Wolfratshausen:Hilferuf der Helfer

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Der Verein Bürger für Bürger sucht immer dringender nach Organisatoren für seine Senioren-Arbeit.

Von Barbara Szymanski

Peter Schöbel leitet den Seniorentreff von Bürger für Bürger. Seine Frau Ingrid will die Verantwortung für das Senioren-Ressort nach 20 Jahren abgeben. (Foto: WOR)

Ingrid und Peter Schöbel gehören zu den tragenden Säulen des 1200 Mitglieder starken Wolfratshauser Vereins Bürger für Bürger. Seit 20 Jahren leiten sie das große Ressort Senioren; jährlich partizipieren davon in Wolfratshausen allein bei der Seniorenhilfe gut 700 ältere Menschen. Doch nun gibt es eine Zäsur. Ingrid Schöbel möchte bis zum Jahresende das zeit- und kraftintensive Ehrenamt abgeben, um endlich mehr Zeit für ihre Familie und für sich zu haben. Doch bislang hat sich niemand gefunden, der in ihre Fußstapfen tritt. Die Vereinsvorsitzende Christina Freundorfer ist besorgt: "Wenn wir niemanden finden, werden wir schweren Herzens dieses Ressort aufgeben müssen." Vorsichtshalber werden schon ab Oktober keine neuen Vermittlungen angenommen.

Die 65-jährige Schöbel wird dem Verein jedoch als Helferin des Seniorentreffs erhalten bleiben. Der bietet das ganze Jahr über sportliche, gesellschaftliche oder musikalische Aktivitäten in reicher Zahl und wird von ihrem Mann Peter geleitet. Ingrid Schöbel betreut ferner den Handarbeitskreis "Flotte Masche" jeden zweiten Mittwoch von 14.30 bis 16.30 Uhr alle zwei Wochen im evangelischen Gemeindehaus.

Ihr Ressort Seniorenhilfe hat sich im Laufe der zwei Jahrzehnte verändert. Waren anfangs hauptsächlich soziale Kontakte gefragt, so sind es jetzt Rat und tatkräftige Hilfe in Haushalt und Garten, bei Behördengängen, Arztbesuchen. Aber das Bedürfnis nach Spaziergängen und nach einer Entlastung der Familienangehörigen bei den immer älter werdenden Menschen ist spürbar. Freundorfer weist jedoch darauf hin, dass der Verein kein Ersatz für eine Putzhilfe sein kann. Auch darf der Verein Bürger für Bürger keine Pflege und keine Fahrdienste leisten. Kleinere hauswirtschaftliche Tätigkeiten oder Einkaufen und andere Leistungen kosten die Senioren acht Euro pro Stunde, für Mitglieder 6,50 und für Sozialcard-Besitzer drei Euro.

Auf die Frage, warum sich keine neue Ressortleitung findet, für die sich sogar Bürgermeister Helmut Forster einsetzt, wissen weder Freundorfer noch Ingrid und Peter Schöbel eine schlüssige Antwort. Es habe einige Bewerberinnen gegeben, doch die hätten sich wieder zurückzogen angesichts der vielen Aufgaben und der Verantwortung bei einer Aufwandsentschädigung von 500 Euro im Jahr. Zu den Pflichten gehören vor allem Büroarbeiten, aber auch Hausbesuche bei Senioren und das Vermitteln von Helfern. Gleichwohl gebe es Vorteile: freie Zeiteinteilung, Vertretung im Krankheitsfall oder im Urlaub und 57 engagierte Helferinnen und Helfer im Alter von 23 bis 86 Jahren. Wer das Ressort Seniorenhilfe leitet, muss laut Freundorfer keine Ausbildung in Betriebswirtschaft oder Altenpflege und artverwandten Berufen vorweisen. Voraussetzung seien vielmehr, Menschen zu mögen, Geduld aufzubringen und Respekt vor der Selbstbestimmung älterer Menschen zu haben. Und eben Zeit genug, um die Helferschar und die Hilfesuchenden zusammenzubringen. Im Jahr 2012 hat der Verein allein in diesem einen Ressort 6100 Helferstunden verzeichnet.

Ingrid Schöbel bekommt leuchtende Augen, wenn sie auf ihre 20 Jahre in diesem Ehrenamt zurückblickt: "So viel Anerkennung, Zuneigung und Dankbarkeit erfährt man selten. Es ist ein gutes und beglückendes Gefühl."

© SZ vom 18.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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