Waldram:Schulsanierung läuft aus dem Ruder

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8,2 Millionen Euro sollte die Erweiterung der Volksschule Waldram eigentlich kosten. Doch es kam anders - die Rede ist jetzt von einem "Millionengrab".

Bernhard Lohr

Die Sanierung und Erweiterung der Grund- und Hauptschule in Waldram wächst sich für die Stadt zum wahren Alptraum aus. Die Kosten sind erneut gestiegen, und zwar um eine Summe, die die größten Befürchtungen bei weitem übersteigt. Erst im Mai dieses Jahres hatten die Architekten und die den Bau überwachenden Ingenieure von Mehrkosten berichtet. Nach gerade einmal einem halben Jahr präsentierten sie am Mittwoch dem Bauausschuss des Stadtrats einen weiteren Anstieg von schlimmstenfalls 771 000 Euro. Auf 10,95 Millionen Euro könnte das Projekt jetzt kommen. Beim Spatenstich 2008 war von 8,2 Millionen die Rede gewesen.

"Millionengrab" Volksschule Waldram: Die Sanierung kostet 2,7 Millionen Euro mehr als beim Spatenstich geplant. (Foto: Hartmut Pöstges)

Den Stadträten war das Entsetzen über die Zahlen anzusehen, die Reaktionen fielen entsprechend deutlich aus. Bürgermeister Helmut Forster (Bürgervereinigung) sagte: "Ich finde es gar nicht lustig, was da passiert". Gabriele Reith (Grüne) ging die Architekten und Ingenieure direkt an. Sie sagte, "das spricht nicht für ihre Künste". Richard Kugler (CSU) bezeichnete die Schule als "Millionengrab".

Das sei nicht mehr vermittelbar, wenn man zugleich Vereinen die Zuschüsse streiche. Verärgerung gab es vor allem darüber, dass in den 815 000 Euro Kosten stecken, die in den vergangenen drei Jahren aufgelaufen sind, also im Mai hätten bekannt sein können. Auch stieß auf Befremden, dass die Architekten wegen der gestiegenen Bausumme ein jetzt um 40 000 Euro höheres Honorar einfordern.

Das letzte Wort ist in der gesamten Angelegenheit allerdings längst nicht gesprochen. Im günstigsten Fall spart sich die Stadt 257 700 Euro von den 771 000 Euro. So viel haben die Architekten einbehalten, weil Firmen zu hoch abgerechnet oder Leistungen nicht wie verabredet erbracht haben sollen. Zudem kündigte Bürgermeister Forster an, die Stadt werde alles unternehmen, um Rückforderungen geltend zu machen. Allerdings rechnet sich die Stadt nur geringe Chancen aus, entgangene Zuschüsse nachträglich zu bekommen. Die waren ja zu einer niedrigeren Bausumme beantragt worden.

Zunächst soll das Bauamt an Hand der Rechnungen klären, was zu welchem Zeitpunkt passiert ist. Stadträte wie Klaus Heilinglechner forderten, die Verantwortlichen ausfindig zu machen, dass zum Beispiel schlicht vergessen wurde, manches auszuschreiben. "Wer hat das vergessen?", fragte er, "wer kommt für die Kosten auf?"

Der federführende Architekt Rainer A. Köhler stand nicht selbst Rede und Antwort. Stattdessen berichtete der beratende Ingenieur des Gautinger Büros, Christian Merk, von Problemen auf der Baustelle. Man habe viele Überraschungen erlebt. Leitungen seien unvermutet ins Freie gelaufen, unter der Bodenplatte seien Leitungen im Wasser gelegen.

Dazu kam, dass man feststellte, dass das Turnhallendach undicht ist. Und zwar erst, nachdem die Solaranlage montiert worden war. Die musste wieder runter und neu montiert werden. Bei den heftigen Regenfällen im Sommer stand der Keller unter Wasser. Merk räumte freilich ein, es sei vergessen worden, die Verkabelung etwa der Brandschutztüren auszuschreiben. Vieles sei neu hinzugekommen, was Geld gekostet habe.

Forster sagte, die Stadt werde, wo begründete Zweifel an Rechnungen bestünden, den Kommunalen Prüfungsverband einschalten. Auch weitere Schritte behalte man sich vor. Josef Praller forderte, das Gesamtprojekt vom Prüfungsverband untersuchen zu lassen. Ingenieur Merk hätte nichts dagegen. "Wir haben kein schlechtes Gewissen", sagte er.

Indirekt kam die Frage auf, ob im Rathaus etwas schiefgelaufen ist. Thomas Wenig, der im Bauamt das Projekt betreut, sagte, ihn habe es "auf den Hosenboden" gesetzt, als er von den Kosten erfahren habe. Zugleich berichtete er, wie er Wünsche, die der Schützenverein ans Bauamt herantrug, an die ausführenden Büros weitergeleitet habe. Diese hätten ihm versichert, alles bewege sich im Kostenrahmen. Der Schützenverein Stoarösl erhält im Keller der Schule einen Schießstand mit zehn Bahnen. Die Stadträte billigten gegen die Stimmen von Gabriele Reith und Richard Kugler (CSU) die Mehrausgaben für die Schule.

© SZ vom 10.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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