Wolfratshausen:Abitur an der Mini-FOS

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Die Fachoberschule für Sozialwesen an der katholischen Schule Sankt Matthias in Waldram ist nun vollständig staatlich anerkannt. Damit kann man dort nun auch direkt sein Fachabitur machen

Von Konstantin Kaip und Miriam Kinzl, Wolfratshausen

Die kleinste FOS im Landkreis ist nun auch staatlich anerkannt: Sankt Matthias im Wolfratshauser Ortsteil Waldram darf seit 1. August auch als Fachoberschule für Sozialwesen offiziell die Abschlussprüfungen abnehmen. Den Weg zur Anerkennung hat die Schule damit "in der kürzest möglichen Zeit geschafft", wie Schulleiter Ralf Wiechmann betont. "Ein anstrengender und teils nervenaufreibender, aber auch spannender Weg liegt hinter uns", bilanziert er.

Nach der staatlichen Zulassung hat die FOS in Waldram 2017 ihren Unterricht aufgenommen - zunächst mit 14 Schülern. Im Juli 2019 und dieses Jahres haben die ersten beiden Jahrgänge ihren Abschluss gemacht. Für die staatliche Anerkennung müssen in zwei Jahren hintereinander mindestens zwei Drittel der Schüler ihr Fachabitur bestehen. In Sankt Matthias waren laut Wiechmann beide Male sogar fast alle Abiturienten erfolgreich. "Die schnelle erfolgreiche Anerkennung haben wir überaus engagierten Lehrkräften und Schülern zu verdanken, die den Mut hatten, es mit uns zu wagen", sagt er.

Wie hier der jüngste Abiturjahrgang, so können nächstes Jahr auch die Absolventen der Fachoberschule direkt in Sankt Matthias ihre Abschlussprüfung machen. Bislang mussten sie dafür nach Unterschleißheim oder Holzkirchen ausweichen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Denn die beiden Pionier-Jahrgänge mussten ihre Prüfungen noch extern abschließen - und wurden in acht Fächern an anerkannten Einrichtungen geprüft, zunächst an der FOS in Unterschleißheim, dieses Jahr in Holzkirchen. Heuer können die vertrauten Lehrer in Waldram selbst die Fachabiturprüfungen abnehmen - in den vier Fächern Deutsch, Mathe, Englisch und Pädagogik/Psychologie, dem Profilfach für die Fachausrichtung Sozialwesen.

Die katholische Stiftungsschule des Erzbistums München und Freising hat somit einen weiteren, entscheidenden Schritt in ihrer Entwicklung gemacht. Erste Planungen für die FOS in Waldram gab es bereits 2015, als Sankt Matthias eine grundsätzliche Öffnung erfuhr, wie Wiechmann erklärt. Die ursprünglich als sogenanntes Spätberufenenseminar gegründete Schule hatte den Stiftungszweck, jungen Männern das Abitur zu ermöglichen, um Theologie zu studieren. Schon damals aber machten viele Mädchen ihr Abitur am Gymnasium und im Kolleg, das für alle gedacht ist, die bereits eine Berufsausbildung haben. Der Stiftungszweck laute seitdem anders: "Junge Männer und Frauen sollen in Sankt Matthias ihre Berufung finden", zitiert ihn Wiechmann. Und die Sozial-FOS passe gut zur katholischen Kirche. "Sie sichert Bereiche, in denen Menschen ihre Berufung haben", sagt der Schulleiter.

Aktuell hat die Waldramer FOS 25 Schülerinnen und Schüler - neun besuchen die 12. Klasse und werden kommenden Juli die ersten sein, die ihr Abitur in Wolfratshausen ablegen, 16 besuchen die 11. Klasse. Durch die staatliche Anerkennung und den damit erleichterten Zugang zum Fachabitur rechnet Wiechmann jedoch mit einem deutlichen Zuwachs an Bewerbungen. "Es gibt Überlegungen, einen zweiten Zug einzurichten", sagt er - also zwei Klassen pro Jahrgangsstufe anzubieten. Auf dem großen Schulgelände gebe es einige Räumlichkeiten, die man umnutzen könne, um weitere Klassenzimmer einzurichten. Zunächst jedoch müsse man die Anmeldezahlen abwarten.

"Wir wollen aber kein Massenbetrieb sein", betont Wiechmann. Zum Konzept von Sankt Matthias gehöre es schließlich, eine kleine Schule zu bleiben, mit einem "qualitativ anderen Schüler-Lehrer-Verhältnis und dem besonderen Rahmen einer christlichen Schule für Fragen des eigenen Lebenswegs". Insgesamt gibt es derzeit 182 Schülerinnen und Schüler in Waldram, der Großteil, etwa 130, besucht das Gymnasium. Die 25 Lehrkräfte arbeiten in allen drei Einrichtungen: Gymnasium, Kolleg und Fachoberschule.

Insgesamt bietet die Schule in Waldram nun sieben verschiedene Wege zum Schulabschluss an: Im Gymnasium gebe es je nach vorherigem Schulabschluss drei Möglichkeiten, das Abitur in einem Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren zu machen, im Kolleg hätten die Berufstätigen ebenfalls drei Optionen, sagt Wiechmann. Und nun gebe es auch die FOS, die mit dem zentralen Praktikum eher praktisch ausgerichtet sei. Welcher Weg der richtige ist, werde mit jedem Schüler beim Aufnahmegespräch individuell besprochen. "Das macht Sankt Matthias zu einer einzigartigen Schule", ist der Direktor überzeugt.

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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