkeit und seine medizinischen Versorgungsleistungen prüft. Der Geretsrieder SPD-Vorsitzende Wolfgang Werner rief am Sonntag beim Stadtgespräch der SPD die Kreis-Politiker auf, dem Niedergang der Geburtshilfe-Abteilung nicht tatenlos zuzusehen.

Richter-Turtur wirft in seiner Funktion als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Kreisräte aus "Freien Unabhängigen Wählern", ÖDP, FDP sowie Bayernpartei (AG) Landrat Niedermaier im Umgang mit der Kreisklinik politische Versäumnisse vor. Die AG habe seit Jahren auf das Risiko hingewiesen, dass die Geburtshilfe mangels Auslastung geschlossen werden könnte.

Dennoch habe der Landrat Forderungen ignoriert, ein tragfähiges Konzeptes auch im Hinblick auf die Zukunft der gesamten Klinik zu erarbeiten. Der Geretsrieder SPD-Vorsitzende Werner forderte eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik und von Verantwortlichen an der Kreisklinik, damit sich der angeschlagene Ruf der Geburtshilfe-Abteilung wieder bessere. Man müsse mehr tun als bisher, um diese "attraktiv nach außen zu verkaufen". Dazu sei eine stärkere Öffnung notwendig; Werbebroschüren oder "Tage der offenen Tür" könnten helfen.

Der SPD-Fraktionssprecher im Kreistag, Reiner Berchtold, sagte beim Stadtgespräch, es sei vor allem eine Privatisierung der Kreisklinik zu vermeiden. Angesichts der insgesamt schwierigen Situation der im Verhältnis kleinen Klinik müsse man deren Wirtschaftlichkeit immer im Blick haben. Sobald eine Abteilung defizitär arbeite, drohe das für das Gesamthaus zum Problem zu werden.

Landrat Niedermaier und der Geschäftsführer der Klinik, Hubertus Hollmann, hatten Ende vergangener Woche eine Schließung der Geburtshilfe-Abteilung angekündigt, sollte sich deren Auslastung nicht bessern. Heuer werden 150 Geburten erwartet. In der Starnberger Klinik kommen rund 2000 Säuglinge zur Welt, in der Asklepios-Klinik in Bad Tölz sind es mehr als 450 im Jahr.

© SZ vom 07.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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