Wenzberg:Ehrenbezeugung nicht verdient

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In Icking ist eine Straße nach Paul Wenz benannt. Der Architekt war ein Nazi. Doch die politische Spitze in Icking drückt sich um eine klare Position herum

Von Felicitas Amler

Icking hat es eigentlich ganz leicht - die Arbeit haben andere schon geleistet, es gilt nur noch, sie zu bewerten: Paul Wenz war ein Nazi. Daran gibt es nichts zu deuten. Gemeindearchivar Peter Schweiger hat es ohnedies immer schon gewusst, aber nun hat es die Garmischer Museumsleiterin Karin Teufl ebenso belegt wie der Geretsrieder Hobby-Historiker Friedrich Schumacher. Nur wer Nazi war, konnte für die Nazis zentrale Bauten eines Rüstungsbetriebs planen. Punkt.

Kann man nach so einem NS-Überzeugungstäter eine Straße benennen? Natürlich nicht. Ein Straßenname ist eine Ehrbezeugung gegenüber einer Person, eine Reverenz, eine Achtungserklärung. Dies alles steht einem Nazi nicht zu. Auch daran sollte es unter aufgeklärten Demokraten nichts zu deuten geben.

Paul Wenz mag sich in und um Icking als Architekt von Wohngebäuden Verdienste erworben haben. Seine Ehefrau Else Wenz-Viëtor mag eine bedeutende Künstlerin gewesen sein. Das eine wie das andere lässt sich dokumentieren; man kann es bewundern, kunsthistorisch einordnen - und gleichzeitig auf die entsetzliche politische Rolle der beiden im braunen System verweisen. Ein Straßenname aber kann diese Ambivalenz nicht widerspiegeln. Er wird immer als die schlichte und eindeutige Respektsbekundung wahrgenommen werden, die er schließlich auch sein soll.

Die politische Spitze in Icking aber drückt sich um eine klare Position herum. Beide Bürgermeister verweigern es, ihre politische Meinung zu äußern. Diese verlangen sie stattdessen anderen ab: Die Anlieger des Wenzbergs sollen sich zur Benennung ihrer Adresse erklären. Was geschieht, falls die Mehrheit weiterhin an einem Berg wohnen möchte, der nach einem Nazi benannt ist - das ist laut Bürgermeisterin Margit Menrad offen. Eine Pseudo-Bürgerbeteiligung - und ohnehin völlig daneben. Man kann über Nazi oder nicht Nazi nicht abstimmen lassen. Da muss man als Politiker schon selbst ein Bekenntnis ablegen.

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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