Wolfratshausen:In Bewegung

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Vom alten Isar-Kaufhaus ist schon nichts mehr zu sehen. Bald soll hier der Kelleraushub für den Neubau beginnen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bei der Wolfratshauser Bürgerversammlung wird deutlich, dass die Stadt derzeit an vielen herausfordernden Projekten arbeitet

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die letzte Wolfratshauser Bürgerversammlung konnte Ende Februar 2020 gerade noch vor dem Lockdown stattfinden. In diesem Jahr musste sie wegen Corona um mehrere Monate verschoben werden. Für die rund 70 Bürger, die sich am Dienstagabend in der Loisachhalle eingefunden haben, hatte das aber auch etwas Gutes: Schließlich ist seit dem Frühling einiges in der Stadt passiert. Knapp eineinhalb Stunden nahm sich Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), um die Zuhörer auf den neuesten Sachstand zu bringen - und die großen Herausforderungen zu benennen, die die Stadt an der Loisach beschäftigen.

Surfwelle

Für die künstliche stehende Welle, die seit acht Jahren geplant wird, konnte er von den "Meilensteinen" berichten, die kürzlich erreicht wurden: Die wasserrechtliche Genehmigung liege vor, der Bezirksfischereiverein arbeite "Hand in Hand" mit dem Betreiberverein, um den Schutz von Fischen und Lebensraum zu gewährleisten. Das Leader-Programm habe dem Projekt einen Aufschub für die Fördermittel gewährt. "Wir hoffen, dass die Welle 2022 in Betrieb gehen kann", sagte Heilinglechner. Corona habe das Projekt nicht nur verzögert, sondern auch Argumente für die Welle geliefert. Die "Begegnungsstätte an der Natur mit Mehrwert" gebe Jugendlichen Motivation, zudem sei Surfen kontaktfrei und auch in Pandemiezeiten möglich. Etwa 800 000 Euro soll die Welle laut Schätzung kosten, der städtische Anteil ist auf 400 000 gedeckelt. Dieser Beschluss bleibe gültig, betonte Heilinglechner. Voraussichtlich im September werde dem Stadtrat die erweiterte Planung vorgelegt. "Wir werden uns weiter transparent und verantwortungsbewusst mit den Kostenfragen beschäftigen." Ein Bürger bezweifelte die Klimaverträglichkeit der Welle, für die 15 Bäume gefällt werden müssten und die der Loisach "erhebliche Mengen Wasser" entziehe. Auch sei die wasserrechtliche Genehmigung mit einem Probetrieb bis 2023 verbunden. Seine Forderung, die Stadträte sollten deshalb Genehmigung und Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts vorgelegt bekommen, bedurfte keiner Abstimmung. Dies geschehe ohnehin vor der Beschlussfassung, sagte Heilinglechner.

Entwässerung

Das Sturzflutmanagement, das die Stadt gerade erstellen lässt, sei für Wolfratshausen von großer Bedeutung, sagte Heilinglechner. Das hätten die jüngsten Starkregenereignisse wieder deutlich gemacht. Der Prozess, bei dem ein Ingenieurbüro Maßnahmen für einen Katastrophenfall erarbeite, sei aber sehr aufwendig. Derzeit laufe die Gefahren- und Risikobeurteilung. "An oberster Stelle steht der Schutz für Bürgerinnen und Bürger", sagte der Bürgermeister. Auch bei der Umgestaltung der Marktstraße würden die Starkregenrisiken berücksichtigt.

Kreisklinik

Die wohl frischeste Nachricht konnte Heilinglechner zur Wolfratshauser Kreisklinik liefern: Tags zuvor habe der Kreistag einen Beschluss gefasst, in dem sich der Landkreis zu seiner Rolle als Träger des Hauses bekenne. Mit der zuvor vom Wolfratshauser und Geretsrieder Stadtrat verabschiedeten Resolution zum Erhalt der Kreisklinik habe sich die "Allianz der beiden Städte im Nordlandkreis" gezeigt. "Ich bin guter Dinge, dass wir einen guten Weg eingelenkt haben", sagte Heilinglechner. Die Zukunft des Krankenhauses hänge aber auch von den Bürgern ab, mahnte er. "Unterstützen Sie die Kreisklinik, für die beide Städte intensiv gekämpft haben."

Parkplätze

Einen "Wermutstropfen" verkündete Heilinglechner den Anwohnern rund um den Bahnhof: Der Pendlerparkplatz östlich der Gleise sei gesperrt und werde dauerhaft entfallen. Zudem habe die Bahn beschlossen, für die Park&Ride-Plätze von Herbst an Gebühren zu erheben. Das habe den Stadtrat dazu bewegt, ein neues Konzept für die Parkraumbewirtschaftung für alle Straßen im Umgriff erstellen zu lassen. Im einzigen mehrheitlich bewilligten Antrag des Abends forderte ein Anwohner der Gebhardstraße, dass sich der Stadtrat mit einem Anwohnerparken und begrenzten Parkzeiten auseinandersetzen müsse, um die Straßen, die bereits jetzt vielerorts ganztägig von Pendlern blockiert würden, zu entlasten. Diese Optionen würden in dem Konzept berücksichtigt, das ein Büro erstelle, sagte Heilinglechner. Nun aber muss sich der Stadtrat innerhalb von drei Monaten damit befassen.

Bauprojekte

Fortschritte konnte Heilinglechner bei manchen Bauprojekten vermelden: Das ehemalige Isar-Kaufhaus ist endlich abgerissen, derzeit liefen die Vorbereitung für den Kelleraushub beim Neubau. Auch der Bau der 117 Wohnungen mit Supermarkt auf dem Kraft-Areal schreite voran, voraussichtlich im Frühjahr 2023 seien die Häuser fertig und die Straßenbauarbeiten zur besseren Verkehrsanbindung könnten beginnen. Als "weiteren Meilenstein" bezeichnete der Bürgermeister das neue Museum Wolfratshausen, das bis Herbst 2022 im Untermarkt 10 entsteht. Die Tourist-Info und der Laden in dem Gebäude könnten wohl schon im kommenden Frühjahr in Betrieb gehen. Verzögerungen gab es indes bei der Sanierung des Rathauscafés - wegen Lieferproblemen bei der Lüftung, wie Heilinglechner sagte. Die geplante Eröffnung im August sei damit passé. Ziel sei nun eine Fertigstellung im November. Das größte städtische Bauprojekt, die Sanierung und Erweiterung der Grund-und Mittelschule am Hammerschmiedweg, wurde nach der Fraas-Kapriole im März wieder aufs Gleis gesetzt. Der Stadtrat werde sich voraussichtlich im September mit dem überarbeiteten Vorentwurf samt Kostenschätzung befassen, sagte Heilinglechner. Derzeit liegen die geschätzten Gesamtkosten bei 43 Millionen Euro. Die einzelnen Bauabschnitte sollen aber zeitlich gestreckt werden, um die Belastungen für den Haushalt zu entzerren.

© SZ vom 29.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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