Intensiv und ausladend ist im Vorfeld diskutiert worden, jetzt steht die offizielle Gründung des Wolfratshauser Bürgerladenprojekts unmittelbar bevor. Nachdem die betriebswirtschaftliche Gesellschaftsform mittlerweile feststeht und der Bauausschuss des Stadtrats die aufwendigen Sanierungs- und Umbaupläne des stadteigenen Gebäudes am Untermarkt 10 auf den Weg gebracht hat, ist auch der Termin der Gründungsversammlung fest anberaumt.
Eberhard Hahn, Vorsitzender des Bürgerladen-Lenkungskreises, teilt mit, das vom Vorbereitungsteam gesteckte Ziel von mindestens 60 000 Euro Gründungskapital sei erreicht worden. Angestrebt wird allerdings, diese Summe bei der Versammlung auf 75 000 Euro aufzustocken. Der Weg für alle, die sich mit einem oder mehreren Anteilsscheinen zu jeweils 200 Euro finanziell beteiligen wollen, ist einfach: Anträge können direkt bei der Veranstaltung ausgefüllt oder, seit zwei Tagen, auch über die Homepage ausgedruckt und mitgebracht werden. Eine größere Zahl von Anteilseignern wäre Hahn zufolge zwar sehr wünschenswert, weil sich dadurch die Liquidität erhöhen würde, "ein Beinbruch wäre es aber nicht", wenn diese Summe nicht ganz erreicht würde. Alle, die schon einen Anteilschein ausgefüllt haben, werden zur Gründung eingeladen. Wer möchte, kann eine Beteiligung aber auch zu einem späteren Zeitpunkt zeichnen.
Die Betriebsform, die der zuständige Arbeitskreis 1 erarbeitet hat, klingt etwas seltsam, sie ist nach Hahns Überzeugung aber die optimale. Sie lautet: "Bürgerladen Wolfratshausen UG (haftungsbeschränkt) & Still." Dies entspreche in etwa dem englischen "Ltd." Die Form habe sich bei vergleichbaren Ladenprojekten bestens bewährt und biete den Vorteil, dass eine solche UG - das Kürzel steht für Unternehmergesellschaft - mit relativ geringem Gründungskapital auskommt. Betrieb und Gesellschaftsbeteiligungen lassen sich aus Sicht des Arbeitskreises 1 ("Recht und Gründung") hier besonders miteinander vereinen.
Das Organisationsmodell sieht vor, dass sich aus dem Lenkungskreis heraus eine Geschäftsführung konstituiert, die über den Gesellschaftervertrag mit den Anteilseignern kooperiert. Als Brücke zwischen beiden gibt es wiederum einen eigenen Beirat. Die Gesellschafter bekommen jeweils eine Urkunde und eine Mitgliedsnummer bei der neuen UG, die als Betreiberin des Bürgerladens auftritt.
Fester Bestandteil des Projekts ist die Idee, förderungsbedürftigen Menschen im Bürgerladen eine Chance zur Mitarbeit zu geben. "Das ist uns besonders wichtig", sagt Hahn, entsprechende Gespräche mit "ReAL" habe man mehrfach geführt. ReAL ist ein im Südlandkreis ansässiger sozial orientierter Verbund, dem die Isarwinkler Werkstätten und das Rehazentrum Isarwinkel angehören. Es leitet seinen Namen von den Wortkomponenten Reha, Arbeit und Leben her, Leiter des Fachbereichs Arbeit ist Anton Simon, der ebenso wie Hahn lebhaftes Interesse an einer Kooperation betont und unterstreicht, wie intensiv und wunderbar sich die Zusammenarbeit mit den Wolfratshausern gestalte.
Vom Konzept her würde der Laden insofern gut passen, als ReAL bislang nur im Süden des Landkreises ansässig ist und damit künftig auch im Norden vertreten wäre. Besonders wichtig ist es aus Simons Sicht, dass man hier besonders jüngeren Menschen aus dem Bereich Geretsried und Wolfratshausen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aufgrund von Behinderungen nicht vermittelbar sind, eine Chance verschafft. "Da können wir uns gut platzieren", freut sich Simon, dem es nicht nur um eine reine Betreuung dieses Personenkreises geht. In dem Laden bestehe für diese Menschen dann auch die Möglichkeit, wohnortnah eine berufliche Ausbildung zu absolvieren. "Wir sind jedenfalls für alles offen", versichert Simon, man fühle sich auch in die Entscheidungsprozesse gut eingebunden und sei sehr froh über den inklusiven Charakter des Projektes, das nach den aktuellen Erwartungen am 29. September eröffnet werden soll.
Gründungsversammlung Bürgerladen, Donnerstag, 26. Februar, 18.30 Uhr, Aula der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg, www.bürgerladen-wolfratshausen.de