Wolfratshausen:Bockhorni-Sammlung soll umziehen

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Die Stadt will geerbte Bilder des heimischen Malers im Stadtarchiv statt im Heimatmuseum präsentieren - und stößt damit auf Widerstand.

Matthias Köpf

Ihr kulturelles Erbe scheint der Stadt Wolfratshausen einen gewissen Aufwand wert zu sein. So erwägt sie derzeit, das am linken Loisachufer direkt an der Andreasbrücke gelegene Stadtarchiv für grob geschätzte 1,45 Millionen Euro zu sanieren und zu erweitern.

Hubert Lüttich, Leiter des Heimatmuseums, lehnt die Pläne Wolfratshausens, einige Bockhorni-Werke im Stadtarchiv zu präsentieren, ab: "Wenn mich jemand fragen würde, ob ich einen Ausstellungsraum des Heimatmuseums im Archiv für sinnvoll hielte, dann würde ich ganz klar Nein sagen." (Foto: Hartmut Pöstges)

Wenn es nach den Vorstellungen im Rathaus geht, dann würde in dieses Vorhaben auch ein weiteres Erbe eingehen: Der Erlös aus Grundstücken, die die Wolfratshauserin Thea Wallner der Stadt im Jahr 2006 vermacht hat - dies allerdings mit der klaren Auflage, damit die gleichzeitig vererbten Werke des heimischen Malers Felix Bockhorni zu erhalten und angemessen zu präsentieren.

Die Stadt hat die überwiegend zwischen Waldram und Gelting auf Geretsrieder Flur gelegenen Grundstücke inzwischen verkauft und dafür mehr als 150 000 Euro bekommen. Das Geld soll nach den jüngsten Plänen aber nicht in die Erweiterung des Heimatmuseums fließen, das die Bockhorni-Sammlung seit 2007 in mehreren Sonderausstellungen zeigt.

Im Rathaus will man die Summe stattdessen lieber ins das Archiv-Projekt stecken. Um den Forderungen des Testaments zu genügen, sollen die Bockhorni-Werke dort in ein oder zwei Räumen dauerhaft gezeigt werden. Der Kulturausschuss des Stadtrats, der die Archivpläne in der vergangenen Woche grundsätzlich gebilligt hat, mochte sich mit diesem Detail nicht anfreunden und strich die Passage aus dem Beschluss.

Zuvor hatte der Leiter des Heimatmuseums, Hubert Lüttich, Stadträte aus mehreren Fraktionen auf diesen Aspekt der Pläne hingewiesen. "Wenn mich jemand fragen würde, ob ich einen Ausstellungsraum des Heimatmuseums im Archiv für sinnvoll hielte, dann würde ich ganz klar Nein sagen", formuliert Lüttich auf Anfrage der SZ. Denn gefragt habe ihn aus der Stadtverwaltung niemand. "Die sprechen ja nicht mit einem."

Stattdessen werde ihm von verschiedenen Seiten bedeutet, das Thema nicht öffentlich anzusprechen. Dem Museum jedenfalls würden Bockhorni-Räume im Archiv schaden, befürchtet Lüttich. Denn einerseits locke eine solche Nebenausstellung dann einige der ohnehin wenigen Gäste eher ins Archiv als ins Museum, und andererseits seien die mehr als 120 geerbten Bockhorni-Werke meist Skizzen, die allein kaum als Publikumsmagnet taugten.

Vor allem aber verstoße ein solches Vorgehen aus seiner Sicht gegen den Geist des Wallner'schen Testaments und werde andere Bürger von ähnlichen Vermächtnissen abhalten. Sollte die Stadt nun für viel Geld ihr Archiv ausbauen, dann sei auf viel Jahrzehnte hinaus nicht mehr an die dringende Erweiterung des Museums zu denken, glaubt Lüttich: "Ich erwarte dann gar nichts mehr."

Bürgermeister Helmut Foster hatte kurz nach seiner Wahl 2008 angekündigt, den Stadtrat bald mit der Museumserweiterung zu befassen. Seither ist in der Angelegenheit nichts mehr passiert. "Wir können nicht beides gleichzeitig machen" räumt der Bürgermeister ein. Die Stadt sei aber verpflichtet, ihr Archiv zu erhalten.

Für alle anderen Überlegungen sei es zu früh, denn auch die Archiv-Erweiterung hänge zu eine großen teil davon ab, ob die Stadt dafür Städtebaufördermittel bekommt, um die sie sich nun bemühen werde. Das Votum des Kulturausschusses für das Archiv und gegen die Bockhorni-Räume müsse nicht das letzte Wort sein: "Wir werden uns alle Optionen offen halten."

© SZ vom 21.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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