Weniger Verpackungsmüll:Es rechnet sich noch nicht

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Der "Ohnverpackt"-Laden im Obermarkt braucht Laufkundschaft. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Ohnverpackt" hat 1500 Produkte, aber keine Laufkundschaft.

Mitten in Wolfratshausens Altstadt am Obermarkt haben Martina und Bernd Steuer ihren "Ohnverpackt" eröffnet. Gute Lage, viel Kundschaft, könnte man meinen. Doch das Datum ihrer Ladeneröffnung vor zwei Jahren fiel genau auf den Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland. Das Geschäft ist selbst bei Einheimischen wenig bekannt.

Cranberrystücke, gefriergetrocknete Erdbeeren, Rübenzucker, Birkenzucker, Dattelzucker, allerlei Nüsse und Tortenguss, Schokoladenkuvertüre dunkel oder hell, Nüsse, Nudeln aus Linsen und Kichererbsen, Sojageschnetzeltes, Semmelbrösel und Steinsalz - 1 500 Produkte haben die Steuers in ihrem Sortiment, das ist außergewöhnlich viel. Und Martina Steuer kann über jedes Produkt genau Auskunft geben. Auch über die Herkunft: Quinoa aus Dachau statt aus Südamerika, Reis aus Italien statt aus China, Haselnüsse aus Kroatien statt aus der Türkei. Die Geschäftsinhaberin legt Wert darauf, dass die Lebensmittel biologisch und fair produziert wurden und eine möglichst kurze Anfahrt hatten. Auch das zeichnet Unverpackt-Läden im Allgemeinen aus.

Trotzdem machen die Steuers mit ihrem Laden noch keinen Gewinn. "Wir können die Miete bezahlen, wir können die Mitarbeiter bezahlen, aber so wirklich uns ein Gehalt auszahlen, das geht noch nicht", sagt Martina Steuer. Sollte sich das im Laufe dieses Jahres nicht bessern, würden sie auch eine Schließung in Betracht ziehen. "Wir haben uns drei Jahre gegeben." Grund für die Schwierigkeiten sei wohl nicht nur der Mangel an Laufkundschaft, vermutet Bernd Steuer, sondern auch die Bequemlichkeit: Wer plastikfrei einkauft, sollte eigene Gefäße mitbringen. Bernd Steuer empfiehlt deshalb, auf Vorrat ein paar Marmeladengläser ins Auto oder den Einkaufskorb zu legen.

Dass ihre Bemühungen für eine Welt mit weniger Verpackungsmüll nicht umsonst sind, davon ist Martina Steuer überzeugt: Am besten verkauft sich in ihrem Laden das Schoko-Crunchy-Müsli. Zu Beginn wurde das noch in kleinen Mengen geliefert. Mittlerweile kommt es in 20-Kilo-Säcken.

© SZ vom 15.02.2022 / mhes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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