Wolfratshausen:Gute Nerven bald wieder gefragt

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Mit der anstehenden Sanierung des Moosbauerwegs werden sich Autofahrer an das Verkehrschaos im April erinnern. Die Arbeiten könnten bis zu sechs Wochen dauern.

Von Matthias Köpf

Totales Chaos herrschte Ende April auf den Wolfratshauser Straßen. Der Verkehr kam aufgrund mehrerer Baustellen zum Erliegen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadt Wolfratshausen hat es dieses Mal selbst in der Hand: Nachdem sie im vergangenen Jahr den Moosbauerweg aufgraben ließ, um Leitungen zu sanieren, sollen die Bagger heuer ein zweites Mal anrücken. Dann werden die Arbeiter auch die Fahrbahndecke und den Unterbau erneuern, die sich 2012 als unerwartet dünn erwiesen hatten und deswegen nicht einfach neu asphaltiert werden konnten. Vier bis sechs Wochen soll sich das hinziehen, möglichst bis Oktober fertig werden sowie die Stadt und die Anwohner nach neuesten Berechnungen insgesamt 457 000 Euro kosten - und vermutlich jede Menge Nerven.

Denn viele Autofahrer erinnern sich nur zu gut an die beiden Tage Ende April, als in Wolfratshausen gleichzeitig der obere Obermarkt und der Bahnübergang an der Schießstättstraße für Bauarbeiten gesperrt wurden, obwohl schon die Dauerbaustelle am Wolfratshauser Berg den Verkehr behinderte. Gaby Reith zum Beispiel hat damals nach eigenen Worten mit dem Auto für einen Kilometer genau die zwei Stunden gebraucht, die sie dann zu spät zur Arbeit gekommen ist. Vor allem viele Farcheter kamen kaum mehr aus ihren Stadtteil heraus, bis der Zweite Bürgermeister Peter Plößl irgendwann genügend Posten zusammentelefoniert hatte, um die Kanalbrücke hinüber nach Waldram zu sichern und für Autos zu öffnen.

Die grüne Stadträtin und Umweltreferentin Reith hatte diese Brückenöffnung als selbstverständlich vorausgesetzt, was ihre Odyssee nur verlängert hat. Sie mag nach eigenen Worten nicht recht glauben, dass im Rathaus zuvor niemand von dem Zusammentreffen der Bauarbeiten gewusst hat und also auch niemand rechtzeitig eingreifen konnte. Für Bundes- und Staatsstraßen wie den Obermarkt und die Schießstättstraße sei das Landratsamt zuständig, antwortete Bau-Abteilungsleiterin Susanne Leonhard. Die Stadt werde von diesem erst informiert, wenn es die Baustellen genehmigt und einen Plan für die Beschilderung aufgestellt habe. Im Rathaus habe man nur versuchen können, zu retten, was zu retten ist.

Das größte Probleme hätten außerdem die Autofahrer und speziell die Lastwagenfahrer selbst verursacht, indem sie alle Schilder ignoriert hätten und sich von ihren Navis in die Schießstättstraße dirigieren ließen. Der Polizist und frühere Bürgermeister Reiner Berchtold (SPD) sieht seiner Erfahrung nach sehr wohl Einflussmöglichkeiten bei der Stadt. Nur müsse man sich mit den Schreiben aus dem Landratsamt eben auch befassen und in diesen Fragen endlich einen Stadtplan zurate ziehen, statt sich auf die vermeintliche Kenntnis der lokalen Verkehrsströme zu verlassen.

Jenseits solcher Schuldfragen ist laut Bürgermeister Helmut Forster (BVW) inzwischen ein Entschuldigungsschreiben eingetroffen, und zwar von der Stadt Geretsried, der das Industriegleis gehört. Sie habe die Arbeiten am Bahnübergang veranlasst und die Stadt Wolfratshausen zu spät informiert, lautet das Geretsrieder Bekenntnis. Von den Wolfratshauser Stadtwerken ist bisher kein solches Schreiben bekannt geworden. Die hatten sich ihre Kanalarbeiten am Obermarkt vom Landratsamt genehmigen lassen, wovon der zuständige Rathaus-Mitarbeiter wenige Tage vor Baubeginn durch eine Anfrage der SZ erfuhr.

© SZ vom 14.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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