Was wird aus der Jodquelle?:Wasser für alle

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Till Krause reckt seine Faust mit appellativen Sprüchen vor diversen Tölzer Sehenswürdigkeiten - hier vor der Isarbrücke. (Foto: Till Krause/OH)

Diskussion zur Ausstellung von Florian Hüttner

Weit über 500 Besucher zählte die Ausstellung "Ein Brunnen für Bad Tölz alle!" in der Wandelhalle Bad Tölz bereits. Darin präsentieren die Initiatoren Florian Hüttner und Till Krause von der Galerie für Landschaftskunst seit November vergangenen Jahres Künstlerentwürfe für die Wiederbelebung der fast vergessenen Herderquelle im neben der Wandelhalle gelegenen Park. Zum Abschluss der Ausstellung am Sonntag, 20. Januar, führen die Künstler von 17 Uhr an zum letzten Mal durch die Schau. Dabei diskutieren sie gemeinsam mit dem Hausherrn und Gastgeber Anton Hoefter von der Eigentümerin des Kurparks, Jodquellen AG; dem Stadtpfarrer Peter Demmelmair, der Wackersberger Künstlerin Sabrina Hohmann, Franz Mettal, Diplomforstwirt und Standortgutachter aus Bad Tölz, und den Besuchern über die Fragen, ob die Entwurfsideen erstrebenswert sind und ob sowie unter welchen Umständen sie tatsächlich umgesetzt werden können.

Aber was könnte an den Ideen der Künstler denn überhaupt zu bezweifeln sein? Hüttner und seine Kollegen verfolgen mit der Ausstellung das Ziel, die Herderquelle vor einer Überbauung zu retten. Gleichzeitig werfen sie eine global brisante Frage in den Raum: Wem gehört das Wasser? Mit seinem Entwurf "Ein Brunnen für den Erdkörper!", liefert der Künstler David Brooks eine mögliche Antwort zu der Problematik. Er verknüpft die Herderquelle mit den Proportionen des menschlichen Körpers und zugleich mit dem weiten Landschaftsraum, aus dem die Quelle mutmaßlich ihr Wasser bezieht: Von Bad Tölz bis in die Jachenau und nach Wolfratshausen - und zugleich in die menschlichen Hüften, die Zehen, Hände und den Kopf imaginiert der Künstler die unterirdischen Wasserschichten, aus denen sich das kleine Loch neben der Wandelhalle speist.

Ähnliche Ansätze zeigt der Entwurf von Klara Hobzas mit dem Titel "Für die Erdzeitalter, für Klimawandlungen!". In ihrem Bildapparat, einem Praxinoskop - einer Art Spiegelkabinett -, sind eiszeitliche Gletschermassen aus den Alpen dargestellt, die herannahen und zurückweichen.

"Für den Zaunkönig, die Geringelte Mordwanze und Gams und Mensch und Kratzdistel und und und ... also wirklich für alle!" - so demonstriert weiterhin Till Krause mit seinem Entwurf seine Meinung. In diesem lässt er ein Netz von Brunnenbecken über das gesamte Bad Tölz wuchern. Gänzlich den Begriffen entzogen und in plastische Malerei verwandelt ist hingegen der Brunnen in Anna Schapiros' Farb- und Papierfeldern. Parallel dazu hat die Künstlerin einen Schenkungsvertrag entworfen, der sehr konkret nach der juristischen Umsetzbarkeit eines "Brunnens für alle" fragt.

"In jedem Entwurf steckt etwas ganz klar Machbares; Realisierbarkeit ist eine Frage der Haltung", sagen Hüttner und Krause. Mit der zentrale Behauptung der Ausstellung "Für alle!" richten sie sich damit nicht nur direkt an die Jodquellen AG, die das Brunnengelände verwaltet, sondern an die Allgemeinheit sowie deren Umgang mit der Welt. Denn hinter den beiden Wörtern "für alle" steckt in den Kunstwerken noch viel mehr, als man zunächst vermuten würde.

Diskussion zur Ausstellung "Ein Brunnen für Bad Tölz alle!". Wandelhalle Bad Tölz, Ludwigstraße 14, 20. Januar, 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 15.01.2019 / glau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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