Wohnpolitik:Zwickerwiese ohne Energie-Zentrale

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Auf der Zwickerwiese sollen 38 Einfamilien- und Doppelhäuser sowie Dreispänner entstehen. (Foto: Manfred Neubauer)

Stadt lässt Konzepte für Wohnbaugebiet prüfen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

38 Wohnhäuser sind auf der Zwickerwiese in Bad Tölz vorgesehen, davon sollen 23 der Stadt gehören, 15 befinden sich in Privatbesitz. So sehen es die Pläne für das Baugebiet "Hintersberg II" bislang vor. Wie die Gebäude mit Wärme und Strom versorgt werden, ist noch unklar. Die Grünen hatten den Antrag eingereicht, einen Fachplaner mit einem Energiekonzept zu beauftragen. Falko Wiesenhütter, Geschäftsführer der Stadt, holte zunächst Einschätzungen der Energiewende Oberland (EWO) und eines Ingenieur- und Beratungsbüros für Energiethemen ein. Das Ergebnis: Eine zentrale Versorgung mit Wärme und Strom ist in dem neuen Wohngebiet unrentabel. Die Grünen zogen im Bauausschuss am Donnerstagabend daraufhin ihren Antrag zurück. "Wir kennen jetzt die Fakten, die wir vorher nicht gekannt haben", sagte Franz Mayer-Schwendner.

Die Energiewende Oberland habe man angefragt, "weil sie nicht im Verdacht steht, skeptisch gegenüber innovativen Energiekonzepten zu sein", sagte Wiesenhütter. Da Grundeigentümer und Landwirt Martin Sappl ein Hackschnitzelwerk auf seinem Bauernhof unterhalb der Zwickerwiese bauen will, gäbe es die Möglichkeit für die neuen Hausbesitzer, sich über eine Leitung daran anzuschließen. Die EWO rät von einer zentralen Variante indes ab. Eine solche Nahwärmeversorgung wäre ungünstig, was das Verhältnis zwischen dem Wärmebedarf in dem neuen Quartier zu den angenommenen Leitungsverlusten anbelangt. Aus der Zahl und der hohen Energieeffizienz der geplanten Wohnhäuser ergibt sich der EWO zufolge ein geringer Wärmebedarf. Rechnen würden sich eine zentrale Versorgung nur dann, wenn es Großabnehmer gäbe. Was den Strom betrifft, befürwortet die Energiewende Oberland das Prinzip einer Infrastruktur, die gemeinsame Nutzung erneuerbarer Energien ermöglicht. Auf der Zwickerwiese brächte eine zentrale Stromversorgung aber einen "erheblichen organisatorischen Aufwand" mit sich; zudem seien die rechtlichen Rahmenbedingungen unsicher.

Eine Wärmeversorgung per Biomasse und Fernleitung, Erdgaskessel mit Solarthermie, Wärmepumpe mit Photovoltaik - solche Konzepte müssten laut dem von der Stadt beauftragten Ingenieurbüro durch einen Fachplaner geprüft werden. Die Studie für die Wärmeversorgung würde 10 000 Euro kosten und acht Wochen dauern, eine Expertise zur Stromversorgung käme auf 35 000 Euro und wäre nach etwa 15 Wochen fertig. Das Büro verweist darauf, dass die Grundstückseigentümer beim Strom zwar freiwillig zusammenarbeiten können. Eine Kooperation lasse sich aber nicht erzwingen. Überdies erfordere die energierechtliche Prüfung einen erheblichen Aufwand.

Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) bezeichnete es als "gut", dass Landwirt Sappl eine Hackschnitzelanlage auf seinem Hof plane. Darauf könne man "vielleicht zurückgreifen", sagte er. Matthias Winter (CSU) warnte davor, dass für eine Erdwärmeversorgung Sonden im Boden nötig seien. Da habe er Bedenken wegen der früheren Bergbau-Stollen am Hintersberg, sagte er.

© SZ vom 23.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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