Wechsel an der Spitze:Der Direkteinsteiger

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Modern in Blau: Seit Jahresbeginn hat Daniel Kießling die Leitung der Geretsrieder Polizeidienststelle übernommen und wird manches ändern. (Foto: Hartmut Pöstges)

Daniel Kießling leitet die Polizeiinspektion Geretsried für ein halbes Jahr, dann will er weiterstudieren

Von Felicitas Amler, Geretsried

Daniel Kießling fällt in der Polizeiinspektion Geretsried sofort ins Auge: Er trägt bereits die moderne blaue Uniform, während seine Mitarbeiter noch im altgewohnten Moosgrün-Beige auftreten. Die Uniformen werden in Bayern erst nach und nach umgestellt. Kießling aber hat bereits im Polizeipräsidium Oberbayern Süd gearbeitet und gehörte damit zu den ersten neu Eingekleideten. Der 35-Jährige mit der akademischen Laufbahn bringt auch sonst einige Neuerungen in die Inspektion an der Jeschkenstraße, deren jahrelanger Leiter Walter Siegmund in den Ruhestand gegangen ist.

Kießling hat die Leitung zum 1. Januar übernommen. Er sitzt im Zimmer seines Vorgängers noch im alten Mobiliar, in den Regalen ganze Reihen von Aktenordnern, auf dem Schrank Andenken-Bierkrüge. Nein, sagt er, zum Umräumen und zu eigenen Akzenten in seinem neuen Reich sei er noch nicht gekommen. An seinen ersten Tagen in Geretsried habe er sich erst einmal eingehend mit seinem Stellvertreter Emanuel Luferseder unterhalten, der die Inspektion schon länger kennt. Als zweites habe er die hausinterne EDV auf den neuesten Stand gebracht. Anders gesagt: Aktenordner werden in seinem Zimmer künftig nicht dominieren.

Der gebürtige Oberfranke Kießling, der im Landkreis Rosenheim lebt, sagt, Geretsried sei "eine sehr junge, motivierte Dienststelle". Exakte Zahlen über die Planstellen und die reale Besetzung dürfe er nicht nennen, nur so viel: Es seien unter 50 Mitarbeiter, davon etwa ein Viertel Frauen. Und nur einer mit über 50 Jahren arbeite im anstrengenden Schichtdienst. Das Gebiet der Dienststelle - außer der Stadt gehören dazu die Gemeinden Dietramszell und Königsdorf - weise keinerlei Kriminalitätsschwerpunkte auf. Das aufsehenerregende Kapitalverbrechen in Höfen, wo im vergangenen Jahr ein Raubüberfall mit Doppelmord verübt wurde, sei die absolute Ausnahme. Die Anzahl der versuchten Einbrüche im Einzugsbereich der Inspektion etwa habe im vergangenen Jahr bei unter einem pro Monat gelegen. Nur ein Einbruch sei vollendet, aber auch aufgeklärt worden.

An seinem neuen Arbeitsplatz ist Kießling auf drei Mitarbeiter getroffen, die er selbst mit ausgebildet hat: als Polizeifachlehrer für Nebenstrafrecht und Beamtenrecht bei der Bereitschaftspolizei in Dachau. Zuvor hatte er ein Studium an der Hochschule für den öffentlichen Dienst, Fachbereich Polizei, in Fürstenfeldbruck absolviert. Der Wunsch, zur Polizei zu gehen, habe nahegelegen, erklärt er, da Vater und Onkel bei der Bundespolizei arbeiteten.

Kießling ist im Jargon der Polizei ein "Direkteinsteiger", was bedeutet, dass er seine Laufbahn nicht mit dem Streifendienst begonnen hat. Nach seiner Lehrertätigkeit wechselte er ins Polizeipräsidiums Oberbayern Süd und arbeitete als Dienstgruppenleiter bei den Inspektionen in Rosenheim und Miesbach sowie als Sachbearbeiter für Grenzüberschreitende Zusammenarbeit n der Kriminalitätsbekämpfung des Polizeipräsidiums sowie bei der Kriminalpolizei in Rosenheim.

Geretsried ist eine Stufe auf der Karriereleiter des Vaters von drei Kindern: Er strebt ein weiterführendes Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster an. Das sei in etwa so, als wolle ein anderer Student nach dem Bachelor nun den Master machen, erklärt er. Die Inspektionsleitung in Geretsried ist Teil eines Auswahlverfahrens und daher auf ein halbes Jahr befristet. Anschließend muss der Bewerber sich einem polizeilichen Assessment Center stellen.

Kießling darf von Amts wegen nicht über eine Belastung seiner Inspektion stöhnen, er beschränkt sich darauf zu sagen: "Es ist nicht so, dass wir keine Arbeit haben." Dennoch sei Geretsried mit seinem Umgriff aus Polizei-Sicht eine eher ruhige Ecke. Es gehe selten um schwere Kriminalität, öfter um Sachbeschädigungen oder Fahrraddiebstähle. "Das bedeutet zwar Arbeit für uns", sagt Kießling, aber für "das subjektive Sicherheitsgefühl" der Bürger sei es nicht dramatisch.

Auch wenn er nur auf Zeit in Geretsried ist, will der neue Leiter nun die Kontakte zu umliegenden Behörden wie der Stadt, dem Landratsamt oder der Feuerehrschule aufbauen. Er sehe eine wichtige Aufgabe in der "ressortübergreifenden Öffentlichkeitsarbeit" - auch dies eine kleine Neuerung am Jeschkenweg.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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