Wohnen in der Kurstadt:Ein Fundament für städtischen Wohnbau

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Bad Tölz startet eine Fragebogenaktion, um den Bedarf von Einheimischen auf dem Immobilienmarkt zu ermitteln

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ihre Wohnbaupolitik will die Stadt Bad Tölz nicht auf dem porösen Fundament von Vermutungen errichten. Deshalb hat die Arbeitsgruppe Wohnen mit Stadträten und Vertretern der Stadtverwaltung einen Fragebogen ausgearbeitet, der ausschließlich von Tölzer Einwohnern beantwortet werden soll. "Es geht dabei weniger um Wünsche als um den echten Bedarf", betonte Wirtschaftsförderer Falko Wiesenhütter bei der Vorstellung der Befragung "Wohnraum in Bad Tölz" am Dienstagabend im Sitzungssaal des Rathauses. Für Bürgermeister Josef Janker (CSU) ist diese Aktion zwingend notwendig, denn daraus ergebe sich, "welche Anstrengungen wir unternehmen müssen, um diesen Bedarf decken zu können". Nachdrücklich appellierte er an die Bevölkerung, sich rege an der Umfrage zu beteiligen.

Die ersten elf der insgesamt 14 Fragen sind denn auch konkret gestellt. Erfasst wird, ob jemand zur Miete, zur Untermiete, in einer Eigentumswohnung oder im eigenen Haus lebt, warum er ein neues Domizil sucht, ob er dort zum Beispiel mehr oder weniger Raum als bislang benötigt, ob er jetzt, in den nächsten Jahren oder erst später auf die Suche geht, wie viele Quadratmeter das neue Quartier haben soll, ob ein kleines Apartment, eine Mietwohnung, ein Haus, ein Grundstück oder auch ein Platz in einer Senioren-WG gewünscht wird. Abgefragt werden überdies die jeweiligen Preisvorstellungen. In den letzten drei Fragen geht es noch um Mehrgenerationenhäuser, um ökologisches Bauen und um Baugemeinschaften. Wer an der Umfrage teilnimmt, muss seine persönliche Daten angeben. Schließlich müsse man wissen, ob jemand tatsächlich mit dem ersten Wohnsitz in Bad Tölz gemeldet sei, erklärte Wiesenhütter. "Gleichzeitig brauchen wir Daten von möglichen Interessenten für verschiedene Wohnprojekte."

Die Umfrage sei "nicht im luftleeren Raum" entstanden, teilte Stadtrat Franz Mayer-Schwendner (Grüne) mit. Er verwies auf das Wohnbauprojekt Hintersberg II. Auf der Zwickerwiese, die Landwirt Martin Sappl gehört, sollen mehrere Wohnhäuser auf einem 2,4 Hektar großen Areal entstehen. Ein Drittel davon hat die Stadt nach dem Konzept der "Zukunftsorientierten Bodennutzung" (ZoBoN) selbst gekauft. Mayer-Schwendner hätte sich eine Diskussion in der Arbeitsgruppe gewünscht, ob dort "nur Eigentum erworben werden kann oder ob man auch Mieterwohnen oder Baugemeinschaften macht". Dem widersprach Ingo Mehner. Es sei "nicht die Meinung der Arbeitsgruppe Wohnen" gewesen, auf diesem Areal verschiedene Wohnformen unterzubringen, sagte der CSU-Fraktionssprecher im Stadtrat. Vielmehr gehe das darum, "dass subjektive Gefühl, dass jeder von uns zum Thema Wohnungsbau hat, zu objektivieren".

Außer dem Anteil an der Zwickerwiese gibt es noch weitere Grundstücke, auf denen die Stadt eigene Wohnbauprojekte entwickeln möchte. Als Beispiel nannte Mehner das Gelände an der Arzbacher Straße, die ehemaligen Tennisplätze an der Königsdorfer Straße oder schräg gegenüber das Holzner Haus, das abgerissen werden soll. Dort sollen neun günstige Wohnungen entstehen, nach dem gleichen Modell wie an den Osterleite. "Für die Zukunft gibt es noch weitere Flächen, die aber nicht in den nächsten zwei Jahren anstehen", sagte Stadtrat Michael Lindmair (FWG). Für Jürgen Renner (SPD) könnte ein Resultat der Umfrage auch sein, dass Arbeitgeber in Tölz etwas für ihre Angestellten bauen.

Der Fragebogen ist ab sofort im Internet über die Homepage der Stadt ( www.bad-toelz.de oder direkt über wohnen.bad-toelz.de) zu bekommen. Er kann online ausgefüllt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden. Die Teilnehmer können ihn im Rathaus, in der Tourist-Information (TI) am Max-Höfler-Platz oder in der TI-Stelle im Stadtmuseum zu den üblichen Öffnungszeiten abgeben. Außerdem ist es möglich, das Formular gescannt per E-Mail an umfrage-wohnen@bad-toelz.de zu schicken. Einsendeschluss ist am Freitag, 10. Mai. Die Ergebnisse der Befragung sollen im Stadtrat vorgestellt werden, kündigte Wiesenhütter an.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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