Wenzel Meinl:Treffpunkt der Blasmusiker

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Die Geschichte Wenzel Meinls reicht mehr als 200 Jahre zurück

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Gerhard Meinl gerät ins Schwärmen, wenn er von dem Blasinstrumente-Hersteller Wenzel Meinl spricht: "In jedem Orchester auf der Welt gibt es einen Musiker, der weiß, wo Geretsried liegt", sagt der Geschäftsmann und Dritte Bürgermeister der Stadt. Die Manufaktur Wenzel Meinl wurde 1810 in Graslitz im Sudetenland gegründet, überlebte Enteignung und Vertreibung, indem sie in zwei Geretsrieder Bunkern neu entstand. Im Jahr 2013 hat Meinl die Firma an die französische Unternehmensgruppe Buffet Crampon verkauft; seither ist er Aufsichtsrat, Berater und Gesellschafter. Preise hat Wenzel Meinl zwar bereits bekommen, besonders für die Ausbildung - einer wie der regionale Wirtschaftspreis des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen fehlte aber bislang in der Sammlung. Deshalb nennt Meinl es eine besondere Ehre.

Blasinstrumente aus Geretsried. Die Buffet Crampon Deutschland GmbH ist Wirtschaftspreisträger 2017. (Foto: Hartmut Pöstges)

Leswi Pantoja vom Simon-Bolivar-Orchester in Venezuela, Alan Baer von den New Yorker Philharmonikern, der inzwischen gestorbene Ernst Mosch, der mit seinen Original Egerländer Musikanten sogar in der Carnegie Hall auftrat "und mehr Platten verkaufte als die Beatles": Wenzel Meinl hat häufig Besuch von Prominenten. Im Foyer hängt ein großes Schild, übersät von Autogrammen. Meinls Terminkalender ist voll: Am Vormittag sei ein Vertreter der Königlich Dänischen Garde im Betrieb gewesen, um sich ein paar Instrumente auszusuchen.

Ferdinand Kleinschmidt begann 1986 nach einem Tubastudium in Detmold eine Lehre als Instrumentenbauer bei Wenzel Meinl. Seit 1992 ist der 54-Jährige Betriebsleiter des Geretsrieder Standorts des Unternehmens. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wer in den Showroom tritt, stößt auf wuchtige Tuben und filigrane Hörner. Auf einer Bühne dürfen Musiker die Instrumente ausprobieren. Die kritischen Bläser, die für ihre Instrumente mehrere Tausend Euro ausgeben, können Anpassungen in der benachbarten Werkstatt vornehmen lassen.

Diese ist ein krasser Kontrast zum schicken Showroom. Es riecht nach oxidiertem Blechabrieb und dem Lötwasser, das zischend verdampft, wenn der heiße Kolben es berührt. Endmonteur Andreas Schnober reibt ein U-förmiges Teil mit Fett und Öl ein - das Öl legt sich auf das Fett und macht das Metall so gleitfähig, dass das Element beim Spielen mühelos auf und ab bewegt, also getrimmt oder getriggert werden kann. Einer dieser Instrumentenbauer war 1986 Ferdinand Kleinschmidt, der nach einem Tubastudium in Detmold eine Lehre bei Wenzel Meinl begann. Er bewährte sich rasch: Seit 1992 ist der 54-Jährige Betriebsleiter des Geretsrieder Standorts.

Die Geschichte Wenzel Meinls reicht mehr als 200 Jahre zurück: Der 1798 geborene Johann Langhammer, ein Vorfahre Meinls, machte sich 1810 mit einem Blasinstrumentenbetrieb selbständig. Daraus sei ein Zentrum der weltweiten Instrumentenwirtschaft mit mehr als 2000 Beschäftigten herangewachsen, sagt Meinl. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete die Firma eine Filiale in Klingenthal. 1929 übernahm der Kaufmann Wenzel Meinl die Leitung in Graslitz. Nach der Vertreibung 1946 kam die Familie in Osterhofen-Königsdorf unter. Sohn Anton Meinl begann noch auf dem Bauernhof mit der Produktion von Metallblasinstrumenten. 1951 zog er nach Geretsried um - in einem inzwischen großzügig ausgebauten Bunker im Seniweg befindet sich der Betrieb noch heute. Nach verschiedenen Firmenangliederungen hieß das Unternehmen vorübergehend Melton Meinl Weston. Meinl hält heute Anteile; für den Verkauf entschied er sich damals, um auf dem globalen Markt bestehen zu können. Buffet Crampon unterhält Showrooms in China, Japan, USA, Frankreich und Deutschland und beschäftigt 900 Mitarbeiter, davon 250 in Geretsried.

© SZ vom 22.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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