Wolfratshausen:Neustart ins Nachtleben

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Früher zog der Wolfratshauser Turm Feierlustige aus der Umgebung an. Nun soll er zwangsversteigert werden - und ruft einen Frankfurter Unternehmer auf den Plan.

Isabel Meixner

In Wolfratshausen soll die Diskothek Turm wieder aufleben - zumindest, wenn es nach Stefan Hufnagel geht. Der Geschäftsführer und Inhaber des derzeit durch Wolfratshausen patrouillierenden privaten Sicherheitsunternehmens WSD Oberland hat am Sonntag am Wolfratshauser CSU-Stammtisch angekündigt, um die Immobilie am Hans-Urmiller-Ring mitbieten zu wollen.

Der Weg in die Nacht führte in Wolfratshausen früher kaum am Turm vorbei. Gefeiert wurde dort aber schon viele Jahre nicht mehr. (Foto: Hartmut Pöstges)

Denn der Turm wird am 10. November zwangsversteigert - es sei denn, zuvor ergäbe sich eine andere Lösung. Keine Neuigkeiten gibt es jedenfalls von den Hotelplänen für den Turm: Wie berichtet wollte die "IVV Immobilienvermögensverwaltung" aus Bad Wiessee dort ein Hotel einrichten. Doch ein Versuch, sich darauf noch vor einer Zwangsversteigerung zu einigen, ist dem Insolvenzverwalter des Wolfratshauser Turms, Michael George, zufolge gescheitert.

Von einem Interesse Hufnagels habe er noch nichts gehört. Der hat sich zusammen mit einem befreundeten Immobilienhändler und Architekten aus dem Frankfurter Raum jedoch schon Konzepte überlebt, was mit dem Turm geschehen könnte: "Aus dem Objekt kann man etwas machen. Wir klemmen uns dahinter, dass der Turm als Nachtlocation wieder aktiv wird", sagt Hufnagel auf SZ-Anfrage und erläutert sogleich das Konzept: Demnach werde nicht er, sondern sein Freund, der seit mehr als 25 Jahren in der Branche aktiv ist, die Immobilie ersteigern. In diese solle dann wieder eine Diskothek und unter dem Dach möglicherweise eine Lounge einziehen.

Er, Hufnagel, könnte dann entweder als Privatperson oder mit seinem Sicherheitsunternehmen die Verwaltung des Gebäudes übernehmen: "Wir wollen wieder einzelne Bereiche des Turms nutzbar machen." Allerdings sei es zu früh, über die genaue Ausgestaltung zu reden. Der Frankfurter Interessent wolle den Turm als Wertanlage kaufen.

Eine solche sei die Immobilie trotz der Sanierungskosten, die im Anschluss auf den neuen Eigentümer zukommen würden, sagt Hufnagel: "Man muss sicherlich noch einmal 1,5 Millionen Euro in den Turm reinstecken. Aber wenn man ihn herrichtet und vermietet, hat man eine vernünftige Immobilienrendite." Für seinen Bekannten sei eine Rendite ab fünf Prozent interessant; beim Wolfratshauser Turm rechnet er mit bis zu zehn Prozent und einer Miete von etwa 400 000 Euro.

Wie hoch die derzeitige Grundschuld der Immobilie sei, möchte Stefan Hufnagel nicht sagen. Nur so viel: Die Grundforderung bei der Zwangsversteigerung seien 1,9 Millionen Euro. Derzeit stünden er und sein Partner in Verhandlungen mit den Banken und dem Makler, danach entscheide sich, ob und bis zu welchem Umfang sie am 10. November mitbieten werden.

Die Lage des Turms im Wolfratshauser Industriegebiet ist Stefan Hufnagel zufolge jedenfalls ideal für das Nachtleben: "In Wohngebieten gibt es häufig Querelen mit den Anwohnern." Außerdem sei eine Diskothek am Hans-Urmiller-Ring deutlich günstiger als in der Stadt. Die Nachfrage nach einer Diskothek im Nordlandkreis sieht er gegeben. In Geretsried, Wolfratshausen und Umgebung gebe es 50 000 Einwohner, rechnet Stefan Hufnagel vor: "Bei so einer Größe sollte es schon ein ausgewogenes Nachtleben geben."

© SZ vom 26.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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