Wegen der Eurokrise:Große Nachfrage an Immobilien

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Die Sparkasse hat trotz hoher Preise kaum Angebote für Kaufinteressenten und konstatiert einen Investitionsstau im Landkreis. Um die Nachfrage zu stillen, sieht sie nur einen Weg.

Klaus Schieder

Der Boom auf dem Immobilienmarkt hält im Landkreis unvermindert an. Trotz hoher Preise übersteigt die Nachfrage nach Häusern und Eigentumswohnungen bei Weitem das Angebot. "Die eigenen vier Wände sind für immer mehr Menschen ein wichtiges Ziel", konstatierte Vorstandsvorsitzender Walter Obinger bei einem Pressegespräch der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen.

Zu den Käufern zählen nicht alleine Kapitalanleger, die ihr Geld vermehrt in Immobilien investieren und dabei ein günstiges Zinsniveau nutzen. Eine starke Rolle spielen Leute, die sich teure Mieten sparen und diese Summe lieber in ein eigenes Domizil stecken wollen. "Trotz gestiegener Preise ist die monatliche Belastung bei einem Immobilienkauf immer noch günstiger", sagt Hubert Scheidl, der das Immobiliencenter der Sparkasse leitet.

Die starke Nachfrage hat für Obinger damit zu tun, dass Erfahrungen aus Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise "zu einer Rückbesinnung auf Werte wie Verlässlichkeit und Stabilität" führen. Die Rahmenbedingungen seien überdies ideal - wegen der stabilen Konjunktur und der entspannten Lage auf dem Arbeitsmarkt, aber auch der Baukredite mit Zinssätzen um die drei Prozent. Insgesamt vermittelten Sparkasse und Landesbausparkasse voriges Jahr im Landkreis 2192 Bausparverträge, knapp drei Prozent mehr als 2010.

Vom Sonderfall der Luxus-Quartiere einmal abgesehen, vermag Scheidl nicht genau auszumachen, welche Objekte bei den Interessenten nun am begehrtesten sind. Ob Wohnungen für Singles und Ehepaare, Reihen- oder Doppelhäuser für Familien - "das geht querbeet", meinte er. Obwohl die Sparkassen-Makler in der Region vergangenes Jahr 60 Immobilien vermittelten und damit ein Viertel mehr als noch 2010, haben sie ein Problem: Es gibt kaum mehr Angebote. "Die Nachfrage ist immens, wir könnten viel mehr vermitteln", sagte Scheidl.

Dabei wurden 2011 Jahr im Landkreis insgesamt 365 Wohnungen fertiggestellt, 23,7 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da auch die Zahl der Baugenehmigungen deutlich gestiegen ist- um 27,3 Prozent bei den Eigenheimen und um 24,1 Prozent bei den Wohnungen. Dennoch gibt es einen erheblichen Nachholbedarf. Dies liege am Investitionsstau in den Jahren vor 2010, erklärte Scheidl. Um die Nachfrage zu befriedigen, müssten in der Region jährlich 500 Domizile fertiggestellt werden. "Die Bautätigkeit müsste erheblich zunehmen", so der Leiter des Immobilien-Centers.

Die Preise für Immobilien bezeichnet Scheidl als stabil bis leicht steigend. Bayernweit sind sie für gebrauchte Häuser und Eigentumswohnungen um sieben Prozent nach oben geklettert, für Neubauten um 16 Prozent. Im Landkreis kosten neu errichtete Doppel- und Reihenhäuser im Schnitt zwischen 320 000 und 500 000 Euro, Eigentumswohnungen zwischen 2400 und 3600 Euro pro Quadratmeter. Gebrauchte Häuser sind zwischen 270 000 und 420 000 Euro zu haben, Eigentumswohnungen zwischen 1300 und 2400 Euro je Quadratmeter.

Verblüfft waren selbst die Experten der Sparkasse vom hohen Renovierungsbedarf in der Region. Rund 61 Prozent der Immobilien zwischen Icking und der Jachenau sind älter als 30 Jahre, das Kostenvolumen für Modernisierungen wird auf etwa 1,1 Milliarden Euro taxiert. "Das sind schon Werte, die uns zum Nachdenken bringen." Es bedürfe einer direkten staatlichen Förderung für energetische Sanierungen, die aber noch aussteht. Er glaube, dass viele Hausbesitzer und Wohnungseigentümer auf steuerliche Entlastungen warten, so Scheidl. "Die möchte man gerne mitnehmen." Außerdem seien trotz Veranstaltungen wie der Umweltmesse in Bad Tölz noch nicht so recht die Informationen darüber durchgedrungen, "welche Sanierung welche Kostenvorteile bringt".

© SZ vom 25.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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