Wahl:Geretsried ernennt erstmals einen Stadtbaurat

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Das Zentrum wird eins seiner Themen sein: Rainer Goldstein (l.) ist Geretsrieder Stadtbaurat. Er war Wunschkandidat von Bürgermeister Müller (r.). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Architekt Rainer Goldstein bringt internationale Erfahrung mit. Jetzt muss er für die Stadt Konzepte entwickeln

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Stadt Geretsried hat als erste im weiten Umkreis einen berufsmäßigen Stadtrat als Leiter des Bauamts: Der Stadtrat wählte am Dienstag den 40-jährigen Architekten Rainer Goldstein, der zuletzt im Referat Stadtentwicklung und Städtebauförderung des bayerischen Innenministeriums gearbeitet hat, für sechs Jahre zum Stadtbaurat. Damit soll, so erklärte Bürgermeister Michael Müller (CSU) das Bauamt aufgewertet werden. "Wir stehen vor großen Herausforderungen", sagte er mit Blick auf das Zentrum rund ums Rathaus, die Böhmwiese und den geplanten S-Bahn-Anschluss samt Verschwenkung der Bundesstraße 11.

Im Stadtrat wurde über die Neuerung, die in nicht-öffentlichen Sitzungen vorbereitet worden war, nicht diskutiert. Goldstein tritt seine Stelle am 1. Dezember an. Der bisherige Bauamtsleiter Jochen Sternkopf, dessen Verdienste Müller hervorhob, geht Anfang 2018 in den Ruhestand.

Am Tag nach der Entscheidung präsentierte der Bürgermeister seinen neuen Mitarbeiter in einer Pressekonferenz. Goldstein, der in Landshut groß geworden ist und seit ein paar Jahren mit Frau und Kindern in Münsing lebt, nannte die Geretsrieder Stadtentwicklung "spannend". Er beobachte sie seit geraumer Zeit und habe sich deswegen auf die öffentlich ausgeschriebene Stelle beworben. Städtebauliche Entwicklung sei "eine ganzheitliche Geschichte", die ihn reize. Goldstein hat nach eigener Auskunft nach dem Studium an der Technischen Universität München zwei Jahre an "großen städtebaulichen Projekten" in Spanien mitgearbeitet und dann eine Laufbahn als Regierungsbaumeister eingeschlagen mit Stationen in Ingolstadt, München und Augsburg.

"Diese Veränderungen hier sind extrem spannend und vielfältig", sagte er über Geretsried und prognostizierte einen Umgestaltungsprozess von zehn bis 15 Jahren. Auf jeden Fall werde er sich nach dem Ablauf seiner Wahlperiode von sechs Jahren wieder bewerben. Müller erklärte, das Bauamt werde nun unter Goldsteins Regie insgesamt umstrukturiert; es gehe darum, die Stadtentwicklungsplanung "strategisch" auszurichten und Visionen zu entfalten. Konkrete Schritte seien aber dem neuen Stadtbaurat vorbehalten.

Nach der Bayerischen Gemeindeordnung kann der Gemeinde- oder Stadtrat in Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern berufsmäßige Gemeinderatsmitglieder wählen. Sie haben in den Sitzungen des Rats und seiner Ausschüsse in Angelegenheiten ihres Aufgabengebiets beratende Stimme. Als Wahlbeamte auf Zeit werden sie auf höchstens sechs Jahre gewählt; eine Wiederwahl ist möglich. In Städten wie München werden diese Wahlbeamten als "Referenten" bezeichnet. In Geretsried gab es zuvor noch keinen berufsmäßigen Stadtrat.

Die gravierenden Veränderungen in der Geretsrieder Stadtentwicklung hat Bürgermeister Müller initiiert, der 2014 ins Amt gekommen ist. Er hat einer Erschließung der Böhmwiese jenseits der B 11 eine Umwandlung des Karl-Lederer-Platzes vor dem Rathaus vorgezogen. Dort errichten nun zwei Investoren siebengeschossige Wohn- und Geschäftshäuser, die dem Platz mehr Urbanität verschaffen sollen. Eine großflächige unterirdische Garage soll den Platz weitgehend von Autos freiräumen. Architekt des gesamten Vorhabens ist Klaus Kehrbaum mit seinem Münchner Büro.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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