Wirtschaftsfaktor:Tourismuszuwachs in Kochel

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In Kochel am See schätzen Touristen seit Langem das Franz Marc Museum und den Herzogstand. Seit 2017 lockt aber auch die Therme Gäste an. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Zwei-Seen-Land kommen auch dank des Trimini mehr Gäste an, bleiben aber kürzer als früher. Die Kommune setzt deshalb Hoffnungen auf ein Hotel

Von Petra Schneider, Kochel am See

Der sonnige Mai hat die zuvor eher trübe Tourismusstatistik des Zwei-Seen-Lands aufgehellt: In den ersten fünf Monaten sind die Gästeankünfte im Kochelsee-Walchenseegebiet um knapp 18 Prozent gestiegen. Ein leichtes Plus von fünf Prozent gab es auch bei den Übernachtungen. Dass die Zwischenbilanz insgesamt positiv ausgefallen ist, sei dem guten Ergebnis im Mai zu verdanken, der einen Zuwachs von rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sowohl bei den Ankünften als auch bei den Übernachtungen gebracht habe. "Das hat viel herausgerissen", sagte Bürgermeister Thomas Holz (CSU) kürzlich im Gemeinderat.

Wie die Statistik zeigt, kommen zwar mehr Gäste an, sie bleiben aber auch nur sehr kurz - die meisten im Schnitt keine drei Nächte. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass im Zwei-Seen-Land die Verweildauer um über zehn Prozent gesunken ist. Holz begründete das auch damit, dass die Übernachtungen der Arbeiter fehlten, die monatelang beim Umbau des Trimini beschäftigt waren. Vermutlich spielt aber auch das Fehlen eines Hotels im höheren Segment eine Rolle. Die Gemeinde setzt diesbezüglich Hoffnungen auf das ehemalige Verdi-Gelände, das nach dem Ausstieg des Münchner Unternehmers Bert Bleicher vor zweieinhalb Jahren von einer Straubinger Projektentwicklungsgesellschaft gekauft wurde. Seitdem hat man nichts mehr gehört, das Hotelprojekt befinde sich "in Planung" heißt es seitens der Gemeinde.

Dass das Kochelseegebiet zwar hinsichtlich der Verweildauer stärker rückläufig ist als das Gebiet am Walchensee, dafür aber die Ankünfte in Kochel um über 22 Prozent gestiegen sind, führt Tourismusleiter Manuel Huber auf das Trimini zurück: Die Kristall Therme locke mehr Gäste in die Gemeinde, der klassische Thermenbesucher bleibe aber auch kürzer. Huber, der aus privaten Gründen Ende September zur Tourismusvereinigung "Alpenwelt Karwendel" nach Mittenwald wechselt, bewertet die touristische Entwicklung des Zwei-Seen-Lands insgesamt positiv: Die Zahlen zeigten, dass die Region bei einem größeren Publikum bekannt werde. Für den Sommer lägen bereits viele Anfragen vor, entscheidend werde aber das Wetter sein. Auch Bürgermeister Holz betonte, dass sich Kochel inzwischen einen Namen als "Thermenstandort" gemacht habe. Als Kulturstandort werde die Gemeinde längst wahrgenommen: So seien seit Eröffnung des neuen Franz Marc Museums vor zehn Jahren knapp eine Dreiviertelmillion Besucher gezählt worden. Weil der Tourismus für die Gemeinde ein entscheidender Wirtschaftsfaktor ist, bemüht man sich, den Service zu verbessern: So sei ein neuer Internetauftritt in Zusammenarbeit mit dem Tölzer Land Tourismus geplant, sagte Holz. Künftig könnten "wunderbare Bilder", Infos zu Unterkünften, Ort oder Anreise abgerufen werden. Die Seite sei technisch auf dem neuesten Stand, "da können wir uns auf jeden Fall sehen lassen", sagte Holz. Das gilt offenbar auch für die Service-Qualität der beiden Tourismus-Informationen in Kochel und Walchensee: Wie Holz sagte, hätten beide Einrichtungen erneut das Qualitätssiegel "i-Marke" erhalten. Anhand bundesweit einheitlicher Kriterien prüfe der Deutsche Tourismusverband die Angebots- und Leistungsqualität "mit der Brille des Gastes". Dazu gehört etwa ein barrierefreier Zugang, ausreichende Parkplätze und Öffnungszeiten sowie die Weiterbildung der Mitarbeiter. Deren Arbeit werde durch "Mystery Checks" getestet: Die Prüfer geben sich nicht zu erkennen, stellen als "Gäste" teils komplizierte Fragen oder Beschwerden. Erstmals erhielten die beiden Tourist-Informationen das Qualitätssiegel vor drei Jahren, die Rezertifizierung gilt bis 2021.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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