Wolfratshausen:Ein Energieversorger für alle

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Der Stadtrat begrüßt die Pläne der Stadtwerke, mit Penzberg, Weilheim, Murnau und Peißenberg die "Oberland-Energie" zu gründen. Der Stromhandel soll dabei nur der erste Schritt sein.

Matthias Köpf

Die Pläne der fünf Stadt- und Gemeindewerke von Wolfratshausen, Penzberg, Weilheim, Murnau und Peißenberg für einen gemeinsamen regionalen Energieversorger werden immer konkreter. Der Verwaltungsrat der Wolfratshauser Stadtwerke, dem der Bürgermeister und acht Stadträte angehören, soll dem Vorhaben im Dezember zustimmen. Der Stadtrat in seiner Gesamtheit hat die Pläne am Dienstagabend bereits mit Wohlgefallen aufgenommen. Inzwischen eingegangene Kooperationsangebote der Tölzer und der Geretsrieder Stadtwerke kommentierten die meisten Redner reserviert.

Die fünf Stadtwerke verfolgten das Ziel, bis zum kommenden Frühjahr oder Sommer einen Energieversorger in kommunaler Hand zu schaffen und so die Wertschöpfung in der Region zu erhalten statt sie globalen Konzernen zu überlassen. So begründete der Vorstand der Wolfratshauser Stadtwerke, Jürgen Moritz, die Pläne. Sein Kollege Karl Steingruber erläuterte den Räten die Erfahrungen der Murnauer Gemeindewerke, die seit Anfang 2011 Strom vertreiben und laut Steingraber seither 1800 Kunden gewonnen haben und damit schwarze Zahlen schreiben. Auch die gemeinsame Gesellschaft mit dem Namen "Oberland-Energie" soll sich zumindest zu Beginn auf den Stromhandel beschränken und erst später in die Produktion einsteigen und möglichst auch die derzeit an den Eon-Konzern vergebenen kommunalen Stromnetze wieder in die eigene Hand bringen. Als Kunden habe man die etwa 70 000 Haushalte in den beteiligten Kommunen und ihren umliegenden Gemeinden sowie lokale Geschäftskunden im Blick. Sie sollen mit günstigem Strom aus Wasserkraft und einem persönlichen Service durch die jeweiligen Stadtwerke gelockt werden.

Diese Pläne haben die fünf Werkleiter in den vergangene Monaten gefasst und entwickelt. Von einem bisherigen Wunschpartner haben sie sich laut Steingraber wegen einhelliger Bedenken in den Aufsichtsgremien aber schon wieder verabschiedet. Das Unternehmen "Energie Südbayern" (ESB) stehe inzwischen nicht mehr als sechster Anteilseigner zur Debatte, sondern höchstens als ein externer Dienstleister, wie er zumindest in der Anfangsphase für die Ummeldung der Neukunden und die Abrechnung gebraucht werde. Alle andere Aufgaben wollen die Stadtwerke mit ihren bestehenden Personal stemmen und höchstens einen auf komplexere Vertrags- und Vertriebsfragen spezialisierten Mitarbeiter zusätzlich einstellen.

Die geeignete Rechtsform für das Unternehmen wollen die Beteiligten an diesem Donnerstag mit Hilfe von Juristen und Wirtschaftsprüfern finden, Favorit ist bisher eine GmbH. Die grundsätzliche Struktur des Unternehmens wollen die Gründungsmitglieder erklärtermaßen zu fünft schaffen, danach sei man offen für weitere Partner, sagten Steingraber und Moritz im Stadtrat. Dies richtete sich vor allem an die Tölzer und die Geretsrieder Stadtwerke. Beide hatten zuletzt die Gründung der "Energie Geretsried GmbH" verkündet, die ein Fernwärmenetz aufbauen soll. Nach dem Bekanntwerden der jetzigen Pläne hätten diese Stadtwerke auch Wolfratshausen ein Kooperationsangebot gemacht, das man dem Verwaltungsrat im Dezember ebenfalls zur Entscheidung vorlegen werde, sagte Moritz. Er machte aus seinen Präferenzen für die "Oberland Energie" keinen Hehl, warnte aber zugleich vor einem möglicherweise ruinösen Konkurrenzkampf der kommunalen Energieversorger. Dies unterstrich Fritz Schnaller (SPD), der das einhellige große Lob seiner Ratskollegen für Moritz' Pläne teilte, es aber als "Sache der Vernunft" bezeichnete, auch Geretsried und Bad Tölz mit ins Boot zu holen. Manfred Fleischer (CSU) zeigte sich dagegen über die kreisübergreifende Konstruktion der "Oberland-Energie" eher befriedigt, denn "im Landkreis muss man manchmal warten wie am Bushäusl und wird vielleicht gar nicht abgeholt".

© SZ vom 20.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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