Wolfratshausen:Kindertagesstätte im Container

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Der Wolfratshauser Stadtrat verzichtet auf einen Neubau und entscheidet sich für eine Übergangslösung in der mobilen Unterkunft der Freien Waldorfschule. Dort sollen je zwei Krippen- und Kindergartengruppen unterkommen

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Die Stadt Wolfratshausen hat für das drängende Platzproblem in ihren Krippen und Kindergärten eine Übergangslösung für einige Jahre gefunden: Vom kommenden Frühjahr an sollen in den bis dahin noch von der Freien Waldorfschule genutzten Containern in der Königsdorfer Straße zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen entstehen. Dies hat der Stadtrat am Dienstagabend in einer Sondersitzung zu dem Thema beschlossen. Für die etwa 70 Kinder, die zuletzt auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz standen, bemüht sich die Stadt weiterhin um noch kurzfristigere Lösungen.

Das Angebot, die Containeranlage der Waldorfschule zu übernehmen, hat die Stadt erst in der vergangenen Woche erhalten, zuvor standen nur ein Neubau an der Waldramer Volksschule oder auf der dortigen Coop-Wiese und zwischenzeitlich auch eine Tagesstätte im früheren Waldramer Schlecker-Markt zur Debatte. Diese drei Optionen haben die Stadträte schon in ihrer Klausur am Samstag zugunsten der nun auch formell beschlossenen Übergangslösung verworfen. Sie beauftragten Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) am Dienstag einstimmig, einen Vertrag mit der Container-Firma im Detail auszuhandeln und abzuschließen. Er soll zunächst für fünf Jahre gelten und der Stadt eine jährliche Verlängerungsoption für insgesamt weitere fünf Jahre einräumen. Die Summen, um die es dabei geht, hatten die Räte erst zu Beginn der Sitzung erfahren und in einer Sitzungspause innerhalb der Fraktionen erörtert. Öffentlich genannt wurden sie am Dienstag nicht. Die Stadt solle aber auch prüfen, ob ein Kauf der Container günstiger komme, hieß es im Rat.

Die Waldorfschule hat ihre vor zwei Jahren aufgestellten Container in der Königsdorfer Straße selbst nur geleast. Sie zieht aus Mangel an Platz und politischer Unterstützung nach Geretsried, wo sie auf dem ehemaligen Mucos-Areal eine Art Waldorf-Campus im großen Stil einrichten will. Die Container in Wolfratshausen will die Schule bis Ostern kommenden Jahres geräumt haben. Dann müssen laut Stadtverwaltung noch kleine Umbauten im Inneren und die Gestaltung des Umfelds mit Rasenflächen und Spielgeräten folgen, sodass die Tagesstätte wohl erst im Sommer die ersten Kinder aufnehmen kann. Mit der Kinderland Weyarn GmbH, die vor vier Wochen ebenfalls in einer Sondersitzung als Träger der noch zu schaffenden Tagesstätte ausgewählt worden war, ist dieses Vorgehen laut Heilinglechner abgesprochen.

In der Freien Waldorfschule an der Königsdorfer Straße will die Stadt Wolfratshausen jeweils zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen unterbringen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Neben ihrer Container-Entscheidung erkannten die Stadträte am Dienstag offiziell einen Bedarf an insgesamt fünf Krippen- und Kindergartengruppen an - einerseits eine reine Formalie, die für staatliche Zuschüsse nötig ist, andererseits aber auch ein Anzeichen dafür, dass die Räte die Übergangslösung mit vier Gruppen selbst nicht als ausreichend erachten. Dies ließen Redner aller Fraktion auch in ihren Wortmeldungen erkennen. Vor allem aber zeigten sie sich erleichtert, dass die Stadt nun etwas Zeit für eine gründlichere Planung gewonnen habe. Besonders Fritz Meixner (SPD) verhehlte nicht, dass es genau daran aus seiner Sicht zuletzt gemangelt hat. Dies dürfe "nicht mehr so passieren".

Nun gelte es, die gewonnene Zeit wirklich zu nutzen, betonten alle Redner. Ziel sind dabei ausdrücklich mehrere über das Stadtgebiet verteilte Krippen und Kindergärten mit jeweils höchstens vier Gruppen. Außerdem soll die Stadt die Anmeldung zu den Tagesstätten zur besseren Planung selbst in die Hand nehmen. Für all das sollen Heilinglechner und die Stadtverwaltung bis Jahresende ein Konzept vorlegen.

Die jüngste Konzentration auf Waldram lag nicht an einem besonderen Bedarf in dem Stadtteil, sondern daran, dass die Stadt an der dortigen Schule und auf der Coop-Wiese überhaupt noch über Baumöglichkeiten verfügt. Wo die Eltern ihre Kinder unterbringen sollen, bis die Container-Lösung greift, blieb am Dienstag offen. Die Hoffnungen richten sich weiter auf das frühere Forstamt, das der Kreis vom Freistaat kaufen will, um dort vor allem Asylbewerber unterzubringen.

© SZ vom 31.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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