Wolfratshausen:Geschäftsrochade am Obermarkt

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Rossmann geht, das nutzen auch andere für einen Umzug: In die Räume der Filiale zieht der NKD-Textilmarkt. Und in dessen Laden kommt eine Bücherkette.

M. Weiss

Stephan Klose hat für Nostalgie wenig übrig. Mindestens vier- bis fünfhundert Quadratmeter Verkaufsfläche brauche eine Rossmann-Filiale heute, auch 800 oder gar 1000 Quadratmeter seien kein Problem, sagt der Sprecher der Drogeriekette. Aber 200 Quadratmeter wie die Wolfratshauser Filiale am Untermarkt? Das könne man vergessen. Schließlich sollen 17.000 verschiedene Artikel verkauft werden, dazu die Aktionswaren aus der Ideen-Welt. "Das passt in so einen Mini-Laden nicht rein", sagt Klose. Im Oktober wird die Filiale geschlossen, von den sieben Mitarbeitern werden sechs andernorts weiterbeschäftigt, ein Vertrag läuft aus.

Jetzt Kleider, bald Bücher: Am Obermarkt soll noch in diesem Jahr ein Laden der Bücherkette Rupprecht eröffnet werden. (Foto: WOR)

Der Weggang von Rossmann löst eine größere Rochade aus: Der NKD-Textilmarkt zieht in die freiwerdenden Räume, und die Buchhändlerkette Rupprecht übernimmt dessen gegenüberliegendes Geschäft am Obermarkt 1 - es wird die 19. Filiale des Unternehmens sein. 400 Quadratmeter Verkaufsfläche wird Rupprecht am Obermarkt haben, sogar Stephan Klose könnte kaum etwas gegen den Standort sagen. Aber Rossmann verlässt Wolfratshausen nicht ungern, wegen der starken Konkurrenz durch Müller, Schlecker und DM.

Eben das ist es, was auch den beiden ortsansässigen Buchhandlungen zu schaffen machen wird, wenn Rupprecht in der Adventszeit eröffnet. Siegrid Fraas, Chefin der gleichnamigen Buchhandlung, kommt mit 150 Quadratmetern aus, sie muss ja keine Ideen-Welt in ihrem Laden an der Sauerlacher Straße unterbringen - nur Bücher. Trotzdem macht sie sich Sorgen. "Es muss nicht existenzbedrohend sein - aber es kann", sagt sie. "Das Riesenangebot, was die führen, können wir nicht abdecken." Sicher, man gibt sich Mühe, die Kunden würden individuell beraten, man kann online bestellen und das Buch im Laden abholen. Aber Laufkundschaft bringt das nicht unbedingt. "Wir hoffen, dass es uns noch eine Weile gibt", sagt Fraas.

Die Konkurrenz macht es nicht einfacher für kleine Buchhandlungen wie Fraas oder die Buchhandlung Schwankl. Dabei ist selbst Rupprecht ein kleiner Fisch gegen die ganz großen Händler am Markt: 27 Millionen Umsatz machte das Unternehmen im Jahr 2008; Riesen wie Thalia oder die DBH-Gruppe, zu der Hugendubel gehört, bringen es auf über 700 Millionen - eine enorme Marktmacht.

Mit diesen will Johannes Rupprecht jedoch nicht in einen Topf geworfen werden. "Die Konzerne haben einen zentralen Einkauf, bei uns dagegen entscheidet jeder Warengruppenleiter über sein Sortiment", sagt der Co-Geschäftsfüher der Buchhandlung Rupprecht GmbH. Zudem beschäftige man nur Fachkräfte: Buchhändler und Buchhändler-Azubis. "Ich verstehe, dass sich Wettbewerber nicht unbedingt freuen, wenn wir kommen", sagt Rupprecht. "Aber die Menschen haben heute eine bestimmte Erwartungshaltung." Diese Erwartungen will Rupprecht jetzt in Wolfratshausen befriedigen - andernfalls würden die Kunden ohnehin nach München fahren.

Harald Mosler, dem das Ladengeschäft am Obermarkt gehört, sieht das ähnlich. Er freut sich über seinen neuen Mieter, und weist jede Kritik an der Entscheidung zurück: "Es schadet Wolfratshausen nicht, wenn hier ein zeitgemäßes Geschäft hereinkommt", findet er.

© SZ vom 24.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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