Wolfratshausen:Grüne fordern Tempo 30 in der ganzen Stadt

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Die Partei diskutiert und verabschiedet ein Wahlprogramm und erstellt eine Kandidatenliste mit Stadträtin Annette Heinloth an der Spitze

Von Wolfgang Schäl

Die Wolfratshauser Grünen sind sich einig, dass das westliche Loisachufer nicht nur eine "Aufwertung" erfahren solle, wie dies noch im Programmentwurf gestanden hatte. Diese Forderung verschärften die Mitglieder am Dienstagabend zu der verbindlichen Aussage: "Keine weitere Bebauung." Ausdrücklich und mit großer Mehrheit sprachen sie sich dafür aus, die Forderung nach Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet beizubehalten. Dadurch könne "der nichtmotorisierte Verkehr sicherer werden".

Es sei "eine Punktlandung", freute sich der Wolfratshauser Grünen-Sprecher Hans Schmidt - mit marginalen Änderungen hatte seine Partei am Dienstagabend ihr vorbesprochenes Wahlprogramm 2014 verabschiedet und die Kandidatenliste für den Stadtrat aufgestellt. Nachdem sich Gaby Reith, die bisher parteifrei für die Grünen dem Gremium angehörte, nicht mehr bewirbt, steht die 45-jährige Psychologin und Familienberaterin Annette Heinloth an der Spitze der Liste. Sie gehört dem Stadtrat erst seit eineinviertel Jahren an und ist Nachrückerin für Barbara Kerschbaumer, die ihrerseits für Rudi Seibt ins Rathaus gekommen war. Heinloth belegt die ersten beiden Plätze, ihr folgen Hans Schmidt auf Position drei und vier, Sibylle Ulbrich (fünf und sechs), Rudi Seibt (sieben und acht) und Gabriele Schmidtmeier (neun und zehn). Die weiteren Plätze sind nur noch einfach belegt.

Heinloth sieht sich als politische Pragmatikerin. So ist es aus ihrer Sicht "nicht in Ordnung", die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs zum Stadtarchiv zu den Akten zu legen. Dies wäre "unverschämt gegenüber den 18 Architekten, die sich da eine wahnsinnige Arbeit gemacht haben". Ungeachtet ihres Berufs will sich Heinloth nicht auf die Themen Kultur und Soziales einengen.

Schmidt verwies auf seinen Beruf als Ingenieur, demzufolge sei er "Energiespezialist". In dieser Eigenschaft würde er sich im Falle seiner Wahl vor allem "den Bauausschuss anschauen". Da er vorzeitig pensioniert sei, habe er dazu genügend Zeit. Wichtig ist ihm erklärtermaßen das Thema Bürgerbeteiligung, denn die Stadt habe derzeit "einen Bürgermeister, der lediglich präsidiert", wie sich an der umstrittenen Umgestaltung des Birnmühlplatzes deutlich gezeigt habe.

Sibylle Ulbrich, von Beruf Raumaustattermeisterin, studiert derzeit in Benediktbeuern Sozialarbeit, gehört verschiedenen Vereinen an, spielt in der Stadtkapelle Klarinette und will sich unter anderem einer Verbesserung des Geschäftslebens in der Innenstadt widmen. Dies habe sie bisher schon in der Vereinigung Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) getan, wo sie sich aber nicht wirklich gut aufgehoben fühle.

An der politischen Diskussion in der Stadt bemängelt Ulbrich, "dass man sich so an den Parkplätzen aufhängt". Viel wichtiger sei doch die Lebensqualität und die Möglichkeit, an schönen Plätzen zu verweilen. Ein weiteres Anliegen: ein Ort, "an dem man Kultur auch im Kleinen anbieten kann". Das fehle in Wolfratshausen.

In der Programmdebatte gab es wenig Überraschungen. Gesprächsbedarf zeigte sich bei der Frage, ob Wolfratshausen einen Stadtbaumeister braucht, der Geld koste und letztlich doch keinen entscheidenden Einfluss ausüben könne. Die Forderung bleibt trotzdem im grünen Wahlprogramm, es könne der Stadt schließlich nur gut tun, wenn jemand "mit der Blickweise eines Architekten" die Bauentwicklung verfolge.

Nicht ganz einig waren sich die anwesenden Mitglieder, ob der Ruf nach einer kostenfreien Benutzung des Stadtbusses samt einer Taktverdichtung realistisch und bezahlbar sei und ob man damit nicht der Bereitschaft der Menschen entgegenwirke, das Fahrrad zu benutzen. Schlussendlich beließen sie es aber bei ihrer ursprünglichen Forderung.

© SZ vom 09.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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